# taz.de -- Aachener Friedenspreisträger Grässlin: Gegen die Waffenlobby
> Jürgen Grässlin bekommt den Aachener Friedenspreis. Er kämpft gegen die
> Rüstungsindustrie und für ein Verbot von Waffenexporten.
(IMG) Bild: Jürgen Grässlin ist Friedensaktivist aber kein vom Ehrgeiz getriebener Workaholic.
Nimmermüde - dieses Eigenschaftswort passt zu Jürgen Grässlin. Der
Deutschlehrer aus Freiburg hat offenbar Wichtigeres zu tun als zu schlafen:
"Von einem, der auszog, die Rüstungsindustrie das Fürchten zu lehren",
lautet der Untertitel eines seiner Bücher. Er ist Gründer, Vorsitzender
oder Sprecher von immerhin fünf Friedensorganisationen.
Momentan schreibt er an einem neuen Buch und hat soeben Strafanzeige gegen
die Firma Heckler & Koch gestellt, da deren Gewehre in Libyen bei den
Gaddafi-Truppen und den Rebellen gleichermaßen aufgetaucht sein sollen.
Am Donnerstag, dem Antikriegstag, nimmt Grässlin - gemeinsam mit der
Tübinger Informationsstelle Militarisierung - den Aachener Friedenspreis in
Empfang. Ein von Ehrgeiz getriebener Workaholic, gar mit Managerallüren,
ist er nicht geworden. Die Stimme am Telefon bleibt freundlich, auch wenn
sie seufzend über die Belastungen durch noch mehr neue Aktivitäten
berichtet.
Auch das Image, das manche Medien Grässlin verpasst haben ("Allein gegen
die Waffenindustrie"), kann nicht ganz stimmen. Nicht nur, dass er
gemeinsam mit Ehefrau und erwachsenen Kindern Protestfahrradtouren
unternimmt. Der Friedensaktivist und Mini-Anteilseigner bei Daimler-Benz
ist anfangs bei Aktionärsversammlungen ausgebuht worden - heute erhält er
Beifall.
Grässlin hat sich nicht damit begnügt, die Waffenproduzenten vom
Schreibtisch aus anzuklagen, sondern ist auch den Opfern begegnet - in
Somalia beispielsweise oder in den kurdischen Gebieten der Türkei. In
seinem Buch "Versteck Dich, wenn sie schießen" geht es immer wieder um die
von Heckler & Koch produzierten Schnellfeuergewehre und Maschinenpistolen.
Schwer zugesetzt aber hat ihm ein anderes Traditionsunternehmen - der
Daimler-Benz-Konzern. Mit zwei Prozessen, die er beide gewonnen hat.
Um Rechtsfragen anderer Art kümmert er sich nun als Sprecher der "Aktion
Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel!". Das Grundgesetz soll um den Satz
ergänzt werden: "Der Export von Kriegswaffen und Rüstungsgütern ist
grundsätzlich verboten".
1 Sep 2011
## AUTOREN
(DIR) Martin Forberg
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