# taz.de -- Mehr Einbürgerungen: Hamburg wird deutscher
       
       > Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Einbürgerungen um 40 Prozent -
       > dank einer Kampagne, 58 "Einbürgerungslotsen" und mehr
       > Behördenmitarbeitern.
       
 (IMG) Bild: "… Recht und Fra-hei-heit!": Ex-Bürgermeister von Beust dirigiert eine Einbürgerungsfeier im Rathaus.
       
       5.300 Ausländer haben im vergangenen Jahr von der Einbürgerungsbehörde
       einen deutschen Pass ausgehändigt bekommen - das entspricht einem Zuwachs
       von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
       
       Hamburg ist damit das Bundesland mit dem höchsten Anstieg an
       Einbürgerungen. Grund dafür ist die Kampagne: "Hamburg. Mein Hafen.
       Deutschland. Mein Zuhause", die im vergangenen November startete. Auf
       Plakaten und Flyern werben unter anderen die Boxerin Susianna Kentikian und
       Fußballprofi Piotr Trochowski dafür, die deutsche Staatsbürgerschaft
       anzunehmen.
       
       Der starke Anstieg an Einbürgerungen ist deshalb interessant, weil die
       Kurve in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich nach unten zeigte.
       Meryem Celikkol von der Türkischen Gemeinde Hamburg kann sich diesen
       Umstand gut erklären.
       
       Sie ist von der Senatsbehörde mit der Leitung der Einbürgerungskampagne
       beauftragt worden und war überrascht, wie groß die Angst der Ausländer vor
       den Behörden war. "Es besteht wirklich großes Interesse an Beratung", sagt
       sie. "Doch die Gerüchte über ein kompliziertes Einbürgerungsverfahren
       verhinderten bisher in vielen Fällen den Gang zum Amt."
       
       Jetzt sorgen 58 sogenannte Einbürgerungslotsen dafür, diese potenziellen
       deutschen Bürger zu beraten, mit ihnen die Anträge auszufüllen, sie auf den
       Sprachtest vorzubereiten oder Unterlagen zusammenzusuchen. Die Lotsen
       arbeiten ehrenamtlich und stammen aus verschiedenen Kulturkreisen. Sie
       gehen in Schulen oder Gemeinden, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
       
       Vor allem die Togoer hätten vorsichtig und skeptisch reagiert, berichtet
       Celikkol. Denn um in Deutschland eingebürgert zu werden, müssen sie sich
       wie alle Nicht-EU-Bürger in ihrem Herkunftsland zunächst ausbürgern lassen.
       
       Das Konsulat hatte den Togoern in Hamburg aber mitgeteilt, sie müssten für
       diesen Schritt extra nach Togo reisen - was sich die meisten von ihnen
       nicht leisten können. Iran, Syrien und Ägypten bürgern dagegen gar nicht
       aus. In all diesen Fällen wird den Menschen trotzdem die deutsche
       Staatsbürgerschaft zugesprochen und die doppelte Staatsangehörigkeit
       toleriert.
       
       Um den deutschen Pass zu erhalten, muss man gewisse Voraussetzungen
       erfüllen. Laut Einbürgerungsbehörde muss der Antragsteller in der Regel
       acht Jahre in Deutschland leben, 255 Euro Gebühr zahlen und einen
       Einbürgerungs- und Sprachtest bestehen. Er oder sie muss außerdem ein
       Mindesteinkommen in Höhe von 364 Euro plus Mietkosten nachweisen.
       
       Laut Behördensprecher Christian Martens wurden im vergangenen Jahr zudem
       fünf neue Mitarbeiter eingestellt, um die Einbürgerung zu beschleunigen.
       "Die Akten haben sich auf den Schreibtischen gestapelt und konnten durch
       die neuen Arbeitskräfte tatsächlich schneller abgearbeitet werden", sagt
       Martens.
       
       "Der Wunsch, in Deutschland akzeptiert zu werden, ist groß", sagt Meryem
       Celikkol. Ein deutscher Pass sei da schon wichtig, um sich als Bürger mit
       diesem Land zu identifizieren. "Für andere, vor allem junge Menschen, sind
       beispielsweise große Reisen ein Anlass für die Einbürgerung, oder Wahlen."
       Dabei muss ein gewisser Vorlauf schon eingeplant werden. Im Schnitt dauert
       die Einbürgerung jetzt elf Monate - immerhin vier Monate weniger als noch
       vor zwei Jahren.
       
       19 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emilia Smechowski
       
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