# taz.de -- Schule mit Legitimationsproblem: Elite-Hochschule ohne Elite
       
       > Am Dienstag entscheidet der Aufsichtsrat der Hamburg Media School (HMS),
       > wie es mit dem Studiengang Journalismus weitergehen soll. Denn der ist
       > teuer.
       
 (IMG) Bild: Wird von den Prüfern des Rechnungshofs kritisiert: Die Hamburg Media School.
       
       Das vermeintliche Zauberwort lautet "Master-Volontariat". Dahinter verbirgt
       sich ein Modell, das den Studiengang Journalismus an der Hamburg Media
       School (HMS) retten soll. Deren Aufsichtsrat, der auch
       Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt angehört, entscheidet darüber
       am morgigen Dienstag.
       
       Das Konzept sieht nach Darstellung des Hamburger Abendblatts vor, dass
       Verlage die zweijährige Ausbildung der Studenten bezahlen, die 12.000 Euro
       kostet. Die HMS will sich zu dem Thema erst nach der Sitzung äußern, doch
       langjährige Kritiker der Hamburger Hochschulpolitik monieren ohnehin, dass
       die Debatte um ein Reförmchen am eigentlichen Problem der HMS weit
       vorbeiführt.
       
       Die 2003 in Uhlenhorst an den Start gegangene HMS, die Journalisten,
       Medienmanager und Filmemacher ausbildet, ist eine Public Private
       Partnership: Die Hälfte der Anteile hält eine Stiftung, an der mehr als 40
       Unternehmen beteiligt sind, die andere Hälfte verteilt sich auf die Stadt
       Hamburg, die Uni und die Hochschule für Bildende Künste (HfBK).
       
       Das Legitimationsproblem der Media School besteht darin, dass sie
       unverhältnismäßig viel Steuer- und Rundfunkgebührengelder verbraucht. Der
       städtische Rechnungshof ermittelte für seinen diesjährigen Bericht, dass
       2009 rund 60 Prozent des damaligen Etats von rund 3,94 Millionen Euro, also
       fast 2,4 Millionen Euro, aus öffentlichen Quellen stammten. Eine
       erkleckliche Summe, wenn man bedenkt, dass die HMS nur rund 100 Studenten
       hat.
       
       Die öffentlichen Gelder sind unterschiedlichen Ursprungs. Vom NDR kommt
       eine mittlere sechsstellige Summe, die über die Medienstiftung
       Hamburg-Schleswig-Holstein abgewickelt wird, außerdem bringt der Sender als
       Mitglied der Stiftung Gebührengelder ein. 2002 hatte der damalige CDU-Senat
       als Ziel für 2008 die Zahl von 150 Studierenden vorgegeben. Außerdem
       sollten ab diesem Zeitpunkt 20 Prozent des HMS-Etats aus Studiengebühren
       finanziert werden.
       
       Davon ist man auch heute weit entfernt. Die HMS ist eine Elite-Hochschule
       ohne Elite; die massive Unterstützung wirkt wie Entwicklungshilfe für eine
       Region, in der kaum jemand lebt. Rein formal ist die HMS nicht einmal eine
       Hochschule. Die Studierenden sind an der Uni und der HfBK immatrikuliert,
       die auch die Abschlüsse vergeben.
       
       Die Journalismusausbildung wird intern seit jeher stiefmütterlich
       behandelt, die Medienmanagament-Studiengänge sind dagegen feudal
       ausgestattet. Der derzeitige Leiter des Studiengangs Journalismus, Richard
       Reitinger, amtiert nur kommissarisch. Er ist ein renommierter
       Drehbuchautor. Die Qualifikation, eine akademische Journalistenausbildung
       zu leiten, lässt sich daraus nicht zwangsläufig ableiten.
       
       Wie schlecht der Ruf der Media School im städtischen Apparat ist, belegt
       der Stil, in dem die HMS-Passagen im Rechnungshofbericht verfasst sind. Der
       Tonfall ist bisweilen zornig, jedenfalls für Dokumente dieser Art unüblich.
       Die Prüfer fordern eine "umfassende Erfolgskontrolle der bisherigen Arbeit"
       der HMS. Darin ist die Frage versteckt, warum bis dato keiner der
       städtischen Verantwortlichen eine solche Kontrolle für notwendig erachtet
       hat.
       
       Aus der SPD ist zu hören, dass sich die Partei und vor allem Aufsichtsrätin
       Stapelfeldt in einem Dilemma befänden. Wählern, denen eine genuin
       sozialdemokratische Hochschulpolitik wichtig ist, sei jeder weitere Cent,
       der aus Steuergeldern an die HMS fließt. nicht zu vermitteln - vor allem,
       weil der Senat bei der staatlichen Universität, an der 40.000 Menschen
       studieren, Millionen einsparen will.
       
       Andererseits brächte eine Schließung der HMS für den Medien- und
       Hochschulstandort Hamburg einen Imageschaden mit sich. Der träfe auch die
       SPD, obwohl die CDU einst diesen hochschulpolitischen Schildbürgerstreich
       ausgeheckt hat. Aber: Manchmal ist ein Ende mit Schrecken die beste Option.
       
       28 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) René Martens
       
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