# taz.de -- Foltervorwürfe in UN-Bericht: Stopp von Gefangenentransfers
       
       > Wegen Foltervorwürfen hat die Isaf die Überstellung von Gefangenen in
       > einige afghanische Gefängnisse vorerst eingestellt. Die Häftlinge sollen
       > auch sexuell angegriffen worden sein.
       
 (IMG) Bild: Ein Gefangener wird im Mai 2011 nach seiner Freilassung von Polizisten aus einem Gefängnis in Herat eskortiert.
       
       KABUL dpa/afp | Nach Foltervorwürfen gegen Sicherheitsbehörden in
       Afghanistan hat die Internationale Schutztruppe Isaf die Überstellung von
       Gefangenen an afghanische Haftanstalten vorerst eingestellt. Das sagte ein
       Sprecher der Nato-geführten Isaf am Mittwoch in Kabul.
       
       Er bestätigte damit einen Bericht der britischen BBC vom Vortag. Die
       Vorwürfe wurden in einem bislang unveröffentlichten Bericht der Mission der
       Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) erhoben. Bis sie geprüft seien,
       habe die Isaf den Transfer von Gefangenen in "bestimmte Einrichtungen"
       gestoppt.
       
       Die BBC hatte am Dienstag aus dem unveröffentlichten Bericht zitiert.
       Demnach sollen Häftlinge in Gefängnissen der afghanischen Polizei und des
       Geheimdienstes mit Gummischläuchen geschlagen, sexuell angegriffen und in
       einigen Fällen auch mit Elektroschocks gefoltert worden sein. Die Folter
       werde in dem Bericht als "alltäglich und systematisch" beschrieben. Auch
       die Polizei sei in die Misshandlungen verwickelt.
       
       UN-Sprecherin Nilab Mobaraz sagte am Mittwoch in Kabul, der Bericht werde
       derzeit fertiggestellt. Die Ergebnisse der Untersuchung seien jedoch
       bereits an die afghanische Regierung übermittelt worden. "Wir haben den
       Eindruck, dass die Vorwürfe dort sehr ernst genommen werden", sagte Mobaraz
       weiter. So plane die Regierung eine Reihe von Sofortmaßnahmen, um gegen die
       angeprangerten Missstände vorzugehen.
       
       Unter den betroffenen Gefängnissen sind nach BBC-Angaben Anlagen des
       afghanischen Geheimdienstes NDS in den Provinzen Herat, Khost, Laghman,
       Kapisa und Tachar. Außerdem sei die Überstellung von Gefangenen an zwei
       Einrichtungen der afghanischen Polizei in Kundus und Tarin Kot gestoppt
       worden. In die Unruheprovinz Kandahar seien schon zuvor keine Gefangenen
       mehr gebracht worden.
       
       7 Sep 2011
       
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