# taz.de -- Tennisturnier in Wimbledon: Wiedersehen nach dem Rekordduell
       
       > Letztes Jahr standen sich Nicolas Mahut und John Isner in Wimbledon
       > gegenüber – das Match dauerte über 11 Stunden. Dieses Jahr trafen sie
       > abermals aufeinander.
       
 (IMG) Bild: Dieses Jahr ging's schneller: Isner (links) und Mahut nach dem Match.
       
       BERLIN taz | Es war ein ganz gewöhnliches Tennisspiel. John Isner schlug
       Nicolas Mahut in der ersten Runde von Wimbledon mit 7:6, 6:2, 7:6. Die
       Nummer 47 schlägt die Nummer 94 der Welt. Eigentlich nichts besonderes –
       wenn das Spiel nicht diese unglaubliche Vorgeschichte gehabt hätte.
       
       Im Vorjahr, ebenfalls in der ersten Runde von Wimbledon, standen sich Mahut
       und Isner schon einmal gegenüber: 11 Stunden und fünf Minuten lang – ein
       unfassbarer Rekord.
       
       Es war der 24. Juni 2010, 17:49 Uhr Ortszeit auf dem Court 18 im All
       England Tennisclub in Wimbledon, John Isner und Nicolas Mahut lagen sich
       mit Tränen in den Augen in den Armen. Die beiden haben gerade das längste
       Tennismatch aller Zeiten beendet. Elf Stunden und fünf Minuten haben der
       US-Amerikaner und der Franzose gekämpft, ehe Isner mit 6:4, 3:6, 6:7, 7:6
       und 70:68 als Sieger dieser Erstrundenbegegnung feststand. Zweimal musste
       die Partie sogar wegen Dunkelheit abgebrochen werden. Beiden Akteuren
       konnte man die Erschöpfung ansehen. Beiden konnte man aber auch die
       Erleichterung ansehen. Und Freude, Teil eines Rekordes zu sein, der wohl
       für die Ewigkeit bestehen bleibt.
       
       Das bis dort längste Tennismatch gab es 2004 bei den French Open zwischen
       den Franzosen Fabrice Santoro und Arnaud Clement, die sechs Stunden und 33
       Minuten hintereinander auf dem Tennisplatz verbrachten. Santoro siegte
       damals im fünften Satz mit 16:14.
       
       Alleine der fünfte Satz dauerte bei Isner und Mahut acht Stunden und elf
       Minuten, was das bisherige Rekordmatch 2004 um mehr als eineinhalb Stunden
       übertraf. Noch nie wurden so viele Games gespielt, nämlich 183. Ebenso
       wurden am Fließband Asse produziert. Isner hält mit 112 Assen in einem
       Spiel seitdem den Weltrekord, Mahut wird mit 103 freien Aufschlagpunkten
       auch nur sehr schwer einzuholen sein. Besonders beeindruckend war die
       Geschwindigkeit von konstant über 200 Kilometern pro Stunde, mit der Isner
       selbst nach gut über zehn Stunden noch aufgeschlagen hat. Das 2,06 Meter
       große und 111 Kilo schwere Kraftpaket servierte wie sein Gegenüber
       insgesamt über 500 mal.
       
       ## Im Vorfeld des großen Duells
       
       Der Rummel um beide Spieler war plötzlich so groß, dass selbst der Sieger
       nichts mehr von diesem Rekordspiel wissen wollte. "Es ist nicht so, dass
       ich nicht mehr darüber sprechen will, ich will es nur hinter mir lassen und
       es scheint, als hätte ich nie etwas anderes gemacht" , sagte Isner. Dass es
       nun ausgerechnet in Wimbledon in der ersten Runde wieder zu dieser
       Begegnung kommt, scheint Schicksal zu sein. Es wurde errechnet, dass die
       Chance, genau dieses Spiel ein Jahr später beim selben Turnier noch einmal
       zu erleben, bei 1 : 14 000 liegt.
       
       Zuerst wollte der Veranstalter, dass wieder der Court 18, der drittkleinste
       im All-England-Tennisclub, für dieses Duell herhalten muss. Aufgrund des
       steigenden Interesses und des Wunsches von Mahut, der nicht mehr an das
       Ereignis vor einem Jahr erinnert werden wollte, wurde die Partie allerdings
       auf den größeren "Court Number Three" verlegt. Der 26-jährige US-Amerikaner
       meinte zur Auslosung einfach nur: "Es ist schon fast grausam." Zudem
       schickte er dem 29-jährigen Franzosen eine Sms mit einem Smiley mit den
       Mundwinkeln nach unten. Mahut meinte dazu: "Ich bin mir sicher, dass die
       Leute enttäuscht sein werden, so ein Match wird sich nicht wiederholen
       lassen."
       
       ## Statistik-Wunder: Die Neuauflage der Rekordpartie
       
       Das Spiel Isner gegen Mahut oder Nummer 47 gegen Nummer 94 der aktuellen
       ATP-Weltrangliste wurde gestern als viertes Match auf dem "Court Number
       Three" angesetzt. Böse Zungen meinten, die Organisatoren sollten doch neben
       diesem Spiel auf diesem Court keine weiteren Matches ansetzen, es könnte zu
       lange dauern.
       
       Als die beiden Rekordspieler um 18:16 Uhr dann den Platz betraten, wurden
       sie mit Standing Ovations begrüßt. Doch diesmal wurde aus dem Marathon ein
       Sprint. Der Favorit aus den USA hatte kein Problem mit seinem Gegenüber aus
       Frankreich. Nach zwei Stunden und drei Minuten endete das Duell schließlich
       mit 7:6, 6:2, 7:6 für Isner. Nur im dritten Satz wurde es wirklich knapp,
       doch der Tiebreak ging mit 8:6 an den 26-Jährigen aus den USA.
       
       Nach dem Spiel war Mahut sichtlich enttäuscht: "Ich war die vergangenen
       drei Tage voll fokussiert auf dieses Spiel, aber während des Matches war es
       viel schwieriger für mich zu spielen. Auch von der Atmosphäre war es nicht
       das, was ich mir erwartet habe. Voriges Jahr war es noch etwas Großes,
       heuer war es einfach ein Drei-Satz-Match." Isner dagegen war erleichtert:
       "Endlich ist es vorbei und der Druck ist weg." Nun darf sich Isner auch
       echte Hoffnungen machen, die dritte Runde zu erreichen – nachdem er im
       Vorjahr nach dem Kräfteverschleiß in der zweiten Runde, komplett
       ausgepowert, gerade einmal fünf Games im ganzen Spiel geschafft hat.
       
       22 Jun 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Mussbacher
       
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