# taz.de -- Künstler wollen nicht umziehen: Ein Plan muss her
       
       > Um dauerhaft bleiben zu können, erarbeitet der Frappant-Verein einen
       > Vorschlag, wie die Viktoria-Kaserne wirtschaftlich zu nutzen wäre. Der
       > Mietvertrag läuft 2012 aus.
       
 (IMG) Bild: Konzept für eine Dauerlösung gesucht: Künstler in der Victoria-Kaserne.
       
       Ach, Frappant. Während vom 70er-Jahre-Bau in Altonas Großer Bergstraße
       schon seit Wochen kein Stein mehr steht, ist sein Name bemerkenswert
       präsent. Für den einen steht er für eine hippe Party-Location, für den
       anderen für bezahlbare Arbeitsräume. Für Kritiker steht er vor allem für
       die gelungene Instrumentalisierung des Protests. Derzeit sind die rund 140
       Künstler des Frappant e. V. dabei, ein Konzept für die Viktoria-Kaserne zu
       erarbeiten, um ihre Nutzung dauerhaft zu etablieren.
       
       "Der Name ist aufgeladen", sagt Olaf Scheller vom Frappant-Verein. Der Ruch
       des Widerstands haftet ihm an. Einst verbunden im Kampf gegen Ikea, zog der
       Verein im März 2010 bei klirrender Kälte aus dem Frappant in den massiven
       Backstein-Bau an der Bodenstedtstraße. Die Hälfte der Viktoria-Kaserne
       hatte die Stadt den Künstlern als Übergangslösung zur Verfügung gestellt.
       Weil die Pläne, die im Gebäude eine Schule erwogen, nun vom Tisch sind,
       muss nun ein neuer Plan her.
       
       Bis Ende August sollen die Künstler der Kulturbehörde ein Konzept vorlegen.
       In Kooperation mit der Kreativ-Gesellschaft, der städtischen Einrichtung
       zur Förderung der Kreativwirtschaft, muss der Frappant-Verein dabei zeigen,
       dass er dauerhaft wirtschaftlich tragfähig ist. Die Kreativ-Gesellschaft
       spricht von einer strukturellen Unterstützung in der Konzeptphase. Denn
       inhaltlich sei sie nicht in die Planung involviert, sie unterstütze den
       Verein aber finanziell und mit fachkundigem Personal. "Wenn wir das Konzept
       für plausibel und tragfähig halten, werden wir den Frappant-Verein weiter
       darin unterstützen, das Konzept durchzusetzen", sagt Egbert Rühl von der
       Kreativ-Gesellschaft.
       
       Künftig will der Frappant-Verein das gesamte Gebäude gemeinsam mit
       Projektpartnern entwickeln und eigenständig verwalten. Vor allem aber geht
       es ihm um die langfristige Sicherung und Schaffung bezahlbarer Arbeitsräume
       und Produktionsstätten für freie und experimentelle Arbeit, neue
       Unternehmensformen und Projekte. Das Konzept sieht unter der Idee des
       interdisziplinären Arbeitens einen heterogenen "Ort der kulturellen
       Produktion" und des "konstanten Diskurses" vor.
       
       Die Künstlerin und ehemalige erste Vorsitzende des Frappant e. V., Judith
       Haman, sieht die Entwicklung des Vereins kritisch. Weil die
       Kasernen-Nutzung keinen Bezug zur ursprünglichen Idee - Kunst und kleine
       Läden im Frappant in der Großen Bergstraße - habe, ist für Haman auch der
       weitere Gebrauch des Namens nicht in Ordnung. "All das, was man gemacht
       hat, findet sich nun in einem ganz anderen Kontext wieder."
       
       Mittlerweile kommt der Stadt eine kreative Kasernennutzung entgegen. "Die
       Kulturbehörde ist interessiert daran, Kreativen in der Viktoria-Kaserne
       auch langfristig eine Heimat zu bieten", sagt Behördensprecher Stefan
       Nowicki. Eigentlich laufen Mietvertrag und die damit verbundene
       Finanzierung durch die Kulturbehörde Ende Juni 2012 aus. Bis dahin zahlen
       die Künstler eine Miete von vier Euro pro Quadratmeter an die Eigentümerin,
       die Sprinkenhof AG. Die Mietdifferenz von zwei Euro pro Quadratmeter
       subventioniert die Kulturbehörde. Außerdem bekommen die Kasernen-Künstler
       eine Programmförderung von 8.000 Euro für bildende Kunst.
       
       Parallel zum Konzept der Künstler gibt es noch ein behördenübergreifendes
       Planungsprojekt von Finanzbehörde, Kulturbehörde und Bezirk über
       Entwicklungsperspektiven für das Kasernen-Areal. Für die Finanzbehörde ist
       klar: "Wenn die Planung dahin geht, dass etwas anderes mit dem Gelände
       vorgesehen ist, dann gilt die Befristung des Mietvertrags", so
       Finanzbehörden-Sprecher Daniel Stricker. Es gebe eben keine festen Zusagen,
       dass die Künstler bleiben können.
       
       4 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
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