# taz.de -- Billigrechner als Bildungsmittel: Der 17-Euro-Computer
       
       > Britische Informatiker bauen einen Miniatur-PC, für den man nur noch
       > einen Bildschirm und eine Tastatur benötigt. Das billige Linux-System
       > soll in Schulen eingesetzt werden.
       
 (IMG) Bild: Was für die kreative Schulstunde: Der Raspberry Pi mit einem angesteckten 12MPixel Kamera-Modul
       
       Auf den ersten Blick sieht der [1][Raspberry Pi] aus wie eine zu groß
       geratene Streichholzschachtel oder ein aufgeblasener USB-Stick. Und doch
       enthält die kleine Box einen vollständigen PC mit stromsparendem
       ARM-Prozessor, Speicher, USB-Anschluss und einem Ausgang für Fernseher.
       
       Benötigt werden nur noch ein kostengünstiger Bildschirm, eine Tastatur
       sowie eine Maus, und schon läuft nach dem Einschalten ein einfach zu
       bedienendes Ubuntu-Linux-System. Mit dem kann man beispielsweise per
       Firefox/Iceweasel im Web surfen oder per Libre Office Bürodokumente
       verfassen.
       
       Spektakulär am Raspberry Pi, der von britischen Informatikern um den
       Spieleentwickler David Braben in ihrer Freizeit entwickelt wurde, ist vor
       allem der Preis: 15 Pfund, also gut 17 Euro, kostet der Miniatur-Rechner.
       Die Briten wollen damit nicht nur Bastler anziehen, die auf der Basis des
       Raspberry Pi Hausvernetzungen, Energiemonitoring oder gar die Steuerung von
       Motoren bewerkstelligen könnten.
       
       Der Mini-PC soll auch im Bildungsbereich Verwendung finden. "Uns geht es
       darum, das Lernen im Informatiksektor anzukurbeln und das insbesondere in
       der Schule. Lernen am Computer soll wieder Spaß machen", schreiben die
       Verantwortlichen, die eine eigene Stiftung gegründet haben und sonst bei
       bekannten britischen IT-Firmen arbeiten.
       
       ## Projekt Raspberry Pi
       
       Das Projekt Raspberry Pi ähnelt dem wesentlich umfangreicheren [2]["One
       Laptop per Child"-Vorhaben (OLPC)], das seit Januar 2005 an einem
       Bildungslaptop für Entwicklungsländer arbeitet und ein erstes, ebenfalls
       Linux-basiertes Gerät seit 2007 verkauft. Allerdings ist der OLPC-Rechner
       mittlerweile technisch veraltet, und es bleibt unklar, wann ein Nachfolger,
       der vermutlich als Tablet-PC gebaut werden soll, auf den Markt kommen wird.
       Einige Prototypen hat das OLPC-Projekt bereits vorgestellt.
       
       Der Raspberry Pi verfolgt einen etwas anderen Ansatz, weil es sich dabei
       nicht um ein vollständiges PC-System handelt. Der Computer lässt sich also
       nicht einfach an Schüler ausgeben, denen Tastatur, Maus und Bildschirm noch
       fehlen. Die Kosten für diese Geräte sind allerdings verhältnismäßig gering,
       zumal man auch ältere Modelle verwenden kann. Selbst Fernseher mit
       einfachem Composite-Anschluss werden unterstützt. Das erinnert an die
       Heimcomputer der 80er Jahre - auch damals besaßen die wenigsten Nutzer
       Spezialbildschirme für ihren Rechner und nutzten stattdessen das im
       Haushalt vorhandene TV.
       
       Immerhin 700 MHz Prozessorleistung und 128 Megabyte Hauptspeicher bringt
       der Raspberry Pi mit. Seine Hardware ist schneller als die des
       Original-iPhone. Selbst die Grafikausgabe mit OpenGL und einer Auflösung
       von bis zu 1080p kann sich sehen lassen. Abgelegt werden die Daten auf
       einer einsteckbaren SD-Speicherkarte. Diese muss zum Preis ab fünf Euro
       allerdings noch zusätzlich gekauft werden.
       
       ## Einfach zu bedienende Software-Oberflächen
       
       David Braben ist sich sicher, dass er mit dem Gerät die avisierte
       Zielgruppe erreicht. "Damit kann man programmieren, lernen, aber auch
       Facebook oder Twitter nutzen", sagte er der britischen BBC. Schüler könnten
       erfahren, wie ein PC funktioniere. "Heute wird die Technik gerne versteckt.
       Es gibt eine Barriere zwischen dem Nutzer und dem wirklich Interessanten
       und Kreativen." Er hoffe, dass der Raspberry Pi dabei helfe, diesen Umstand
       zu verändern. "Aus Konsumenten sollen Kreative werden." Dafür planen die
       Informatiker einfach zu bedienende Software-Oberflächen, mit denen Schüler
       beispielsweise lernen können, wie man Daten filtert und kleine Programme
       schreibt.
       
       Die Macher träumen davon, den Mini-PC in die Hände möglichst vieler Kinder
       und Jugendlicher gelangen zu lassen. "Im Prinzip könnte man das Gerät auch
       verschenken, wenn man alternative Finanzierungsmodelle hinbekommt." Dann
       sei es egal, ob ein Kind arm oder reich sei. Braben und dem Rest der
       Raspberry-Pi-Mannschaft geht es aber auch darum, den Informatikunterricht
       zu verändern: Statt nur Office-Programme oder das Tippen zu lernen, soll
       das Programmieren wieder gefragt sein. Momentan arbeiten Braben und sein
       Team an einem Raspberry-Pi-Rechner, der in die Massenproduktion gehen
       könnte.
       
       10 May 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.raspberrypi.org/
 (DIR) [2] /1/netz/artikel/1/billiger-und-ohne-tasten/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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