# taz.de -- Kommentar Situation im Jemen: Saleh wie Idi Amin
       
       > Der Jemen steht am Rande eines Bürgerkriegs, die Bedingungen dafür sind
       > geradezu "ideal". Von außen gibt es leider nur wenig Möglichkeiten, Druck
       > auszuüben.
       
 (IMG) Bild: Feuerschein in einem Viertel in Sanaa, in dem auch in der Nacht die Kämpfe zwischen Armee und Stammeskämpfern nicht ruhten.
       
       Im Jemen spricht derzeit vieles dafür, einfach abzuwarten, dass Salehs
       Macht weiter bröckelt. Denn am Montag sind weitere wichtige Verbündete ins
       Lager der Opposition gewechselt: Zwei Armeegenerale im Süden und zum ersten
       Mal - zusammen mit seiner Brigade - ein General der Republikanischen Garde,
       Salehs Elitetruppe, die von einem seiner Söhne geführt wird. Dies zeigt,
       dass irgendwann auch Saleh einknicken könnte.
       
       Alle Akteure sind sich bewusst, dass sie am Rande eines Bürgerkriegs
       stehen. Je nach Zählweise wäre es schon der Vierte oder Fünfte im Jemen.
       Fast jeder ist in diesem Land bewaffnet, und die Gesellschaft ist in viele
       Clans zersplittert. Das sind "ideale" Voraussetzungen.
       
       Salehs Gegner waren deshalb bisher erstaunlich geduldig. Die Demonstranten
       gehen weiter friedlich auf die Straße, und die zehn Al-Ahmar-Brüder, die
       den größten Clan im Jemen repräsentieren und sich vergangene Woche noch
       Scharmützel mit Salehs Truppen in Sanaa lieferten, haben einem
       Waffenstillstand zugestimmt. Sie alle wissen, dass ein weiterer blutiger
       Konflikt Saleh nur helfen würde, länger an der Macht zu kleben.
       
       Es ist gefährlich, mit einem Bürgerkrieg zu spielen. Deshalb also doch
       lieber handeln? Leider gibt es nicht viele Möglichkeiten, von außen Druck
       auf Saleh aufzubauen. Die USA haben ihm gesagt, dass er gehen muss, ebenso
       Ägyptens Generale. Nun hat sich auch Saudi-Arabien durchgerungen und
       zusammen mit den anderen fünf Golfmonarchien ein Abkommen ausgearbeitet,
       das Saleh Immunität zusichert, wenn er abtritt. Eine schwere Entscheidung:
       Erst am Montag haben Salehs Truppen ein Massaker in der Stadt Taiz verübt.
       
       Trotzdem muss Saudi-Arabien ihm sogar noch mehr bieten. Es muss Saleh von
       einem Handel überzeugen wie damals dem mit Idi Amin, dem ugandischen
       Diktator: Wenn er sich zurückzieht, darf er in Ruhe seinen Lebensabend in
       Saudi-Arabien verbringen. Nur so kann er dazu gebracht werden, nicht weiter
       mit dem Bürgerkrieg zu spielen.
       
       30 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Böhm
       
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