# taz.de -- US-Botschafter Murphy über die WM: „Das letzte Ding musst du reinmachen“
       
       > US-Botschafter Philip D. Murphy ist schwer enttäuscht von der Niederlage
       > der USA. Aber auch schwer begeistert vom Turnier. Und hofft auf einen
       > kräftigen Schub für den US Soccer.
       
 (IMG) Bild: Tschüss: Abschiedskuss von Hope Solo
       
       taz: Herr Murphy, Sie müssen doch unglaublich enttäuscht sein nach dieser
       Niederlage? 
       
       Philip D. Murphy: Sehr, sehr enttäuscht. Es war eines dieser Spiele, in dem
       es viele Möglichkeiten auf den Sieg gab – allerdings auch für Japan. So
       traurig das Ganze für uns ist, wir senden jetzt auch Grüße nach Japan, das
       eine unglaublich schwere Zeit hinter sich hat. Ich wünsche dem Land das
       Beste.
       
       Aber fanden Sie den Ausgang dieses Spiels nicht extrem ungerecht? Denn wenn
       es ein Team gab, das den Sieg am Sonntag verdient gehabt hätte, dann doch
       die USA? 
       
       Mag sein, aber wir hätten es eben auch zu Ende bringen müssen. Dieses
       Finish ist uns nicht gelungen. Wir hatten doch vor allem in der ersten
       Halbzeit so viele Torchancen, die wir vergeben haben. Aber das ist Fußball.
       Man muss das gesamte Spiel betrachten, nicht nur einen Ausschnitt oder das
       Chancenübergewicht. Es war nicht unser Tag. Leider.
       
       Tja, Fußball kennt keine Gerechtigkeit. 
       
       Ja, es ist ein verdammt tougher Sport. So schön das Spiel auch war, so gut
       die Ansätze waren, musst du das letzte Ding natürlich reinmachen.
       
       Dabei hat das US-Team ein prima Forechecking gespielt, Japan im Griff
       gehabt. Nur in der Defensive wurde manchmal ziemlich herumgegurkt. 
       
       Unser Mittelfeld war dramatisch besser als noch im Spiel gegen Frankreich.
       In der Abwehr hat es ein paar verrückte Szenen gegeben, das ist richtig.
       Das erste japanische Tor kam nach einem Kuddelmuddel vor dem Tor zustande.
       Die Abwehr war an diesem Tag leider nicht so gut in Form wie der Rest des
       Teams.
       
       Was bedeutet die Niederlage für den amerikanischen Frauenfußball, speziell
       für die Liga der Womens Professional Soccer (WPS)? 
       
       Was das anbelangt, ist es nicht so wichtig gewesen, ob wir das Finale nun
       gewonnen oder verloren haben, Hauptsache, wir haben eine gute WM gespielt.
       Das wird der Liga einen enormen Schub geben. Unsere Spielerinnen kommen als
       Heldinnen zurück, als Great American Heroes. Außerdem haben viele andere
       Spielerinnen aus der WPS hier gute Leistungen gebracht, auch einige der
       japanischen Stars. Das war gut für den Mädchenfußball und nebenbei: auch
       für den Jungensfußball. Da muss sich ja auch einiges tun in den USA.
       
       Vor der WM hätte keiner auf Japan getippt. Wurden Sie auch überrascht? 
       
       Sie haben Deutschland geschlagen, Schweden und die USA. Das unterstreicht
       ihre Klasse. Sie hatten diesen bestimmten Antrieb, diesen permanenten
       Impuls. Sie haben niemals aufgegeben. Das war schon beeindruckend. Sie
       haben mich an das italienische Team bei der Männer-WM 2006 erinnert. Die
       haben auch zusammengehalten und im entscheidenden Moment zugeschlagen. Und
       die Troubles in ihrem Land haben sie stark gemacht.
       
       Damals wurde Italiens Fußballverband von einem Korruptionsskandal
       ordentlich durchgeschüttelt. 
       
       Richtig. Und ich sage es noch mal: Ich bin zwar sehr stolz auf unsere
       Mannschaft, aber diese Japanerinnen haben mich sehr beeindruckt.
       
       Vor allem Homare Sawa, oder? 
       
       Sie ist grandios. Es ist nur verdient, dass sie im Fokus der Öffentlichkeit
       stand, neben Abby Wambach und Hope Solo. Die drei in einem Finale zu sehen,
       das mit Verlängerung und Elfmeterschießen wirklich alles zu bieten hatte,
       was ein Fußballfan begehrt, war schon großartig – bei allem Schmerz über
       die Niederlage.
       
       Welches Fazit ziehen Sie nach dem Ende der WM? 
       
       Als ich am Sonntag das Stadion verlassen habe, war Steffi Jones die letzte
       Person, die mir begegnet ist. Sie hat Großes geleistet. Zwei Dinge hätte
       ich mir allerdings gewünscht: dass der Gastgeber länger im Turnier bleibt,
       denn das hätte die Zuschauer mehr elektrisiert. Und zweitens: dass wir
       gewonnen hätten.
       
       Wenn man Sie so reden hört, scheinen Sie den Weltcup jetzt schon zu
       vermissen? 
       
       Ja, das ist wie das Erwachen nach einer großen Feier oder einer tollen
       Hochzeit.
       
       18 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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