# taz.de -- Kommentar Strauss-Kahn: Die seichte Beichte des DSK
       
       > Den Medienplan könnte Strauss-Kahn seinem Freund Clinton aus dessen
       > Lewinsky-Affäre abgeschaut haben. Das Drehbuch hat sich in den USA schon
       > in mehreren Remakes bewährt.
       
       Natürlich: Intimes, gar Kompromittierendes wollte oder konnte DSK nicht
       verraten; und falls es sich um einvernehmlichen Sex zwischen zwei
       Erwachsenen gehandelt hat, dann geht uns das alles ja auch nichts an.
       Frustrierend ist es dennoch: Wir sollen uns mit seiner eigenen Einschätzung
       abfinden, dass der Untersuchungsbericht von Staatsanwalt Cyrus Vance ihn
       von jeder Schuld freispreche. Ein "moralischer Fehler", lautet DSKs Urteil
       über sein eigenes Verhalten. Seine Beichte bleibt seicht, entschuldigen
       sollen ihn die anderen.
       
       Den Medienplan könnte er seinem Freund Bill Clinton aus dessen
       Lewinsky-Affäre abgeschaut haben. Das Drehbuch hat sich in den USA schon in
       mehreren Remakes bewährt: Zuerst wird alles abgestritten, und erst wenn es
       nicht anders geht, kommt die öffentliche Abbitte mit der obligaten
       Entschuldigung bei der Ehefrau, der als loyale Partnerin nichts anderes
       übrig bleibt, als gute Miene zu machen, bei den Freunden, den Mitarbeitern,
       die ihn nicht verraten wollen, und bei der Nation, die ihn bewundert hat.
       
       Auf dieses Mea culpa folgt die Phase der Vergebung und, wenn alles gutgeht,
       ein Welle der Sympathie für den Mächtigen, der für seinen Fehler derart auf
       die Knie musste: macht ihn ja nur menschlicher.
       
       Die französische Version mit DSK in der Hauptrolle scheint erfolgreich zu
       werden. In Erinnerung wird seinen Landsleuten bleiben, dass da der Fähigste
       und Aussichtsreichste durch widrige Umstände, wenn nicht durch böswillige
       Unterstellungen, daran gehindert worden ist, Präsident zu werden. Geläutert
       durch einen provisorischen Rückzug aus dem öffentlichen Leben, um
       "nachzudenken", wie er selber sagt, kann er dann zur letzten Karte und
       Hoffnung werden, auf die Franzosen und Französinnen setzen: 2017 sind ja
       schon wieder Präsidentschaftswahlen.
       
       19 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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