# taz.de -- Ein neuer Mitarbeiter bei Ergo: Der Anwalt, der kein Rechtsanwalt ist
       
       > Die Ergo-Versicherungsgruppe hat seit August einen Kundenanwalt. Das
       > klingt gut. Aber sollte man sich wirklich an ihn wenden, wenn man ein
       > Problem hat?
       
 (IMG) Bild: Arbeitet für Ergo und irgendwie auch für den Kunden: Ralf Königs.
       
       BERLIN taz | Ralf Königs soll helfen, wenn es ein Problem mit der
       Versicherung gibt. "Ich bin der neue Kundenanwalt der Ergo und werde für
       die Kundeninteressen in der Ergo einstehen", stellt sich der freundliche
       Herr mit hoher Stirn und rheinischem Dialekt in dem Werbespot der
       Versicherung vor.
       
       Wer sich das Video ansieht, der könnte den Eindruck bekommen, Königs sei
       Rechtsanwalt - auch wenn er das nicht explizit sagt. Tatsächlich ist er
       aber kein Rechtsanwalt. Allerdings ist es nicht ausdrücklich verboten, sich
       "Kundenanwalt" zu nennen - das darf jeder, ohne irgendwelche juristischen
       Kenntnisse zu haben.
       
       Königs und seine Hand voll Mitarbeiter sollen helfen, wenn die Kunden mit
       den Sachbearbeitern der Versicherung unzufrieden sind. Zum Beispiel, wenn
       das Eigenheim abgebrannt ist und die Versicherung nichts zahlen will, weil
       angeblich nicht alle Formalia eingehalten sind.
       
       Oder wenn ein Versicherter nach einem Unfall schwerbehindert ist und die
       Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlen will, weil angeblich nicht alle
       relevanten Vorerkrankungen gemeldet wurden. Besonders viel Geld spart die
       Versicherung, wenn sie sich außergerichtlich mit ihren Kunden auf einen
       Vergleich einigt. Dann bekommen die Kunden nur einen Teil des Geldes, das
       ihnen eigentlich zusteht.
       
       Königs sagt in dem Video, der Kundenanwalt sei "eine tolle zusätzliche
       Alternative zu einem externen, teuren Anwalt". Teuer ist ein externer
       Anwalt jedoch vor allem für Ergo. Denn wenn ein Kunde mit Hilfe eines
       Rechtsanwalts seine Ansprüche einklagt, muss die Versicherung auch die
       Kosten für den Anwalt übernehmen.
       
       ## Anwalt mit Interessenkonflikt
       
       Ergo schließt auch Verträge mit externen Anwälten, damit diese ihre
       Rechtsschutzversicherten vertreten. Die bayrische
       CSU-Verbraucherschutzministerin Beate Merk mahnt die Versicherten zur
       Vorsicht: "Sobald zwischen dem Rechtsanwalt und der
       Rechtsschutzversicherung eine Geschäftsbeziehung besteht, wächst die Gefahr
       einer Interessenskollision zu Lasten des Versicherten. Denn die
       Versicherung mindert ihr Kostenrisiko, wenn der Rechtsanwalt dem
       Versicherten vom Rechtsstreit abrät und es nicht zum Prozess kommt."
       
       Für die Versicherung lohnt sich die Strategie. 2009 sagte der
       Vorstandssprecher der Ergo-Rechtsschutzversicherungstochter D.A.S., Rainer
       Tögel, in einem Interview mit dem Handelsblatt: "Indem wir Prozesse
       vermeiden, sparen wir Geld. Außerdem geht die Zahl der klassischen
       schriftlichen Streitfälle langsam zurück. So konnten wir die Ausgaben in
       den letzten Jahren deutlich reduzieren."
       
       Verbraucherschutzministerin Merk weist darauf hin, dass manche
       Versicherungen auch mit unlauteren Methoden Druck ausüben. Für unzulässig
       hält sie es, wenn dem Versicherten, der lieber den Anwalt seines Vertrauens
       beauftragt, mit der Erhöhung der Versicherungsprämie gedroht wird. Oder
       wenn umgekehrt finanzielle Vorteile winken, falls man sich für den von der
       Versicherung empfohlenen Vertragsanwalt entscheidet.
       
       Merk erinnert die Versicherten jedenfalls daran, wie wichtig die eigene
       Wahl eines Anwalts ist: "Nur wer seinen Rechtsbeistand frei wählen kann,
       kann seine Rechte eigenverantwortlich und bestmöglich wahrnehmen."
       
       18 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Heiser
       
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