# taz.de -- Radsport-WM: Mark Cavendish gewinnt
       
       > Weltmeister Mark Cavendish wird als bester britischer Radsportler aller
       > Zeiten gefeiert. Und das im Jahr vor den Olympischen Spielen in London.
       
 (IMG) Bild: Jubel zum Schluss: Cavendish ist der erste britische Gewinner der Straßen-WM seit 1965.
       
       LONDON taz | Obwohl am vorvergangenen Sonntagnachmittag der Holländer Lars
       Boom zum Sieger der Tour of Britain gekürt wurde, waren die Augen auf
       jemand anderen gerichtet. Der Star hieß Mark Cavendish, der sich bei der
       einwöchigen Tour durch Teile von Schottland, Wales und England den letzten
       Schliff für die Straßen-WM in Kopenhagen verpasst hatte.
       
       Als Topfavorit ging Cavendish in Dänemark an den Start. Viele sehen ihn als
       besten Fahrer, den Großbritannien je hatte. Mit bisher 20 Etappensiegen bei
       der Tour de France, sieben beim Giro d'Italia und drei bei der
       Spanienrundfahrt zählt er zu den erfolgreichsten Fahrern der großen
       Landesrundfahrten.
       
       Dem Sieger der Tour of Britain hat der 13. des Gesamtklassements also die
       Show gestohlen. Die Journalisten scharten sich um Cavendish - Boom bliebt
       im Abseits. Sie haben sich um den zukünftigen Weltmeister versammelt. Am
       Sonntag setzte sich der 26-Jährige in Kopenhagen im Elite-Straßenrennen
       nach 266 Kilometern im Massensprint durch. Es war der erste Sieg eines
       Briten seit Tom Simpson 1965.
       
       Die Tour of Britain war für Cavendish nicht mehr als eine Trainingseinheit.
       "Ich wollte nicht auf Risiko gehen", sagte er nach der letzten Etappe, die
       er auf nach Regen noch glattem Boden "ungeplant", wie er hinzufügte,
       gewonnen hatte.
       
       Dabei war das erst acht Jahre alte Etappenrennen in diesem Jahr mit Abstand
       am stärksten besetzt. Neben Cavendish fuhren der aktuelle
       Straßen-Weltmeister Thor Hushovd aus Norwegen sowie der deutsche Jens Voigt
       und Theo Bos aus Holland mit. Einige seiner schärfsten Konkurrenten im
       Kampf um den WM-Titel eine Woche danach
       
       ## Spontaner Start bei der Tour of Britain
       
       Seit 2007 hatte Cavendish nicht mehr am Rennen durch seine Heimat
       teilgenommen. Damals war er nicht viel mehr als ein vielversprechendes
       Talent. Zuletzt braucht er die heimischen Straßen kaum noch. Nur einen Teil
       seines Trainings absolviert der Sprinter in England, wo seine Freundin
       lebt. Häufiger ist er in Spanien und Italien anzutreffen.
       
       Wohl gerade weil Cavendish in Großbritannien häufig als verlorener Sohn
       angesehen wird, freuen sich die Briten über jedes Lebenszeichen. Cavendish,
       der ursprünglich von der kleinen Isle of Man zwischen der westlichen
       britischen Küste und Irland stammt, hatte eigentlich auch die Teilnahme an
       der Tour of Britain nicht eingeplant. Der Start kam spontan, nachdem er
       sich vorzeitig von der wesentlich prestigeträchtigeren Vuelta España
       zurückgezogen hatte, weil das Wetter zu heiß und das Rennen gefährlich
       gewesen sei. Sein Team HTC-Highroad machte sofort Platz für seinen Star.
       
       Denn dass die Chancen auf einen WM-Titel für Cavendish in diesem Jahr so
       gut wie nie zuvor waren, und vielleicht nie wieder sein würden, war
       bekannt. Das britische Team ging mit zwölf Fahrern ins Straßenrennen,
       darunter David Millar, Vizeweltmeister des Vorjahres im Einzelzeitfahren,
       Steve Cummings, Bradley Wiggins und Christopher Froome.
       
       Die letzten beiden standen noch vor zwei Wochen auf dem Podest der Vuelta
       España. In Kopenhagen fuhr das Team für Cavendish, in dem dessen
       Trainingspartner und ehemaliger Dopingsünder Millar den "besten Sprinter
       der Geschichte" sieht. Der flache Streckenverlauf in Kopenhagen kam ihm
       zupass. Den Massensprint entschied er klar für sich.
       
       ## "Der größte Gegner ist das Sturzrisiko"
       
       Cavendish hatte schon eine Woche zuvor in London keinen Zweifel an seinen
       Siegeschancen gelassen. "Meine Form war nie besser, meine Vorbereitung ist
       perfekt verlaufen. Der größte Gegner dürfte das Sturzrisiko sein." Nur
       wenige Sportler trauen sich zu solchen Aussagen. Aber sie passen zu ihm,
       der auf Fragen nach dem besten Sprinter der Welt gern auf sich selbst
       hindeutet.
       
       Mit seinem WM-Titel machte Cavendish 2011 endgültig zu seinem Jahr. Zum
       ersten Mal hatte er im Sommer die Punktewertung der Tour de France
       gewonnen, zudem zwei Etappen des Giro d'Italia.
       
       Die Briten verspüren jetzt nicht nur Freude, sondern auch ein bisschen
       Hoffnung. Cavendishs aktueller Arbeitgeber HTC-Highroad, eines der
       stärksten Teams der Geschichte, wird sich mangels Sponsor für die kommende
       Saison auflösen.
       
       Seit ein paar Monaten kursieren Gerüchte, er könnte bald schon beim
       britischen Team Sky unterschreiben. Mit Mark Cavendish wäre ein seltener
       Heimkehrer wieder Teil des Landes. Als seltener britischer Weltmeister
       könnte er 2012 bei Olympia in London endgültig zu Hause ankommen.
       
       26 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Lill
       
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