# taz.de -- BRANDANSCHLAG: Pendeleien bis Donnerstag
       
       > Bahnverkehr bleibt nach Brandanschlag eingeschränkt. Fahndung nach Tätern
       > bisher erfolglos. Atomkraftgegner distanzieren sich. Bahn sieht kein
       > Sicherheitsproblem.
       
 (IMG) Bild: Nach Polizeiangaben gibt es noch keine konkrete Spur im Fall des Brandanschlags am Berliner Bahnof Ostkreuz, wo am Dienstag Mitarbeiter an der Brandstelle zu Werke gingen.
       
       Auch einen Tag nach dem Brandanschlag auf eine Kabelbrücke am S-Bahnhof
       Ostkreuz, fahren die Züge nur eingeschränkt. Zwar herrschen am Dienstag
       nicht mehr die chaotischen Verhältnisse wie am Montag, doch nach wie vor
       sind Hunderttausende von den Folgen des Anschlags betroffen.
       
       "Nach derzeitiger Einschätzung werden die Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr
       noch bis Donnerstag andauern", teilte die Bahn auf Nachfrage mit. Die
       Einschränkungen im Regional- und Fernverkehr sollten nach Möglichkeit schon
       früher aufgehoben werden. Mit rund 50 Mitarbeitern arbeite man rund um die
       Uhr um die beschädigten Kabel zu ersetzen und die Signal-, Leit- und
       Sicherungstechnik wieder herzustellen.
       
       In der Nacht zu Montag hatte eine Kabelbrücke, die über den Markgrafendamm
       am Ostkreuz verläuft, gebrannt. Die Stromversorgung der S-Bahn brach
       daraufhin teilweise zusammen, auch Datenleitungen der Bahn wurden massiv
       beschädigt. Chaotische Zustände im Verkehr und ein mehrstündiger Ausfall
       der Internetdienste der Bahn waren die Folgen. Die Polizei hatte am Tatort
       Spuren von Brandbeschleunigern gefunden. Sie geht daher davon aus, dass das
       Feuer vorsätzlich gelegt wurde.
       
       Ein im Internet verbreitetes Bekennerschreiben einer linksautonomen
       Gruppierung begründet den Anschlag vor allem mit der Kritik an der
       Atompolitik und dem Waffenhandel Deutschlands. In dem Text wurde ein
       möglicher Tathergang beschrieben. "Vor Ort gefundene Beweise lassen
       zusammen mit der Detailtiefe und der Ausdrucksweise des Schreibens auf
       dessen Authentizität schließen", sagte ein Polizeisprecher. Mittlerweile
       habe der für die Bekämpfung politisch motivierter Straftaten zuständige
       Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Erfolgsversprechende Erkenntnisse
       gebe es aber noch nicht. "Erfahrungsgemäß ist so etwas keine Frage von
       Stunden, sondern von Tagen."
       
       Trotz der massiven Auswirkungen des Kabelbrandes sah die DB am Dienstag
       keinen Anlass für ein neues Sicherheitskonzept. "Bei einem Streckennetz von
       34.000 Kilometern wird es nie einen hundertprozentigen Schutz geben, vor
       allem nicht gegen solch extreme kriminelle Energie", sagte ein
       Bahnsprecher. Man werde nun aber noch einmal neuralgische Punkte betrachten
       und überlegen, ob man dort ausreichend aufgestellt sei.
       
       Jens Wieseke von der Berliner Fahrgastvereinigung (IGEB) kritisierte diese
       Haltung: "Dass die Bahn in der jetzigen Situation sagt, es müsse sich
       nichts grundlegend ändern, halte ich für voreilig und bedauere es."
       
       Einen Bericht der Berliner Zeitung, in dem ein "hochrangiger S-Bahner" mit
       der Aussage zitiert wurde, die Anschläge seien offensichtlich von jemandem
       verübt worden, der sich sehr gut bei dem Unternehmen auskenne, dementierte
       die Bahn gegenüber der taz. "Das ist reine Spekulation. Wir müssen
       abwarten, was die polizeilichen Ermittlungen ergeben", sagte ein Sprecher.
       Auch könne nicht von einer Häufung der Vorfälle gesprochen werden: "Auf die
       DB gibt es generell immer wieder Anschläge aus der linken Szene."
       
       Der Anschlag wurde von sämtlichen Parteien im Abgeordnetenhaus scharf
       verurteilt. Auch Atomkraftgegner distanzierten sich. "Da springen Leute auf
       eine Bewegung auf, mit der sie absolut nichts zu tun haben", sagte etwa Uwe
       Hiksch von der Umweltschutzorganisation Naturfreunde.
       
       24 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Fischer
       
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