# taz.de -- Bundestag verteilt Verschmutzungsrechte: Klimazertifikate aus Europa
       
       > Nicht nur der Papst ist heute im Bundestag – das Parlament entscheidet
       > auch zum Emissionshandel. Viel hin- und hergedreht wird da nicht, man
       > setzt EU-Recht um.
       
 (IMG) Bild: Bei der Stahlherstellung wird viel Energie gebraucht – und die kommt oft aus Kohle.
       
       FREIBURG taz | Der Deutsche Bundestag wird am Donnerstag die Details für
       den Emissionshandel der Jahre 2013 bis 2020 festklopfen. Er legt damit
       fest, welche Branchen künftig in welchem Umfang CO2 ausstoßen dürfen und
       mit entsprechenden Zertifikaten ausgestattet werden, die sie zur
       Legitimation ihrer Emissionen benötigen. Da die Verordnung im wesentlichen
       EU-Recht umsetzt, dürfte ihre Verabschiedung nur Formsache sei.
       
       Die Europäische Union wird für das Jahr 2013 Zertifikate in Höhe von 1,97
       Milliarden Tonnen ausgeben, gegenüber 2,08 Milliarden in den Jahren zuvor.
       Das soll die Menge an Treibhausgasen deckeln, die Großkraftwerke, Industrie
       und der Luftverkehr ausstoßen dürfen. In den Folgejahren wird die Menge um
       1,74 Prozent per annum reduziert.
       
       Indem sich so durch Verknappung die Kosten pro Tonne CO2 erhöhen, soll auf
       marktwirtschaftlichem Weg die Energieeffizienz der europäischen
       Volkswirtschaften verbessert werden. Bisher bemaß sich die Ausstattung an
       Zertifikaten, die ein Unternehmen in Deutschland erhielt, an seinen
       Emissionen der Vorjahre.
       
       ## Extrawurst Strom
       
       Ab 2013 treten an diese Stelle Branchen-Benchmarks, die EU-weit festgelegt
       wurden und sich an den 10 Prozent der effizientesten Anlagen in Europa
       orientieren. Eine Sonderregel gilt für die Stromwirtschaft, die keine
       kostenlose Papiere mehr bekommt und sich daher komplett am Markt eindecken
       muss. Denn in der Vergangenheit hatten die Kraftwerksbetreiber den Wert der
       CO2-Zertifikate in die Stromtarife eingepreist, obwohl sie die Papiere
       kostenlos erhalten hatten. Die EU will solche "Windfallprofits" in Zukunft
       ausschließen.
       
       Sektoren mit einem hohen Risiko der Produktionsverlagerung in
       Nicht-EU-Länder bekommen die Zertifikate überwiegend kostenlos, andere
       müssen sie zu mehr oder weniger großen Anteilen kaufen. Die weiterhin
       kostenlosen Zuteilungen machen den Emissionshandel jedoch sehr kompliziert;
       die heute zur Entscheidung stehende Verordnung steigt so weit in einzelne
       industrielle Verfahren ein, dass zum Beispiel für Herstellung von
       Vinylchlorid-Monomer Sonderregeln erlassen werden.
       
       Am Ende wird der Erfolg des Emissionshandels daran zu messen sein, was die
       Tonne CO2 kostet. Experten sind sich weitgehend einig: Erst bei Preisen ab
       30 Euro finden merkliche Emissionsminderungen statt. Aktuell dümpelt der
       Preis bei 12 Euro.
       
       22 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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