# taz.de -- Entschädigung für Contra-Krieg in Nicaragua: Sandinisten fordern 17 Milliarden Dollar
       
       > Der Präsident Nicaraguas, Daniel Ortega, will von den USA eine
       > Entschädigungszahlung für den Contra-Krieg in den 1980ern. Dass er sie
       > bekommt, ist unwahrscheinlich.
       
 (IMG) Bild: Der 32. Jahrestag des Beginns der sandinistischen Revolution in Managua.
       
       Er werde hier keine Wahlkampfveranstaltung für den Urnengang am 6. November
       abziehen, versprach Nicaraguas Präsident Daniel Ortega, das sei laut Gesetz
       erst ab August gestattet. Aber dann tat er es doch, in bewährter
       populistischer Manier. Dienstagnacht, als sich mehrere hunderttausend
       Zuhörer zur Feier des 32. Jahrestags des Beginns der sandinistischen
       Revolution in Managua versammelt hatten, schlug er eine Volksabstimmung
       vor. Die Nicaraguaner sollen darüber entscheiden, ob sie von den USA eine
       Entschädigungszahlung in Milliardenhöhe bekommen wollen.
       
       Es geht um ein Urteil des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Der
       hatte die Regierung in Washington am 27. Juni 1986 zur Zahlung von 17
       Milliarden US-Dollar verurteilt, weil die Vereinigten Staaten die rechten
       Contra-Rebellen in ihrem Krieg gegen die sandinistische Regierung
       finanziell und logistisch unterstützt und den wichtigen Hafen von Corinto
       vermint hatten.
       
       Der damalige US-Präsident Ronald Reagan hatte die Sandinisten stets zu
       Feinden und die Contras zu "Freiheitskämpfern" erklärt. Über 40.000
       Nicaraguaner wurden in diesem Krieg der 1980er Jahre getötet, die
       Wirtschaft Nicaraguas brach zusammen, der Krieg endete erst mit der Abwahl
       der Sandinisten 1990. Die USA aber haben das Urteil aus Den Haag stets
       ignoriert.
       
       Rechne man die Geldentwertung mit ein, so schuldeten die USA Nicaragua
       heute 58 Milliarden Dollar, sagte Ortega am Dienstag. Das ist fast
       vierzigmal so viel wie der gesamte Jahresetat der Regierung. Ein Geldsegen
       für das verarmte Land. Wer würde da Nein sagen? Und Nicaragua, so Ortega,
       "hat seine Schulden mit den USA beglichen". Er bezog sich dabei auf rund
       500 Millionen Dollar, die an US-Bürger bezahlt wurden, weil deren Güter in
       der Revolution enteignet worden waren. "Die können nun nicht einfach sagen:
       Wir bezahlen nicht", sagte Ortega.
       
       Können sie doch. Denn Präsidentin Violeta Chamorro hat den USA 1991 die
       Entschädigungsstrafe großzügig erlassen. Es war ein Dankeschön dafür, dass
       Washington ihre Partei vor der Wahl im Februar 1990 mit 9 Millionen Dollar
       unterstützt und eine große Oppositionsallianz gegen die Sandinisten
       geschmiedet hatte. Die hat dann die Sandinisten von der Macht verdrängt und
       deren Revolution beendet.
       
       Für Robert Callahan, bis vergangenen Dienstag US-Botschafter in Managua,
       ist die Entschädigungszahlung spätestens seither "ein abgeschlossener
       Fall". Ortega gaukelt dem Volk Milliarden vor, auf die sein Land ein
       moralisches Recht haben mag, die er aber nie und nimmer bekommen wird. So
       etwas macht man im Wahlkampf.
       
       21 Jul 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Toni Keppeler
       
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