# taz.de -- Erneut Tote in Syrien: Demonstranten wollen Assads Kopf
       
       > Manchen Regimegegnern auf der Straße genügt ein Rücktritt des Staatschefs
       > nicht mehr. Wieder versammelten sich Zehntausende zum Protest - und
       > gerieten ins Schussfeld der Armee.
       
 (IMG) Bild: Proteste am 12. August in der nordöstlichen Stadt Qamishli. Bilder aus einem Video, das vom Shaam News Network auf Youtube gestellt wurde.
       
       BEIRUT/AMMAN dapd | Die Regierungstruppen in Syrien sind nach Angaben von
       Aktivisten auch am Freitag mit unverminderter Härte gegen zehntausende
       Regimegegner vorgegangen. Mindestens sieben Demonstranten wurden den
       Angaben zufolge getötet, als Soldaten das Feuer auf Protestkundgebungen
       eröffneten. Bei Militäraktionen im Norden des Landes und in einem Vorort
       von Damaskus wurden zwei weitere Menschen erschossen. Das niederländische
       Außenministerium erklärte, die EU prüfe mögliche weitere Sanktionen gegen
       Syrien.
       
       Bei den Massenprotesten forderten Demonstranten neben dem Sturz Assads
       erstmals auch den Tod des Staatschefs. "Die Leute wollen die Hinrichtung
       des Präsidenten", war bei Kundgebungen in Homs und Idlib zu hören.
       Aktivisten zufolge wurden jeweils zwei Menschen außerhalb der Hauptstadt
       Damaskus und in Aleppo im Norden erschossen. Jeweils ein Todesopfer gab es
       demnach in Homs und Hama.
       
       In der östlichen Protesthochburg Deir al-Sor wurden Teilnehmer der
       Freitagsgebete beim Verlassen der Hauptmoschee beschossen, berichtete ein
       Augenzeuge. Die Gläubigen hätten sich in die umliegenden Gassen geflüchtet,
       einer sei den Schussverletzungen erlegen. Die Klimaanlage der Moschee in
       Deir al-Sor habe durch den Beschuss mit AK-47 Sturmgewehren Feuer gefangen,
       sagte ein Augenzeuge am Telefon. In der Innenstadt seien Schüsse zu hören
       gewesen. An den wichtigsten Plätzen und Kreuzungen seien Panzer
       aufgefahren.
       
       Die Stadt Chan Scheichon in der Nähe der Grenze zur Türkei wurde Aktivisten
       zufolge am frühen Freitagmorgen von Soldaten mit Panzern unter schwerem
       Gefechtsfeuer gestürmt. Dabei sei eine Frau getötet worden. Außerdem hätten
       Sicherheitskräfte beim Einmarsch in den Hauptstadt-Vorort Sakba eine Person
       erschossen. In Sakba seien Razzien durchgeführt worden, es sei zu
       Festnahmen gekommen. Der Tod der beiden Personen wurde vom Observatorium
       für Menschenrechte mit Sitz in London und den örtlichen
       Koordinationskomitees bestätigt.
       
       Der niederländische Außenamtssprecher Uri Rosenthal sagte, über eine
       mögliche Ausweitung der EU-Sanktionen gegen Syrien, beispielsweise auf die
       Bereiche Telekommunikation, Bankwesen und Energie, werde unter Umständen
       von den EU-Botschaftern innerhalb der nächsten zwei Wochen oder bei einem
       informellen Ministertreffen am 2. September in Polen entschieden. "Wir
       müssen dem Regime über seine profitablen öffentlichen Unternehmen den
       Sauerstoff abstellen", erklärte Außenminister Uri Rosenthal.
       
       ## Clinton fordert mehr Druck auf Assad
       
       US-Außenministerin Hillary Clinton rief unter anderem die EU, Indien und
       China auf, den Druck auf Damaskus zu verstärken. Bundesaußenminister Guido
       Westerwelle erklärte, die Bundesregierung werde die Vorschläge Clintons
       genauestens prüfen. Aber auf den ersten Blick gebe es "eine ganze Anzahl
       von Übereinstimmungen".
       
       US-Präsidentensprecher Jay Carney erklärte, Syrien "wäre ein besserer Ort
       ohne ihn (Assad)". Die US-Regierung glaube, dass Assad die Chance verpasst
       habe, den Übergangsprozess anzuführen.
       
       Frankreich forderte unterdessen die sofortige Freilassung des Vorsitzenden
       der syrischen Menschenrechtsliga. Abdul Karim Rihawi war nach Angaben eines
       Aktivisten gemeinsam mit einem Journalisten, der ihn in einem Café in
       Damaskus interviewte, festgenommen worden. Rihawis Festnahme sei eine neue
       inakzeptable Entscheidung der Behörden in Damaskus, hieß es in einer
       Erklärung des Pariser Außenministeriums.
       
       12 Aug 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Militäroffensive in Syrien dauert an: Wer bleibt, gilt als Saboteur
       
       Die syrische Armee hat ihre Angriffe auf die Hafenstadt Latakia
       fortgesetzt. Betroffen ist auch das palästinensische Flüchtlingslager al
       Raml in einem Vorort der Protesthochburg.
       
 (DIR) Angriff auf syrische Stadt Latakia: Feuer auf Flüchtende
       
       Die syrische Hafenstadt Latakia ist noch immer Ziel einer Offensive der
       Regierungstruppen. An einer Grenzkontrolle eröffneten Militärs das Feuer
       auf eine Gruppe Flüchtender.
       
 (DIR) Syrische Aktivisten im Libanon: Unsichere Zuflucht
       
       Vom Libanon aus organisieren syrische Aktivisten ihren Kampf gegen das
       Regime. Doch auch hier ist der Arm des syrischen Geheimdienstes zu spüren.
       
 (DIR) Aufstand in Syrien: Kanonenboote feuern auf Latakia
       
       Syrische Truppen setzen ihre Offensiven in mehreren Landesteilen
       fortgesetzt. In die Hafenstadt Latakia rückten am Samstag Panzer ein.
       Mindestens fünf Menschen wurden getötet.
       
 (DIR) Niederschlagung des Aufstands in Syrien: Armee stürmt zwei Städte
       
       Mit Panzern ist die syrische Armee in die Städte Sakreb und Kusair
       eingedrungen. Vor dem UN-Sicherheitrat wird von "schockierenden"
       Menschenrechtsverletzungen berichtet.
       
 (DIR) Aufstand in Syrien: Sicherheitsrat erwägt mehr Härte
       
       Vier Staaten im UN-Sicherheitsrat fordern "weitergehende Schritte" gegen
       das Regime Assads. Der syrische UN-Botschafter zieht Parallelen zu den
       Krawallen in Großbritannien.
       
 (DIR) Deutsche Syrien-Politik: Mehr Druck auf Assad gefordert
       
       Die Opposition findet den Syrien-Kurs der Bundesregierung zu lasch. SPD und
       Grüne fordern ein Ölembargo. Auch müsse der Botschafter abgezogen werden.
       
 (DIR) Netzaktivisten hacken sich gegenseitig: Anonyme gegen Anonymous
       
       In der Nacht zu Montag hackte Anonymous eine syrische Webseite und
       platzierte dort eine Botschaft. Kurz darauf wurden die Aktivisten selbst
       Ziel eines Cyberangriffs.