# taz.de -- Verhandlungserfolg für IG Metall bei Autoliv: Wirkungsvoll gedroht
       
       > Mit nur einem Warnstreik konnte die IG Metall bei der Autoliv-Tochter
       > Norma einen Sozialtarifvertrag durchsetzen - den Autoproduktionen drohte
       > der Kollaps.
       
 (IMG) Bild: Streik abgewendet: Sonst hätten Autoproduzenten auch keine Airbags geliefert bekommen.
       
       HAMBURG taz | Die Beschäftigten der schleswig-holsteinischen Norma-Werke in
       Stellingen und Norderstedt hatten sich auf einen langen Arbeitskampf
       eingestellt. Dann ging es aber doch sehr schnell. Nur ein
       Verhandlungswochenende brauchten der Chef der IG Metall Unterelbe, Uwe
       Zabel, und die betriebliche Verhandlungskommission, um dem Management des
       schwedisch-amerikanischen Konzerns Autoliv einen Sozialtarifvertrag für die
       rund 150 vom Jobverlust betroffenen Beschäftigten abzuringen. Ein
       Sozialtarif, den die Belegschaften in einer Urabstimmung mit 99,3 Prozent
       annahmen.
       
       Autoliv ist ein weltweit operierender Konzern von Sicherheitstechnik für
       die Automobilindustrie. Im deutschen Hauptwerk in Elmshorn, das
       traditionell zur Textilbranche gehört hatte, werden Airbags und
       Sicherheitsgurte für Automobile hergestellt. In den beiden Norma-Werken der
       Metallindustrie werden die dazugehörigen Schlösser und Halter für die
       Sicherheitsgurte produziert.
       
       Während für das Hauptwerk in einem Sozialtarifvertrag eine
       Arbeitsplatzgarantie festgeschrieben werden konnte, hatte das
       Autoliv-Management vor einigen Wochen verkündet, die Werke in Rellingen und
       Norderstedt zum 1. April 2012 zu schließen und die Produktion in die Türkei
       und nach Estland zu verlagern.
       
       Die IG Metall rief zum Warnstreik auf, um einen Sozialtarif durchzusetzen.
       Dabei wandte die Gewerkschaft erstmals die neue Rechtsprechung des
       Bundesarbeitsgerichts an, rief auch die Belegschaft im Elmshorner Hauptwerk
       zum "Unterstützungsstreik" auf und drohte mit weiteren
       Arbeitsniederlegungen.
       
       Das brachte die Autoliv-Bossen zum schnellen Einlenken. Denn nur wenige
       Stunden Produktionsstillstand beim Zulieferer Autoliv hätte bei den
       Endproduzenten wie Volkswagen, BMW und Daimler die Montagebänder wegen der
       Just-in-time-Lieferungen zum Stillstand gebracht, was Regressansprüche zur
       Folge gehabt hätte.
       
       In den Verhandlungen einigten sich IG Metall und Autoliv, die
       Produktionsverlagerung von März auf Ende 2012 zu verschieben. Bis dahin
       herrscht ein "Beendigungsverbot" - es dürfen also keine Kündigungen
       ausgesprochen. Danach gehen die Belegschaften für ein Jahr in eine von
       Autoliv mitfinanzierte Transfergesellschaft bei 80 Prozent des Lohnes und
       erhalten Abfindungen in Höhe eines Gehaltes pro Beschäftigungsjahr. "Kein
       Norma-Beschäftigter wird vor 2014 arbeitslos", sagt Zabel. Ab Oktober
       dieses Jahres erhalten alle monatlich zusätzlich 225 Euro
       Anwesenheitsprämie, was sich später natürlich auf die Höhe des
       Arbeitslosengeldes auswirkt.
       
       Ab September gilt zudem für die Leiharbeiter eine tarifliche
       Equal-Pay-Regelung - sie bekommen IG-Metall-Tariflöhne. "Den
       Konzernbeschluss ganz zu verhindern, konnten wir nicht durchsetzen, da
       weder IG Metall noch Betriebsrat wirtschaftliche Mitbestimmung bei
       Konzernentscheidungen haben", sagt IG-Metall-Chef Zabel "Es wird dringend
       Zeit, dass diesen Global Playern gesetzliche Schranken gesetzt werden, wenn
       sie zur Profitmaximierung Arbeitsplätze vernichten."
       
       16 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
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