# taz.de -- Fußball-Bundesliga: "Kein Geburtstagsgeschenk" für Naldo
       
       > Der 2:0-Sieg von Werder Bremen gegen den HSV war mehr als eines der
       > üblichen Nordderbys. Ein Langzeitrekonvaleszent feierte seine Rückkehr.
       
 (IMG) Bild: Endlich wieder auf dem Platz: Bremens Naldo.
       
       BREMEN taz | Thomas Schaaf ist nicht dafür bekannt, taktische Erwägungen
       leichtfertig einer Laune zu opfern. Samstag Nachmittag um 17 Uhr 15 zeigte
       sich der Trainer von Werder Bremen von einer neuen Seite.
       
       Obwohl doch so viel passieren kann in fünf Fußball-Minuten, wechselte er in
       der 86. Minute des Spiels gegen den Hamburger SV beim Stand von 2:0 einen
       Spieler ein, der 16 Monate lang kein Pflichtspiel absolviert hatte. Und
       bescherte so den 40.000 Bremer Anhängern einen Moment der sie mehr bewegte,
       als der Sieg im 175. Nordderby.
       
       Die Leidensgeschichte von Ronaldo Aparecido Rodrigues, genannt Naldo, war
       während der letzten Saison so etwas wie die Parallelhandlung zu Werders
       Absturz in den Tabellenkeller. Klar vermissten sie seine ruhige, abgeklärte
       Art in der verunsicherten Abwehr, klar fehlte sein freundliches Wesen in
       der immer ätzender werdenden Teamchemie.
       
       Aber noch mehr bangten die Bremer darum, ihn nach seiner schweren
       Knieverletzung - einem äußerst hartnäckigen Knochenödem - überhaupt jemals
       wieder spielen zu sehen.
       
       Das böse Wort "Sportinvalidität" geisterte durch die Gazetten, es wurden
       Erinnerungen an Karsten Bäron, Matthias Sammer und andere wach, die ihre
       Karriere wegen kaputter Knie frühzeitig beenden mussten. Die Unsicherheit
       wurde noch größer, als es zu einem öffentlichen Ärztestreit um die beste
       Behandlungsmethode ging. Gegen den Rat von Werder-Arzt Götz Dimanski
       entschied sich Naldo für eine Operation in seinem Heimatland Brasilien.
       Konnte das gutgehen?
       
       ## Zwei Tore von Pizarro
       
       Und dann war er zur Vorbereitung auf die neue Saison plötzlich wieder da.
       Behutsam führte Schaaf ihn über kurzfristig angesetzte Testpiele ans Team
       heran. Zuletzt musste der Coach den Rekonvaleszenten mehrfach öffentlich
       bremsen, da dieser immer lauter mit den Hufen scharrte. Rechtzeitig zu
       Spiel Eins nach dem Abgang von Abwehrchef Per Mertesacker berief er ihn nun
       erstmals in den Kader und belohnte ihn an seinem 29. Geburtstag mit einem
       Kurzauftritt.
       
       "Das war kein Geburtstagsgeschenk", versicherte Schaaf zwar, konnte die
       sentimentalen Aspekte aber nicht ganz negieren: "Solche Momente sind
       wichtig. Es ist klasse, ihm das hier ermöglichen zu können." Das sah der
       Gefeierte genauso und sprach gerührt von einem " unbeschreiblich schönen
       Moment".
       
       Auf der rationalen Ebene dürfte Thomas Schaaf nach dem überzeugenden Sieg
       durch zwei Pizarro-Tore über verbesserte Hamburger eine andere Erkenntnis
       wichtiger sein: Mit Naldo als Chef und den am Samstag überzeugenden
       Sokratis, Andreas Wolf, Aleksandar Ignjovski und Sebastian Prödl kann er
       auch ohne Per Mertesacker endlich wieder auf eine stabile Abwehr bauen.
       
       11 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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