# taz.de -- Video der Woche: Verdammtes „œuf“!
       
       > Obwohl er einen französisch klingenden Name trug, war Loriot kein Begriff
       > jenseits des Rheins. Franzosen und Deutsche: Wer von beiden ist denn nun
       > humorlos?
       
 (IMG) Bild: Vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht...
       
       Alle Deutschen, die ich kenne, lachen über das „Frühstücksei“ lauthals.
       Dass ich dagegen über Loriots Cartoons und Sketches nur lächele, wird als
       ein Beweis für meinen mangelnden Humor wahrgenommen. Was ist aber daran
       lustig, dass das Ei hart ist?
       
       Eine Erklärung bringt Angela Merkel. Loriots Werk habe Jung und Alt „zu
       mancher Erkenntnis über das Wesen der Deutschen“ verholfen, so die
       Kanzlerin. Ach so. Nicht um mangelnden Humor geht es, sondern um mangelndes
       Deutschsein.
       
       Mit perfektem Stil skizziere der Komiker die alltäglichen Details und die
       Haltungen, die die Deutschen kennzeichnen, wurde mir erklärt. Er habe die
       Deutschen dazu gebracht, sich über sich selbst lustig zu machen.
       
       Das Problem ist nicht nur, dass ich mich als Französin in Loriots Figuren
       nicht erkenne, sondern liegt überhaupt darin, dass auch meine deutschen
       FreundInnen mit einer Berta, einem Herrn Müller-Lüdenscheidt und einem
       Herrn Lohse nichts mehr teilen können. Der Komiker schilderte seine
       Zeitgenossen. Sind die jüngeren Generationen wirklich noch so kleinkariert
       wie ihre Eltern und Großeltern?
       
       Fest steht, dass auch junge Leute über das „Frühstücksei“ lachen. Das ist
       allerdings mit bestimmten Erinnerungen verbunden: mit der Familie im
       Wohnzimmer gemütlich sitzen und die Loriot-Sketche im Fernsehen anschauen,
       zusammen lachen, Alt und Jung.
       
       Auch ich habe ähnliche Erinnerungen. An einem warmen Sommerabend bei den
       Großeltern hatten wir uns nur auf ein Programm einigen können: Drei
       Bruchpiloten in Paris. Über [1][Louis de Funès‘ Hanswursterei] hatten wir
       zusammen gelacht. Den meisten Franzosen ging es so mit de Funès, wenn auch
       eher beim Genuss der Abenteuer des Rabbi Jacob.
       
       Louis de Funès ist unser Loriot. Auch wenn seine Filme heutzutage
       schrecklich altmodisch wirken, bringt er alle zum Lachen. Seine Dialoge
       sind in den allgemeinen Sprachschatz eingegangen – wie: „Das war nicht
       schlecht. Das war sehr schlecht“. Mit seiner übertriebenen Mimik und Gestik
       stellte de Funès immer Figuren dar, die schnell in Zorn, Aggressivität oder
       Empörung geraten. Urkomisch.
       
       Der französische Nachkriegskomiker agierte selbstbewusster als der
       deutsche. Wenn man mit einem solchen Humor aufgewachsen ist, sieht bei der
       ersten Betrachtung der maßvolle Vicco von Bülow etwas glanzlosaus. Wir
       Franzosen und Französinnen sind nicht subtil genug, um uns über Eier
       totzulachen – zumindest nicht über diese Eier.
       
       Leider kennzeichnet dieses „glanzlos“ ganz gut, was im Ausland vom
       deutschen Humor oft gehalten wird. Wer „deutscher Humor“ im französischen
       Google eintippt, findet als erste Ergebnisse: „Haben die Deutschen
       überhaupt Humor?“, „Die Deutschen lachen nur laut, wenn sie zuviel Bier
       getrunken haben“ und „Man hat lange gedacht, deutscher Humor sei eine
       unmögliche Sache“. Und dazwischen: ein Video mit Loriot. Gott sei dank.
       
       Als Germanistin habe ich die Deutschen immer verteidigt. Seit Jahren lese
       ich deutsche Bücher, gucke deutsche Filme und höre deutsche Musik. In die
       einheimische Geschichte und Politik habe ich mich fleißigeingearbeitet.
       Diese Sache mit dem verdammten Ei verstehe ich jedoch immer noch nicht.
       
       ...Und wieso esst ihr überhaupt Eier zum Frühstück?!
       
       26 Aug 2011
       
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