# taz.de -- Russland gegen Yukos: Regierung wird freigesprochen
       
       > Russland ist nicht illegal gegen den Ölkonzern Yukos vorgegangen, urteilt
       > der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Nun steht noch eine
       > Schadensersatzforderung über 71 Milliarden Euro aus.
       
 (IMG) Bild: Brachte ordentlich Kohle: Öl-Förderung von Yukos nahe der Stadt Nefteyugansk, Sibirien.
       
       STRAßBURG dpa | Das Vorgehen Russlands gegen den Ölkonzern Yukos des
       Ex-Managers Michail Chodorkowski ist nach Ansicht des Europäischen
       Gerichtshofes für Menschenrechte (EGMR) insgesamt rechtens gewesen.
       
       Allerdings stellten die Straßburger Richter in ihrem Urteil vom Dienstag
       einige Grundrechtsverletzungen fest. Über die Forderung der Ex-Yukos-Eigner
       nach einem Rekord-Schadensersatz von 98 Milliarden US-Dollar (etwa 71
       Milliarden Euro) will das Gericht später entscheiden.
       
       Die Steuerschulden des ehemals größten russischen Ölunternehmens seien "das
       Ergebnis legitimer Verfahren der russischen Regierung, um der
       Steuerhinterziehung des Unternehmens entgegenzutreten", heißt es in dem am
       Dienstag in Straßburg verkündeten Urteil.
       
       Damit wies der Gerichtshof die Vorwürfe der früheren Yukos-Eigentümer über
       einen politischen Hintergrund der Steuerverfahren zurück. Sie hatten
       Russland beschuldigt, das Unternehmen in den Ruin getrieben zu haben, um es
       zu zerschlagen.
       
       Es gebe keine Hinweise, dass "Russland diese Steuerverfahren gegen Yukos
       dazu missbraucht hätte, um Yukos zu zerstören und alle Aktiva des Konzerns
       unter seine Kontrolle zu bringen", heißt es in dem Urteil weiter.
       
       ## Russland zeigt sich zufrieden
       
       Russlands Bevollmächtigter am Straßburger Gericht zeigte sich zufrieden.
       "Das Gericht hat keine Verstöße gegen Artikel 18 der
       Menschenrechtskonvention gesehen und keine politische Verfolgung
       anerkannt", sagte Georgi Matjuschkin der Agentur Interfax.
       
       Auch aus Moskau wurde das Urteil begrüßt. "Das Gericht hat die
       Anschuldigungen an die Adresse Russlands, dass die Verfolgung von Yukos
       politisch motiviert und repressiv gewesen war, vollständig abgelehnt -
       ebenso eine angebliche Diskriminierung durch die russische Regierung." Das
       teilte das Justizministerium in Moskau am Dienstag nach Angaben der Agentur
       Interfax mit.
       
       Russland sehe sich in seiner Position bestätigt, so das Ministerium. Die
       Behörden hätten in dem damaligen Steuerverfahren nicht in der Absicht
       gehandelt, das Eigentum von Yukos einzuziehen, um die Gesellschaft zu
       zerschlagen.
       
       Der frühere Yukos-Topmanager Michail Chodorkowski sitzt seit 2003 in Haft.
       Der 48-jährige Kremlkritiker sieht die Vorwürfe der russischen Justiz gegen
       ihn als politisch motiviert.
       
       20 Sep 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Chodorkowski-Doku in Russland: Aufführungen abgesagt
       
       Russische Kinos wollen die Dokumentation "Der Fall Chodorkowski" von Cyril
       Tuschi vorerst nicht aufführen. Auch alle großen russischen Verleiher haben
       abgesagt.
       
 (DIR) Dokumentarfilm über Chodorkowski: Der Held bleibt ein Rätsel
       
       Wer ist Michail Chodorkowski? Selbstloser Demokrat, Opfer Putins,
       arroganter Konzernchef? "Der Fall Chodorkowski" umkreist diese Fragen, ohne
       klare Antworten zu geben.
       
 (DIR) Kommentar EGM-Urteil zu Yukos: Ganz vorsichtig mit Moskau
       
       Den politischen Hintergrund hat der Europäische Gerichtshof für
       Menschenrechte im zweiten Yukos-Verfahren nicht anerkannt. Die EU will es
       sich nicht mit Russland verscherzen.
       
 (DIR) Menschenrechte in Russland: Moskau will Straßburg ignorieren
       
       Die Duma berät ein Gesetz, mit dem sich das Verfassungsgericht über Urteile
       des Gerichtshofes für Menschenrechte hinweg setzen kann. Das gefährdet den
       Sitz im Europarat.
       
 (DIR) Justizfarce in Russland: Chodorkowskis Berufung abgeschmettert
       
       Ein Moskauer Gericht bestätigt die Verurteilung des Ex-Yukos-Eigentümers
       und seines Kompagnons. Die Haftstrafe wird jedoch auf 13 Jahre verringert.