# taz.de -- Eishockey-WM: "Meine Jungs sind Krieger"
       
       > Bei der WM gelingt den deutschen Kufensportlern wieder ein Coup. Die
       > starke Mannschaft schlägt die Slowakei. Der Bundestrainer möchte nun
       > alles gewinnen.
       
 (IMG) Bild: Der Kampf um den Puck: Marian Hossa (l) von der slowakischen Nationalmannschaft und der deutsche Spieler Patrick Reimer (r).
       
       BRATISLAVA taz | Als das Wort "Wunder" fiel, wurde Uwe Krupp grantig. "Das
       sind deine Worte", rief der Eishockey-Bundestrainer einem Journalisten zu.
       "Ich spreche nicht davon." Nein, mit einem Eishockey-Wunder habe das, was
       sein Team in Bratislava geschafft habe, nichts zu tun. "Es basiert auf
       unseren deutschen Tugenden Arbeit, Fleiß und Ehrgeiz", verkündete der
       45-Jährige feierlich. "Meine Jungs sind Krieger."
       
       Wenn auch per Trainerdekret nichts Wundersames im Spiel sein darf, so haben
       die WM-Auftritte der deutschen Mannschaft aber zumindest märchenhafte Züge.
       Hätte jemand vor dem Turnierstart prognostiziert, dass die DEB-Profis in
       Bratislava erst den 25-maligen Weltmeister Russland besiegen, dann
       Gastgeber Slowakei schlagen und als Gruppensieger in die WM-Zwischenrunde
       einziehen, so wäre er für verrückt erklärt worden.
       
       Genau dies ist nun aber geschehen: Auf das 2:0 gegen die Sbornaja folgte am
       Sonntagabend ein dramatischer 4:3-Sieg gegen die slowakische Auswahl. Das
       deutsche Team steht damit bereits als Gruppensieger fest. In der neueren
       Eishockey-Geschichte ist das keiner deutschen Mannschaft gelungen.
       
       Da Krupps Profis die sechs Punkte der beiden Siege mit in die Zwischenrunde
       nehmen, haben sie gute Chancen, das Viertelfinale zu erreichen. Krupp will
       sich derartigen Träumereien aber nicht hingeben.
       
       "Wir denken nur bis zum nächsten Bully, das hat sich als sinnvoll
       erwiesen", sagt er. Die Partie gegen die Slowenen, die in die Abstiegsrunde
       müssen, nimmt der 45-Jährige deshalb ernst. Auf keinen Fall soll seine
       Mannschaft die Spannung abbauen.
       
       ## Altersschnitt bei 26 Jahren
       
       Seit sechs Jahren ist Krupp im nationalen Amt, nach der WM verlässt er den
       Verband und wird Teammanager der Kölner Haie. Kurz vor dem Abschied kann er
       die Früchte seiner Arbeit ernten. Die Erfolge seines jungen Teams, dessen
       Altersschnitt bei 26 Jahren liegt, sind tatsächlich kein Zufallsprodukt.
       
       Zu Recht ist Krupp stolz auf seinen Einsatz für den Nachwuchs, in den
       vergangenen Jahren war der ehemalige NHL-Profi immer wieder als
       Assistenz-Coach bei Juniorenturnieren im Einsatz. Er kennt seine Profis
       seit Jahren. Die meisten Spieler, die in Bratislava im Einsatz sind, haben
       schon früher zusammen gespielt.
       
       Während die deutschen Kufencracks einst nur im defensiven Bereich stark
       waren, so wurden sie unter Krupps Regie ermutigt, sich auch offensiv etwas
       zuzutrauen. "Ein reines Defensivsystem in jungen Jahren ist nicht gut für
       die Ausbildung unserer Nachwuchsspieler", sagt Krupp. "Mit der
       Nationalmannschaft wollen wir schnelles, körperbetontes, offensives
       Eishockey spielen, und dafür brauchst du Laufbereitschaft, spielerisches
       Talent und Selbstbewusstsein."
       
       Krupps Profis sind durch die Bank schnell, fit und robust. Sie haben keine
       Probleme, das hohe internationale Tempo mitzugehen. Es macht Spaß, ihnen
       zuzusehen. Anders als in der Ära Hans Zach (1998 bis 2004) zerstören die
       DEB-Profis nicht das Spiel, sie gestalten es mit.
       
       Der sensationelle vierte Platz, den die deutsche Auswahl 2010 bei ihrer
       Heim-WM belegt hatte, wirkt nach: Selbstbewusst wie selten zuvor stellen
       sich die deutschen Spieler der internationalen Konkurrenz.
       
       Denn sie haben gelernt, dass sie als kämpferischer Underdog auch gegen
       Weltstars wie die Slowaken Marian Hossa und Pavol Demitra bestehen können.
       "Wir müssen immer am Limit spielen, immer mit vollem Einsatz", sagt der
       Bundestrainer.
       
       Ein weiterer Grund für den Erfolg ist die Geschlossenheit des Teams. "Wir
       sind 25 Freunde", sagt etwa Torhüter Dennis Endras. Und meint das ernst. In
       ihrem Auftreten erinnern die DEB-Spieler an die jungen Wilden des deutschen
       Fußballmeisters Borussia Dortmund. Sie haben Spaß miteinander, sie kämpfen
       füreinander - und glauben an sich.
       
       Einziger Unterschied: Krupp neigt nicht dazu, seine Spieler in Klopp-Manier
       abzuknutschen - zumindest nicht öffentlich. Er ist kein überschwänglicher
       Typ. Auf die Frage, wie weit es seine Mannschaft in Bratislava noch bringen
       könne, antwortete er mit Pokerface: "Wir wollen jedes Spiel gewinnen."
       
       3 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christiane Mitatselis
       
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