# taz.de -- Google und Facebook: Schmutzige Wäsche
       
       > Mit einer lancierten Schmutzkampagne ging Facebook gegen Google vor – das
       > flog auf. Hintergrund dürfte der Kampf um Werbekunden sein.
       
 (IMG) Bild: Du! Nein, du! Google und Facebook behakeln sich schon länger.
       
       BERLIN taz | Facebook hat versucht, negative Presse über Google zu streuen.
       Über die PR-Agentur Burson-Marsteller wurde dem Blogger Chris Soghoian ein
       Artikel vorgeschlagen, der Googles "weitreichenden Missbrauch privater
       Nutzerdaten" zum Thema haben sollte. Der allerdings ging nicht auf das
       Thema ein, sondern [1][stellte den Mailverkehr online].
       
       Facebook hat zugegeben, die Aktion angestoßen zu haben, ist sich aber
       keiner Schuld bewusst. "Eine Verleumdungskampagne ist weder authorisiert
       noch beabsichtigt gewesen", heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.
       Burson-Marsteller sei nur beauftragt gewesen, die Aufmerksamkeit darauf zu
       fokussieren, dass Google Facebook-Daten in seinem Dienst Social Circles
       ausweitet.
       
       Ein Mitarbeiter von Burson-Martellers stellt den Sachverhalt etwas anders
       dar: Facebook habe darauf bestanden, mit dem Auftrag nicht in Verbindung
       gebracht zu werden. Das sei "keinesfalls eine übliche Arbeitsanweisung" und
       widerspreche auch der Firmenpolitik, [2][sagte ein Mitarbeiter der
       Financial Times]. Der Auftrag hätte abgelehnt werden müssen.
       
       Google und Facebook behakeln sich bereits seit längerer Zeit. 600 Millionen
       Besucher pro Monat verzeichnet Facebook momentan, Tendenz steigend. Bisher
       sind alle Versuche von Google, selbst ein soziales Netzwerk aufzubauen,
       gescheitert: stattdessen versucht das Unternehmen, die eigene [3][Suche
       sozialer und individueller zu machen]. Dabei spielt der Social Circle eine
       Rolle: neben der algorithmisch basierten Suche sollen Vorlieben von
       Freunden und Bekannten mit in die Ergebnisse einfließen. Dazu sollen Daten
       von anderen Diensten mit in die Suche einbezogen werden, zum Beispiel
       Twitter, Flickr und auch Facebook.
       
       ## Kritik aus der Blogosphäre
       
       Vor dieser Entwicklung hatte Burson-Martellers in ihrer Brandmail
       eindringlich gewarnt. Chris Soghoian aber entgegnete, man mache hier aus
       einer Mücke einen Elefanten. Social Circle sei nicht gefährlich.
       
       Dafür aber musste Facebook für seine Methoden viel Kritik aus der
       amerikanischen Blogosphäre einstecken. Bei Techcrunch [4][schreibt Michael
       Arrington], heimlich eine PR-Firma zu beauftragen, sei nicht nur "anstößig,
       unlauter und feige". Sondern obendrei "sehr, sehr dämlich". Tatsächlich ist
       die Auswertung der Facebook-Daten durchaus gefährlich – aber weniger für
       die Nutzer, sondern für Facebook selbst. "Die Nutzer stört überhaupt nicht,
       was da gerade passiert", so Arrington. Facebook versuche, etwas zu
       beschützen, das man für sein Eigentum hält – wobei die wichtigsten Daten,
       die Facebook hat, von seinen Nutzern produziert werden und deswegen auch
       ihnen gehören sollten.
       
       Dass es der Seite nicht um den Schutz der Privatsphäre geht, dokumentieren
       die zahlreichen Datenskandale und die systematischen Verstöße gegen
       Datenschutzrichtlinien. Erst heute hat der Verbraucherzentrale
       Bundesverband deswegen einen [5][Aufruf an den Facebook-Investor Goldman
       Sachs] lanciert, man solle Einfluss auf die Firmenpolitik nehmen.
       
       Google und Facebook sind Konkurrenten auf dem Werbemarkt, und seit
       Google-Gründer Larry Page vor einem Monat die Maxime ausgab, Social Search
       habe Top-Priorität, fürchtet Facebook um seine Online-Werbeeinahmen.
       [6][Dan Lyons sieht auf The Daily Beast] die Schlacht um
       zielgruppenspezifisches Onlinemarketing eröffnet. "Schweirig zu sagen",
       schreibt er, "ob Google Facebooks Vorherrschaft im social network-Bereich
       brechen kann. Aber nach diesem – Verzeihung – unbeholfenen Vorgehen scheint
       Facebook nicht mehr unbesiegbar. Tatsächlich scheint es sogar ein bisschen
       besorgt."
       
       13 May 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://pastebin.com/zaeTeJeJ
 (DIR) [2] http://blogs.ft.com/fttechhub/2011/05/facebook-admits-its-pr-firm-briefed-against-google/
 (DIR) [3] /1/netz/netzoekonomie/artikel/1/google-kann-jetzt-bis-1-zaehlen/
 (DIR) [4] http://techcrunch.com/2011/05/12/facebook-loses-much-face-in-secret-smear-on-google/
 (DIR) [5] http://www.vzbv.de/go/presse/1485/index.html?ref_presseinfo=true
 (DIR) [6] http://www.thedailybeast.com/blogs-and-stories/2011-05-12/facebook-busted-in-clumsy-smear-attempt-on-google/2/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frédéric Valin
       
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