# taz.de -- Der Medienmogul und die Spitzenpolitiker: Murdoch kam durch die Hintertür
       
       > Er führte den britischen Boulevardjournalismus in ungeahnte Tiefen. Nun
       > soll sich Rupert Murdoch verantworten. Und gibt Einblicke in seine
       > politischen Beziehungen.
       
 (IMG) Bild: Not amused: Medien-Tycoon Rupert Murdoch ohne Jacket.
       
       Der Bart ist ab, und am Schluss saß er auch ohne Jacke da: Weil ein
       Protestler – nach eigener Twitter-Meldung der Aktivist Jonnie Marbles vom
       der britischen Protestnetzwerk UK Uncut – Rupert Murdoch mit Rasierschaum
       attackierte, musste sich der mächtigste Medienmogul der Welt im von
       allgemeinen Zuschauern geräumten Saal in Hemdsärmeln präsentieren.
       
       Dem Kultur- und Medienausschuss des britischen Unterhauses hatte der Chef
       der News Corporation zuvor eindrücklich erklärt, er könne für die
       Telefon-Hacking-Skandale bei seinem mittlerweile eingestellten
       Sonntagsblatt News of the World nicht verantwortlich gemacht werden. Wie
       sein Sohn und potentieller Nachfolger James habe er von den Vorgängen
       nichts gewusst und sei genau so "geschockt und beschämt" wie die
       Abgeordneten selbst.
       
       Doch der "Dirty Digger", der den britischen Boulevardjournalismus zu
       ungeahnten Tiefen führte, gab eher unfreiwillig tiefe Einblicke in sein
       ganz persönliches Verhältnis zu britischen Spitzenpolitikern – und deren
       Umgang mit ihm.
       
       Bei seinem Besuch in Downing Street Number 10, dem Sitz des britischen
       Premierministers, sei er kurz nach den letzten Unterhauswahlen "durch die
       Hintertür gekommen", bestätigte der 80-Jährige. "Ich wurde gebeten, diesen
       Eingang zu nehmen – wohl um den Fotografen vor dem Haupteingang zu
       entgehen", sagte Murdoch.
       
       Die Wahlen gewannen – unterstützt vom ausdrücklichen "Endorsement" der
       Murdoch-Blätter, die Konservativen unter David Cameron – allerdings so
       knapp, dass es nur zusammen mit der Liberal Party zur Mehrheit reichte.
       Doch nicht nur Cameron lässt Murdoch durch die Hintertür kommen: Auch zu
       Zeiten von Camerons Vorgänger, Gordon Brown von der Labour-Party, sei er
       "dutzende Male" durch eben diese Hintertür gekommen, erklärte Murdoch den
       verdutzten Abgeordneten.
       
       Brown sei zudem ein persönlicher Freund gewesen, "unsere Kinder haben
       zusammen gespielt". Allerdings veröffentlichte dann Murdochs Sun gegen den
       ausdrücklichen Willen des Politikers, dass dessen Sohn an Mukoviszidose
       leidet, dann war Schluss: "I was sorry that it came apart" sagte Murdoch.
       
       Und er erklärt, dass er selbstverständlich auch Brown oder seinem Vorgänger
       Tony Blair nie seine Hilfe versprochen habe: "Ich habe niemals Politikern
       die Unterstützung meiner Zeitungen garantiert", sagte Murdoch vor den
       Abgeordneten. "Wir haben Thatcher (die konservative Premierministerin
       Margaret, die Red.) unterstützt, dann zunächst ihren Nachfolger John Major
       und anschließend die Labour-Party". Der letztere Schwenk sei übrigens teuer
       gewesen - "unsere Auflage ist damals um 200.000 Exemplare zurückgegangen",
       so Murdoch.
       
       19 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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