# taz.de -- Abstimmungspanne in Bayern: Koalitionskrach um Mülltonnen
> Die bayerische SPD brachte im Landtag überraschend einen Antrag über die
> Müllentsorgung durch. Der Grund: CSU und FDP hatten sich nicht richtig
> abgesprochen.
(IMG) Bild: Eine Frage der Zuständigkeit: Um die Entsorgung des Mülls in Bayern gibt es Streit in der Koalition.
Damit hatte die bayerische SPD nun wirklich nicht gerechnet. Mit Stimmen
der CSU haben die oppositionellen Sozialdemokraten im Landtag einen Antrag
durchgebracht, der die geplante Privatisierung des Abfallrechts verhindern
soll. "Ich habe sowas in den letzten 13 Jahren noch nie erlebt", sagte der
umweltpolitische Sprecher der SPD, Ludwig Wörner, der taz. "Dass sich die
CSU nicht an den Koalitionsvertrag hält, ist schon ein Ding." Ein
positives, wie er hinterher schiebt.
Noch wenige Wochen zuvor hatten sich CSU und FDP im Umweltausschuss mit
Verweis auf den Koalitionsvertrag einstimmig gegen den Antrag
ausgesprochen, der dafür plädiert, die Müllentsorgung für alle Zeiten von
den Kommunen regeln zu lassen. Am Donnerstag dann, bei einer von der SPD
einberufenen Dringlichkeitssitzung des Landtags, geriet laut Wörner einer
der CSU-Abgeordneten ins Wanken und sagte in seiner Rede, er wolle sich
enthalten.
Wer es war, wollen weder Wörner noch die CSU-Fraktion sagen. Klar ist nur:
Nach dieser Rede war die Verunsicherung bei den CSU-lern groß. Einer wird
mit den Worten zitiert: "Wenn das so ist, dann mache ich auch nicht mehr
mit."
Bei der namentlichen Abstimmung votierten schließlich 30 CSU-Mitglieder für
den SPD-Antrag. Obwohl es anders abgesprochen war. Die FDP spekuliert, dass
für den ein oder anderen CSU-Abgeordneten der Druck der kommunalen
Spitzenverbände dann doch zu groß war. Die Christsozialen hingegen schieben
den schwarzen Peter den Liberalen zu. Fraktionschef Georg Schmid sagte der
taz, eine missverständliche Äußerung der FDP im Plenum hätten die
CSU-Mitglieder so interpretiert, als sei der Fraktionszwang praktisch
aufgehoben.
## Es kracht nicht zum ersten Mal in der bayerischen Regierungskoalition
Während die Sozialdemokraten immer noch freudig fassungslos den Kopf
schütteln ob dieser Abstimmungspanne, hinterfragte die FDP prompt den Sinn
des Regierungsbündnisses. Thomas Hacker, Fraktionschef der Liberalen im
Landtag, habe nach der Abstimmung im Plenarsaal lautstark von
Koalitionsbruch gesprochen, erzählt Wörner. Es wäre nicht das erste Mal,
dass es kracht im fragilen CSU-FDP-Gebilde an der Isar.
Zwar ruderte FDP-Sprecher Rafael Freckmann am Donnerstag wieder zurück und
sagte der taz, es habe ein klärendes Gespräch zwischen Hacker und Schmid
gegeben, von einem Ende der Koalition könne nicht mehr die Rede sein. Aber
schon Themen wie Gesundheitspolitik und Atomausstieg offenbarten zu einem
früheren Zeitpunkt den ein oder anderen Riss in der Koalition.
Allerdings: Sich im Streit um eine Mülltonne zu entzweien erschien den
beiden Regierungspartnern dann doch zu skurril. Auch Georg Schmid hält die
Angelegenheit inzwischen für geklärt. "Sowas darf nicht passieren - es ist
aber leider passiert", sagte er. "Teile der CSU haben den Antrag der SPD
zwar geistig mitgetragen, aber eigentlich hätte die Koalitionsabsprache
gelten müssen." Nach dem Gespräch sei nun aber wieder alles gut.
An ein vorzeitiges Ende der schwarz-gelben Regierungszeit, so sehr er sich
auch wünschen würde, glaubt selbst SPD-Mann Ludwig Wörner nicht. "Auch wenn
die Stimmung zwischen CSU und FDP jetzt noch schlechter ist als ohnehin
schon – ich bin sicher, der Machterhalt wird beiden Lagern am Ende
wichtiger sein als eine vermasselte Abstimmung."
10 Jun 2011
## AUTOREN
(DIR) Steffi Dobmeier
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