# taz.de -- Kommentar Folgen der Ehec-Krise: Erkennen, handeln, vorbeugen
       
       > In der Ehec-Krise zeigt sich: Es ist nicht verantwortungslos, eine gut
       > begründete Verzehrwarnung auszusprechen. Alles andere wäre ein Spiel mit
       > Leben und Tod.
       
 (IMG) Bild: Jetzt befürchtet man, der Ehec-Erreger könnte mit Wasser auf die Felder gelangen.
       
       Die Indizienkette wird dichter: Es waren die Sprossen aus einem
       Gartenbaubetrieb im niedersächsischen Bienenbüttel, die zur Ehec-Epidemie
       mit bislang 35 Toten und Hunderten schwer Erkrankten geführt hat. Seit
       Montag gibt es zudem Hinweise darauf, welche Sprossenart verkeimt war. Noch
       ist aber unklar, wie die Sprossen verseucht wurden.
       
       Waren bereits die Sprossensamen belastet? Oder haben Beschäftigte oder
       Produkte von außen - etwa Brunnenwasser - den Keim in die Produktionskette
       gebracht? Erst wenn diese Fragen geklärt sind, lassen sich Rückschlüsse auf
       künftige Vorsorgemaßnahmen ziehen.
       
       Im Moment spricht einiges dafür, dass bereits Sprossensamen verkeimt waren.
       Daher rät das Bundesinstitut für Risikobewertung den Verbrauchern, auch
       selbstgezogene Sprossen nicht zu verzehren. Zu Recht. Im Zweifel steht der
       Schutz von Leib und Leben über den wirtschaftlichen Interessen der
       Produzenten, etwa der von Sprossensamen. Sollten verseuchte Samen die
       Ursache sein, stellen sich weitere Fragen: Wo kommen die Samen, teilweise
       aus China importiert, genau her? Wie sieht die Produktion vor Ort aus, wie
       kann das Saatgut in Deutschland besser kontrolliert werden?
       
       Dennoch wird es immer wieder Krankheitswellen geben, die durch verseuchte
       Lebensmittel ausgelöst werden. In diesem Fall ist es wichtig, dass die
       Behörden schnell und konsequent handeln - und die Bevölkerung ad hoc
       informieren. Letzteres hat der niedersächsische Landwirtschaftsminister
       Gert Lindemann (CDU) vor gut einer Woche getan, als er vor Sprossen aus
       Bienenbüttel warnte. Er wurde dafür als voreilig kritisiert.
       
       Zu Unrecht, wie sich nun zeigt. Dabei hätten die Kritiker auch vorher
       wissen können: Nicht der Minister handelt verantwortungslos, der eine gut
       begründete Verzehrswarnung ausspricht, sondern derjenige, der einen ernsten
       Verdacht für sich behält, um weitere Proben abzuwarten. Denn Letzteres wäre
       ein Spiel mit Leben und Tod.
       
       13 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
       
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