# taz.de -- Rechtsextremismusexpertin über NPD: "Stammwähler mobilisiert"
       
       > In Mecklenburg-Vorpommern hat die NPD eine feste Wählerschaft. Ein Teil
       > wählt die Partei aus Überzeugung, sagt die Rechtsextremismusexpertin
       > Gudrun Heinrich.
       
 (IMG) Bild: "Kaum ein Ort in dem nicht gleich mehrere Plakate an einer Straßenlaterne befestigt waren".
       
       Die NPD ist wieder in dem Landtag. Gelang der Partei sich festzusetzen? 
       
       Das Wahlergebnis von 6 Prozent zeigt das realistische Bild des
       Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern. Der Partei gelang ihr
       Stammwählerpotential zu mobilisieren. Das lässt sich auf etwa 3 Prozent im
       Land schätzen. Die Partei blieb aber unter ihren eigenen Erwartungen und
       hat etwa ein Drittel ihrer Wählerschaft von 2006 verloren. Das kann in der
       Arbeit gegen Rechtsextremismus Mut machen.
       
       Führte die NPD einen besonderen Wahlkampf? 
       
       Die NPD hat es geschafft, flächendeckend einen sehr aggressiven und
       massiven Plakatwahlkampf zu führen. Kaum ein Ort in dem nicht gleich
       mehrere Plakate an einer Straßenlaterne befestigt waren. Gezielt sind sie
       zudem dort, wo sie schon größeren Wahlzuspruch erfuhren, sehr engagiert mit
       Infoständen aufgetreten.
       
       Wer wählt die NPD? 
       
       Die Wahlanalysen zeigen, dass gerade junge Männer mit mittlerer
       Schulbildung im ländlichen Raum die NPD wählen. Die Motivation zur
       Stimmabgabe für die NPD scheint in einer Mischung aus rechtsextremen
       Ressentiments und dem Gefühl, von der Politik vernachlässigt zu werden, zu
       liegen.
       
       Auf Flyern warben NPD-Kandidaten damit, dass sie sich nicht wie andere
       Abgeordnete nur zur Wahl zeigen würden. In der von ihnen mit
       herausgegebenen Studie zu Rechtsextremismus im ländlichen Raum zeichnen sie
       eine differenziertere Wirklichkeit. 
       
       Die Partei geriert sich gerne als jene, die sich um die Belange der
       Menschen kümmert. Ihre Antworten sind aber nur Scheinantworten, ihr
       kommunales Engagement ein nur symbolisches. Gerade im ländlichen Raum, in
       Dörfern und Kleinstädten, zeigt sich das Problem, dass die demokratischen
       Kräfte zu wenig präsent sind und damit dem Rechtsextremismus zu viel Raum
       lassen.
       
       "Sei kein Frosch. Wähl Deutsch". Die NPD hat doch auch mit sehr eindeutigen
       Parolen geworben? 
       
       Ja. Die NPD um Udo Pastörs tritt seit der vergangenen Legislaturperiode
       sehr bürgernah auf und vertritt dennoch teilweise ganz offen neonazistische
       Positionen.
       
       Sie sprechen trotzdem von einer Stammwählerschaft? 
       
       Die Partei wird nicht nur aus Protest gewählt. Sie hat sich hier eine
       Stammwählerschaft erarbeitet. Insgesamt muss man beim Blick auf die NPD
       unterscheiden zwischen den Kadern, dem direkten Sympathisantenumfeld und
       den Wählerinnen und Wählern, die aufgrund einer Mischung aus Überzeugung
       und Protest ihr Kreuz bei der NPD machen.
       
       Hat die letzte Gruppe ein geschlossenes rechtsextremes Weltbild? 
       
       Aus den sozialwissenschaftlichen Studien wissen wir, dass sich die
       Wählerinnen und Wähler mit solch einem geschlossenen Weltbild auf nahezu
       alle Parteien verteilen. Wir wissen in der Wissenschaft bis heute aber noch
       nicht genau, warum in der Wählkabine der Wähler da oder dort sein Kreuz
       macht. Zu komplex ist die Motivlage. Jenseits der Überzeugung wirken auch
       andere Ursachen. Ideologie ist nicht gleich Wahlverhalten. Ohne eine Nähe
       zu rechtsextremen Einstellungen ist die Wahl der NPD aber nicht
       vorstellbar.
       
       Ist dieses Wählerpotential für die demokratischen Parteien verloren? 
       
       Die Kader sind es schon! Aber nicht jene Wähler die aus fragmentarischer
       rechter Überzeugung und temporärem Protestverhalten die Partei wählen. Die
       Politik müsste dafür aber endlich die tiefergehenden gesellschaftlichen
       Ursachen des Rechtsextremismus angehen.
       
       5 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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