# taz.de -- Atom-Sicherheitsstudie: Licht aus in Brunsbüttel
       
       > Den Meilern Brunsbüttel und Unterweser droht nach der Vorlage des
       > Berichts der Reaktor-Sicherheitskommission das Ende. Der Pannenreaktor in
       > Krümmel hingegen könnte zum Zankapfel werden.
       
 (IMG) Bild: Jetzt wird es eng: Das Atomkraftwerk Brunsbüttel kommt im Bericht der Reaktorsicherheitskommission schlecht weg.
       
       HAMBURG taz | Das Atomkraftwerk Brunsbüttel gehört zu den unsichersten der
       Republik und wird wohl nie wieder ans Netz gehen. Das deutete
       Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am Dienstag in Berlin bei der
       Vorstellung des Berichts der Reaktorsicherheitskommission (RSK) an. Der
       Meiler an der Unterelbe genüge "nicht einmal den Sicherheitsanforderungen
       für den Absturz eines kleinen Flugzeugs".
       
       Ebenso wie drei süddeutsche Reaktoren habe Brunsbüttel "keine nachgewiesene
       Sicherheitsauslegung" und erfülle "nicht die kleinste der drei geprüften
       Sicherheitsstufen", sagte Röttgen. Alle sieben Alt-AKWs seien entweder gar
       nicht oder nur ungenügend vor Flugzeugabstürzen geschützt, davor könne "die
       Politik nicht die Augen verschließen".
       
       Das im Zuge des Atom-Moratoriums im März abgeschaltete Kraftwerk
       Unterweser, das ebenfalls zu den sieben Alt-Reaktoren gehört, steht auch
       nicht viel besser da als Brunsbüttel. Nach RSK-Berechnungen erfüllt es
       lediglich die Schutzanforderungen der untersten von drei Sicherheitsstufen
       bei einem Flugzeugabsturz.
       
       Die SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag fordert darum, "Unterweser
       nicht wieder ans Netz" zu lassen. Sogar der niedersächsische
       CDU-Fraktionschef Björn Thümler sagte am Dienstag, er könne sich "nicht
       vorstellen, dass Unterweser wieder ans Netz geht". Es gehe dabei "um die
       Glaubwürdigkeit der Politik".
       
       Einzig FDP-Umweltminister Hans-Heinrich Sander wollte das AKW noch nicht
       aufgeben und forderte von Unterweser-Betreiber Eon in "NDR aktuell", den
       Atommeiler zum Schutz vor Flugzeugabstürzen und Hochwasserkatastrophen
       nachzurüsten.
       
       Die RSK-Sicherheitsüberprüfung enthält sich solcher Empfehlungen ganz und
       fordert stattdessen weitere Prüfungen. Klar aber ist: An allen deutschen
       Atomkraftwerken wurden Sicherheitsmängel entdeckt.
       
       Auch vergleichsweise moderne Reaktoren wie Brokdorf, Grohnde oder Emsland
       genügen in weiten Bereichen nicht den höchsten Schutzanforderungen. So
       patze Brokdorf etwa beim Hochwasserschutz: Es "werden die
       Bewertungskriterien der Level 2 und 3 nicht erfüllt", heißt es in dem der
       taz vorliegenden Sicherheitsbericht.
       
       Im Wesentlichen dreht sich die Stilllegungs-Debatte jedoch um die
       Alt-Reaktoren, die im Zuge des Atom-Moratoriums abgeschaltet worden sind,
       sowie um die beiden Reaktoren in Brunsbüttel und in Krümmel, die sich
       bereits seit Pannen im Jahr 2007 nicht mehr am Netz befinden.
       
       Nach den Ergebnissen der Studie hat im norddeutschen Raum Brunsbüttel die
       schlechtesten, Unterweser etwas bessere und Krümmel als relativ moderner
       Reaktor die besten Überlebenschancen. Hinter den Kulissen kündigte
       Mitbetreiber Vattenfall bereits an, um die Wiederinbetriebnahme des
       leistungsstarken Krümmeler Reaktors kämpfen zu wollen.
       
       Nach Ansicht von Greenpeace rechtfertigt der Bericht hingegen auch die
       Stilllegung des Pannenreaktors in Krümmel. Auch in der Elbmarsch gebe es
       "keine Auslegung gegen ein mittleres Verkehrsflugzeug", stellt die
       RSK-Studie fest und sieht auch hier Sicherheitsstufe zwei "ohne zusätzliche
       Nachweise" nicht erfüllt.
       
       Heinz Smital, Atom-Experte von Greenpeace, sagt deshalb: "Ein Weiterbetrieb
       wäre unverantwortlich." Auch Ex-Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne)
       sprach sich für die endgültige Stilllegung von Krümmel aus.
       
       Die Sicherheitsstudie ist allerdings umstritten. Weil sie sich bei der
       Bewertung einer Reihe von Fragen auf "nicht überprüfbaren Einschätzungen
       der AKW-Betreiber" verlasse, lege "die gewohnte Nachweistiefe" nicht vor,
       kritisiert die für Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf zuständige Kieler
       Atomaufsicht. Im Klartext: Die Studie ist als zu betreiberfreundlich zu
       bewerten.
       
       17 May 2011
       
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