# taz.de -- die wahrheit: Herrn Hollmanns Hobby
       
       > Eine Hommage an Loriot: Die Talkshow und der Gast. Ein Dramolett.
       
       Der Talkshow-Moderator empfängt als Gast im Studio Herrn Hollmann.) 
       
       Moderator: Darf ich meinen heutigen Gast, Herrn Hollmann, zu mir bitten.
       Guten Abend, nehmen Sie bitte Platz.
       
       Hollmann (ein älterer Herr, setzt sich): Guten Abend.
       
       Moderator (setzt sich ebenfalls): Schön, dass Sie bei uns sind, Herr
       Hollmann.
       
       Hollmann: Äh … ganz meinerseits.
       
       Moderator: Ja, Herr Hollmann, Sie haben ja nun ein etwas ungewöhnliches …
       äh … Hobby und wollen heute zum ersten Mal öffentlich darüber sprechen.
       
       Hollmann: Wer - ich?
       
       Moderator: Ja.
       
       Hollmann: Über mein Hobby?
       
       Moderator: Ja, Herr Hollmann. Bitte erzählen Sie uns etwas über Ihr Hobby.
       
       Hollmann: Tja, ich sammle Briefmarken …
       
       Moderator: Sie sammeln was?
       
       Hollmann: Äh, Briefmarken.
       
       Moderator: Ja, gut, Herr Hollmann, aber deshalb haben wir Sie ja nun nicht
       in unsere Sendung eingeladen. Sie tun doch noch etwas anderes.
       
       Hollmann: Ja, was denn?
       
       Moderator: Sie entblößen sich in der U-Bahn vor älteren Damen.
       
       Hollmann: Wie bitte?
       
       Moderator: Sie entblößen sich in der U-Bahn vor älteren Damen!
       
       Hollmann: Nein.
       
       Moderator: Nicht? Aber in meinen Unterlagen … äh … Sie haben sich noch nie
       in der U-Bahn … äh … entblößt?
       
       Hollmann: Nein. Noch nie.
       
       Moderator: Mm, Herr Hollmann, tja … (Er blättert ratlos in seinen
       Papieren.) Sie … sammeln also tatsächlich Briefmarken?
       
       Hollmann: Ja. Schwerpunkt Deutsches Reich.
       
       Moderator: Mm. Sagen Sie, Herr … äh, weiß Ihre Frau, dass Sie … äh …
       Briefmarken sammeln?
       
       Hollmann: Ja.
       
       Moderator: Sie haben also mit Ihrer Frau ganz offen darüber gesprochen?
       
       Hollmann: Äh, ja.
       
       Moderator: Das finde ich sehr mutig von Ihnen. Ich finde das ganz wichtig,
       dass wir zu unseren … äh … Neigungen stehen, und seien sie noch so
       abseitig. Und war Ihre Frau sehr schockiert, als Sie ihr das Geständnis
       machten, dass Sie … äh … Briefmarken sammeln?
       
       Hollmann: Nein.
       
       Moderator: Nicht … ja, also, ich muss sagen, das finde ich ganz toll von
       Ihrer Frau.
       
       Hollmann: Äh, ja.
       
       Moderator: Herr Hollmann, wenn Sie nun, also, wenn Sie das tun, was Sie da
       tun, also wenn Sie da diese Briefmarken ordnen und so weiter, empfinden Sie
       dann ein Lustgefühl?
       
       Hollmann: Lustgefühl? Och Gott, ja … irgendwie schon.
       
       Moderator: Na, Sie sind mir ja einer, Herr Hollmann, "irgendwie schon", das
       ist köstlich, hi hi hi. Und Sie haben dabei nie das Gefühl, dass Sie etwas
       Perverses tun, etwas Schmutziges?
       
       Hollmann: Nein.
       
       Moderator: Haben Sie denn eigentlich schon mal erwogen, einer … äh …
       Briefmarkensammler-Selbsthilfegruppe beizutreten?
       
       Hollmann: Nein.
       
       Moderator: Herr Hollmann, hatten Sie jemals Angst, dass Ihnen Ihre, also,
       Ihre Sammelleidenschaft irgendwann einmal zum Verhängnis werden könnte? Ich
       meine, dass Sie mal erwischt und verhaftet werden könnten?
       
       Hollmann: Nein, eigentlich nicht.
       
       Moderator: Ja, dann also vielen Dank, Herr Hollmann; ich wünsche uns allen,
       dass wir lernen, ebenso selbstverständlich und angstfrei mit unseren
       eigenen Abgründen umzugehen wie Sie. Guten Abend.
       
       27 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Maintz
       
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