# taz.de -- Kommentar Ermittlungen gegen IWF-Chefin: Warnung an Sarkozy
       
       > Für die Regierung kommt die Ermittlung gegen Lagarde ungelegen. Zu lange
       > fühlte sich die Politik über die Justiz erhaben.
       
 (IMG) Bild: Lagarde hat bislang alle Vorwürfe vehement abgestritten.
       
       Mit ihrem Entscheid, wegen des Verdachts auf Begünstigung des Finanzmanns
       Bernard Tapie gegen Frankreichs ehemalige Wirtschafts- und Finanzministerin
       Christine Lagarde zu ermitteln, hat sich der französische Cour de justice
       de la République über die politische Opportunität hinweggesetzt. Denn das
       Verfahren gegen die neue Chefin des Internationalen Währungsfonds, die
       ihrem Landsmann Strauss-Kahn nach dessen Rücktritt im Amt folgte, kommt
       Frankreichs Regierung sehr ungelegen.
       
       Präsident Nicolas Sarkozy nimmt es mit der demokratischen Gewaltentrennung
       ohnehin nicht so genau und mischt sich ungeniert immer wieder in die
       Angelegenheiten der Justiz ein. Gerade in Richterkreisen wird der Beschluss
       dieses Sondergerichts, das für Vergehen von amtierenden
       Regierungsmitgliedern zuständig ist, deshalb mit sichtlicher Genugtuung zur
       Kenntnis genommen.
       
       Noch ist Lagarde, der nun ein Prozess droht, nicht verurteilt. Doch ihre
       leichtfertig bis arrogante Verteidigung hat nun ihre verdiente Absage
       erhalten. Zu lange fühlten sich Frankreichs regierende Politiker (von links
       bis rechts) über eine Strafverfolgung erhaben. Das gilt insbesondere für
       die Ära von Präsident Jacques Chirac, der seine strafrechtliche Immunität
       schamlos ausnutzte, bis die ihm angelasteten Finanzdelikte verjährt waren.
       Die Eröffnung des Verfahrens gegen Lagarde ist eine Ermahnung an diese
       "classe politique".
       
       Wenn es ums Geld geht, pflegen die Franzosen gegenüber ihren politischen
       Amtsträgern weit weniger Nachsicht zu üben als hinsichtlich deren Intim-
       und Privatleben. Das hat Christine Lagarde - die lange in den USA lebte, wo
       es sich gerade umgekehrt verhält - bestimmt unterschätzt. Zwar hat sie sich
       wohl kaum aus eigenen Stücken zugunsten von Tapie eingeschaltet, sondern
       auf Weisung von oben. Doch kann sie nicht damit rechnen, dass Sarkozy sich
       nun schützend vor sie stellt oder gar die Verantwortung übernimmt.
       
       4 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) IWF
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) IWF-Chefin unter Druck: Durchsuchung im Hause Lagarde
       
       Ermittler haben die Pariser Privatwohnung der IWF-Chefin Lagarde
       durchsucht. Es geht um ein umstrittenes Urteil aus ihrer Zeit als
       Wirtschaftsministerin.
       
 (DIR) Debatte Internationaler Währungsfonds: Klug und unbequem
       
       Christine Lagarde tritt jetzt aus dem Schatten ihres Vorgängers
       Strauss-Kahn heraus. Und sie profiliert sich - im Widerspruch zum deutschen
       Sparkurs.
       
 (DIR) Staatsanwaltschaft fordert Freispruch: Justizposse um Jaques Chirac
       
       Ein fragwürdiger Prozess geht zu Ende. Der ehemalige französische Präsident
       Jacques Chirac wird wohl nicht wegen verschiedener Korruptions- und
       Finanzdelikte belangt.
       
 (DIR) Ermittlungen wegen Amtsmissbrauch: IWF-Chefin unter Verdacht
       
       Gegen die ehemalige französische Finanzministerin Lagarde wird wegen
       Amtsmissbrauchs ermittelt. Leicht hat es sich das Gericht mit dieser
       Entscheidung nicht gemacht.
       
 (DIR) Gericht zu IWF-Chefin Lagarde: Untersuchung wegen Amtsmissbrauch
       
       Gegen die neue Chefin des IWF Christine Lagarde wird wegen Amtsmissbrauchs
       ermittelt. Es geht um eine Entschädigung von 285 Millionen Euro an den
       Geschäftsmann Bernard Tapie.