# taz.de -- Fashion Week Berlin: Willig, easy, anspruchslos
       
       > Morgen beginnt die Fashion Week. Die Entlohnung der Models ist höchst
       > unterschiedlich - teils gibt es Traumgagen, teils Warengutscheine.
       
 (IMG) Bild: Groß, schlank, blond: Der "nordisch-androgyne Lokk" ist Trend.
       
       Groß, schlank und blond müssen die Frauen sein, die morgen auf der Berliner
       Fashion Week die neuesten Trends präsentieren. Der nordisch-androgyne Look
       wird laut den Modelagenturen die Laufstege dominieren. Über 200 Models
       werden ab Dienstag um die Gunst der Designer buhlen, schätzt Daniel Aubke,
       Pressesprecher des Fashion-Week-Veranstalters IMG.
       
       Seit 2007 gastiert der Modezirkus zweimal jährlich in Berlin. Die neunte
       Fashion Week Berlin geht bis Samstag am Brandenburger Tor über die Bühne.
       Deutsche Traditionshäuser, Berliner Jungdesigner und wenige internationale
       Größen zeigen ihre Kollektionen.
       
       Besonders beliebt sind derzeit Models aus Osteuropa. Warum, fasst ein
       Mitarbeiter der Berliner Agentur seeDS zusammen: "Polnische Mädchen sind in
       der Branche als willig, easy und ohne hohe Ansprüche an die Unterbringung
       bekannt." Auch in Mailand, London und Paris laufen die Osteuropäerinnen
       ihren Konkurrentinnen den Rang ab, besonders stark vertreten sind sie wegen
       der günstigen Anreise traditionell in Berlin.
       
       Ihr Verdienst fällt sehr unterschiedlich aus, Nachwuchsdesigner bezahlen
       manchmal nur mit einem Warengutschein, ein Auftritt bei Hugo Boss kann
       dagegen bis zu 5.000 Euro einbringen, heißt es bei seeDS. Das derzeit
       angesagte deutsche Model Katrin Thormann kostet den Kunden nach Angaben der
       Agentur sogar 10.000 bis 12.000 Euro. Während Thormann die Nächte in einem
       Sternehotel für mehrere hundert Euro verbringen wird, kommen die meisten
       Mädchen bescheidener unter. Für sie mieten die Agenturen "Modelapartments",
       Kostenpunkt für seeDS ab 20 Euro. Die Apartments seien sauber und schöner
       als die "Dreckshütten", in denen Models in Mailand übernachten müssten,
       sagt der Mitarbeiter.
       
       Auch die Agentur VIVA Models bringt ihre Mädchen in solchen Apartments
       unter, jede in einem eigenen Zimmer und maximal drei Mädchen pro Wohnung,
       betont man dort. Die Vermietung laufe über Hostels, Bekannte und
       Mitarbeiter. 30 Models schickt VIVA dieses Jahr ins Rennen. Der Konkurrent
       seeDS plant mit 70 Models für die 28 Laufstegschauen am Brandenburger Tor,
       12 Stehpräsentationen und eine gute Handvoll Offside-Locations. Bei jedem
       Auftritt verdient die Agentur mit, je nach Agentur 15 bis 25 Prozent der
       Gage. Ein lukratives Geschäft.
       
       Gegen den Einsatz von Magermodels machte sich vorab die Senatsverwaltung
       für Wirtschaft stark. Gemeinsam mit dem Veranstalter IMG informierte sie
       die Designer über die Initiative "Leben hat Gewicht" des
       Gesundheitsministeriums. "Ein Body Mass Index von 18,5 soll eingehalten
       werden", sagte Tanja Mühlhans von der Wirtschaftsverwaltung der taz. Danach
       dürfte ein 1,80 Meter großes Model nicht weniger als 60 Kilogramm wiegen.
       Auch IMG-Sprecher Aubke betont: "Wir halten die Gesundheit der Models für
       wichtigste Priorität bei der Model-Auswahl."
       
       Für die Schau von Lena Hoschek dürfen die Models traditionell "ruhig ein
       bisschen mehr auf der Hüfte haben", sagte eine Mitarbeiterin. Schon im
       Winter hatte die österreichische Designerin kurvige Cowgirls über den
       Laufsteg geschickt. "Größe 32 finden wir nicht so schön", heißt es weiter.
       Bei seeDS sagt man: "Klapperdünn ist nicht mehr" und "Hauptsache, die Größe
       34 passt". Obwohl die Agentur Mädchen ab 13 Jahren aufnimmt, sind in Berlin
       fast alle 16 und älter. In den ersten Jahren werden die Teenager nach
       eigenen Aussagen mit einigen Shootings vorsichtig auf den Alltag
       vorbereitet. Mit 26 Jahren ist der Traum vom Laufstegstar meist vorbei:
       "Dann zählt man zum alten Eisen", so ein Agentur-Mitarbeiter.
       
       3 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jakob Wais
       
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