# taz.de -- Demonstrationen am 1. Mai: Ein bisschen Klassenkampf
       
       > Zur Gewerkschaftsdemo gesellte sich am Sonntag wieder der "Euromayday"
       > für die prekär Beschäftigten. Und am Abend startete eine "revolutionäre
       > Maidemo".
       
 (IMG) Bild: Für bezahlbare Mieten: Die Euromayday-Demonstration erreicht die Reeperbahn.
       
       HAMBURG taz | Mit drei Demonstrationen haben sich verschiedene politische
       Gruppierungen am 1. Mai zu Wort gemeldet. Unter dem Motto "Das muss das
       Mindeste sein" zogen am Morgen die DGB-Gewerkschaften "für faire Löhne,
       gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit" vom DGB-Haus zum Museum der Arbeit.
       
       Die Demonstration der knapp 5.000 Menschen mit vielen Fahnen führte DGB-
       Chef Uwe Grund sowie die Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften an -
       mittendrin im Führungs-Pulk: Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der leger im
       kurzen Hemd erschienen war.
       
       Während auf der Demo Forderungen zu allen gesellschaftlichen Bereichen zu
       finden waren - inklusive gewerkschaftskritischer Parolen wie: "Gegen die
       DGB-Standortpolitik" - drehten sich die Reden auf der Kundgebung um die
       Sozialkrise und die Atomkraft-Politik.
       
       Uwe Grund begrüßte die Initiative Hamburgs, die Abschaltung der
       Atomkraftwerke per Gesetz zu regeln. Für den 28. Mai rief Grund zum großen
       bundesweiten Anti-AKW-Protest "Atomkraft Schluss" in Hamburg auf.
       "Verbreitet die Aufrufe, macht alle mit, wir müssen den Druck verstärken",
       sagte Grund.
       
       Unterstützung bekam Grund vom IG Bau-Vorsitzenden Klaus Wiesehügel. Es
       müsse "eine echte Wende in der Atomkraftpolitik her", sagte Wiesehügel und
       forderte einen "Ausstieg ohne Wiederkehr".
       
       Während Grund den SPD-Senat wegen der Streichung der Kita- und
       Studiengebühren lobte, kritisierte er die "Tricks" von Olaf Scholz bei der
       Neu-Bemessung des Weihnachtsgeldes für Beamte. Wer einen Kompromiss über
       den Kompromiss anstrebe, wetterte Grund, betreibe "staatlich organisierten
       Lohnraub".
       
       Um auf die Situation der prekär Beschäftigten hinzuweisen, sammelten sich
       bei der "Euromayday" genannten Demonstration am Sonntagnachmittag zunächst
       einige hundert Demonstranten beim Park Fiction am Pinnasberg am Hafen.
       Angeführt von einem militanten Kinderwagen - von dem aus Kinder die
       Passanten mit Wasserpistolen nassspritzten, mit dem Fronttransparent
       "Reiche Eltern für alle" - zogen sie mit neonorangen Bauarbeiterwesten,
       Grinsekatzenmasken und Sprechblasenschildern Richtung Reeperbahn. Dort
       schloss sich dann auch das eher spaßorientierte Partyvolk den lauten Bässen
       der Hedonistischen Internationale an.
       
       An der Max-Brauer-Allee hatte die Polizei, die ansonsten zahlenmäßig gering
       vertreten war, das ehemalige Electrolux-Gelände abgeriegelt, um eine
       geplante Aktion zu verhindern. Die Initiative Lux und Konsorten fordert auf
       dem Areal günstigen Gewerberaum für lokale Gewerbetreibende.
       
       Auch die Ex-Frappant-Künstler waren mit einem selbstgebauten Mähdrescher
       vertreten, mit dem sie auf die Lage der Kreativen hindeuten wollten. Laut
       Polizei nahmen 2.200 bis 2.300 Demonstranten am Euromayday teil. Die Zahl
       kommentierte der Veranstalter Frank John mit den Worten "genug ist niemals
       genug".
       
       Kurz vor Reaktionsschluss begann am Abend die "revolutionäre Maidemo", zu
       der antikapitalistische Gruppen aufgerufen hatten. Motto: "Klassenkampf
       statt Standortlogik. Kapitalismus abschaffen!"
       
       1 May 2011
       
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