# taz.de -- Kommentar Kommunalwahlen in Italien: Berlusconi verliert den Rückhalt
       
       > Nach der deftigen Niederlage steht Berlusconi wirklich mit dem Rücken zur
       > Wand, diesmal droht ihm ernsthaft das politische Aus. Denn das Volk steht
       > nicht mehr hinter ihm.
       
 (IMG) Bild: Fühlt sich verfolgt: Silvio Berlusconi.
       
       Schwerer hätte die Niederlage für Silvio Berlusconi bei den Kommunalwahlen
       nicht ausfallen können. Hart trifft ihn, dass Mailand und Neapel, aber auch
       traditionell rechte Städte wie Cagliari und Triest an die Linke gingen.
       Doch noch übler für Silvio ist die Tatsache, dass seine Opponenten
       praktisch überall wahre Erdrutschsiege einfuhren.
       
       Selbst seine treuesten und servilsten Paladine reden die Lage nicht mehr
       schön. Diesmal steht Berlusconi wirklich mit dem Rücken zur Wand, diesmal
       droht ihm ernsthaft das politische Aus. Seine Skandale, seine Prozesse,
       seine - darf man den Oppositionsparteien glauben - erfolgreichen
       Bemühungen, sich auch per Stimmenkauf die Mehrheit im Parlament zu sichern,
       kann er nun nicht mehr mit dem Hinweis vom Tisch wischen, er habe "das
       Volk" auf seiner Seite.
       
       "Das Volk" fiel diesmal nicht mehr auf einen Wahlkampf herein, der zur
       einen Hälfte aus Hetze gegen Muslime, Schwule, "Kommunisten" oder
       "Zigeuner", zur anderen aus populistischen Versprechen der billigsten Sorte
       bestand. Selbst die konservativen Wähler der christdemokratischen
       Zentrumsunion und der neuen rechten Kleinpartei des Präsidenten des
       Abgeordnetenhauses, Gianfranco Fini, stimmten in Mailand und anderswo für
       stramm linke Kandidaten, nach dem Motto: Weg mit Berlusconi!
       
       Diese neue Einheit einer breit gefächerten Opposition ist die große Chance
       für die Linke. Nun ist es an ihr, die Gelegenheit zu nutzen. Dabei steht
       sie vor dem altbekannten Dilemma: Nur im breiten Bündnis von ganz links bis
       weit rechts ist Berlusconi zu schlagen - mit einem solchen Bündnis ist aber
       an der Regierung kaum Staat zu machen, wie das Scheitern der Koalition
       unter Romano Prodi im Jahr 2008, nach 18 Monaten Regierungszeit, zeigte.
       
       Aus dieser Falle führt nur ein Weg: die Schaffung einer taktischen Allianz,
       die sich darauf beschränkt, Berlusconi abzulösen, das Wahlgesetz zu ändern,
       und Italien den Übergang zu politischer Normalität ermöglicht.
       
       31 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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