# taz.de -- Kommentar Netzausbau: Geschickter Versuch
> Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet erforscht mit seiner Klage vor dem
> Bundesverwaltungsgericht die Rahmenbedingungen für künftige
> Stromleitungsprojekte.
(IMG) Bild: Bürger pro Erdkabel: Demonstration von Hochspannungsleitungsgegnern 2011 in Hannover.
Mit der Hochspannungsleitung von Ganderkesee nach St. Hülfe wird der Um-
und Ausbau des Stromnetzes in Niedersachsen eingeleitet. Sie ist die erste
längere Überlandleitung im Rahmen der Energiewende, die konkret geplant
werden könnte. Damit ist sie ein Pilotprojekt in mehrfachem Sinne. Kein
Wunder, dass der Übertragungsnetzbetreiber Tennet hier die
Rahmenbedingungen für künftige Projekte auslotet, indem er vor das
Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zieht.
Tennet versucht zum einen auszuloten, wie scharf die Zähne des
Energieleitungsausbaugesetzes (Enlag) tatsächlich sind. Wo endet die
wirtschaftliche Zumutbarkeit für Energienetzbetreiber? Wie sind die
Machtverhältnisse zwischen den Genehmigungsbehörden und den Netzbetreibern?
Die Behörden stehen unter dem Druck der angestrebten Abkehr von der
Atomkraft und von fossilen Energieträgern. Planungen zu verzögern, können
sie sich mit Blick auf den Klimaschutz nur in begrenztem Maße leisten. Es
ist zu hoffen, dass das Urteil aus Leipzig schnell für Klarheit sorgt.
Besonders geschickt ist der Versuch Tennets, die niedersächsischen
Genehmigungsbehörden in die Pflicht zu nehmen nach der Devise: Wollt Ihr
unbedingt eine Erdverkabelung, dann zwingt uns dazu. Damit wären die
Behörden zumindest politisch verantwortlich für künftige Pannen - ganz
abgesehen von einer möglichen Haftung.
17 Aug 2011
## AUTOREN
(DIR) Gernot Knödler
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