# taz.de -- Mehr Ehec-Fälle in Berlin: Nachschub für den Kompost
> Zahl der Ehec-Fälle in Berlin hat sich fast verdoppelt. Die Quelle bleibt
> weiter unklar, das Gemüse wandert in der Stadt vielfach in den Abfall.
(IMG) Bild: Will keiner mehr haben: die Gurke.
Zwischen Strauch- und Fleischtomaten schrumpeln die grünen Gurken. Eben hat
das Stück noch 59 Cent gekostet, gestern waren es sogar noch 20 Cent mehr.
Nun hängt der Kreuzberger Gemüsehändler Yusuf Örs ein neues Preisschild an
die Kiste: 39 Cent. "Das nützt aber alles nichts, die Leute kaufen sie
einfach nicht." Den Tomaten drum herum ergehe es nicht viel besser. "Das
meiste landet dort", sagt Örs und zeigt auf den Gemüsehaufen, der für den
Abfall bestimmt ist. Ärgerlich sei das. Zumal inzwischen klar ist, dass
Gurken nicht die Quelle allen EHEC-Übels sind.
Seit Anfang Mai versetzt die durch den EHEC-Erreger verursachte
Durchfallerkrankung vor allem den Norden Deutschlands in Aufruhr. Mehr als
1.500 Menschen sind bundesweit erkrankt, viele von ihnen leiden an der
lebensbedrohlichen Folgeerkrankung Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS).
Mindestens 15 Menschen sind bislang bundesweit daran gestorben.
In Berlin hat sich die Zahl der Erkrankungen seit Montag fast verdoppelt.
"Aber wir erwarten keine weitere Verschlimmerung der Situation", hieß es
aus der Gesundheitsverwaltung. Seit dem 1. Mai sind 21 BerlinerInnen
nachweislich an EHEC erkrankt. Die Zahl der an HUS erkrankten Patienten
stieg auf neun, sechs von ihnen haben einen Bezug nach Norddeutschland, wo
der Ursprung der Infektion vermutet wird.
In der vergangenen Woche hatten Forscher des Instituts für Hygiene und
Umwelt in Hamburg spanische Gurken als mögliche Quelle identifiziert. Da
diese auch nach Berlin ausgeliefert wurden, folgte die
Gesundheitsverwaltung einer EU-Schnellwarnung und lässt seitdem das grüne
Gemüse zurück rufen. Außerdem testen Lebensmittelkontrolleure seit
Donnerstag vergangener Woche in Gastronomiebetrieben und im Handel
stichprobenartig Gurken, Tomaten und Salat aus allen Bezirken auf den
Erreger. Die Kontrollen laufen noch bis Ende der Woche, bislang waren alle
Ergebnisse negativ.
Nach neuesten Erkenntnissen des Hygieneinstituts ist allerdings inzwischen
klar: Die spanischen Gurken waren zwar mit EHEC verkeimt, aber nicht mit
dem bei den HUS-Erkrankten nachgewiesenen Bakterienstamm. Damit ist die
Quelle des Erregers weiter unklar.
An der Warnung vor rohem Gemüse halten Bundesgesundheitsministerium und
Berliner Gesundheitsverwaltung dennoch fest. Gemüsehändler Örs wird also
vermutlich auch morgen auf Gurken, Tomaten und Salat sitzen bleiben.
31 May 2011
## AUTOREN
(DIR) Manuela Heim
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