# taz.de -- KREATIVE MILIEUS: Durchmischung erwünscht
       
       > Was wird aus der Viktoria-Kaserne in Altona? Das Nutzungskonzept der
       > KünstlerInnen ist fertig - sie wollen Selbstverwaltung. Jetzt kommt die
       > Politik.
       
 (IMG) Bild: Außen Kaiser Wilhelm, innen Kunst: die Viktoria-Kaserne in Hamburg-Altona.
       
       Links und rechts ein Turm und in der Mitte eine massive Backstein-Fassade -
       von vorne betrachtet beschränkt sich die Viktoria-Kaserne auf eine so
       autoritäre wie abweisende Ausstrahlung. Besser wird es erst, wenn man den
       Hinterhof des Gebäudes betritt. Dort gibt es sogar einen Eingang, und neben
       dem Eingang stehen Fahrräder. Außerdem steht da schief ins Eck gelehnt ein
       überdimensionales "F". Es ist das Zeichen dafür, dass aus der ehemalige
       wilhelminische Polizeikaserne vielleicht doch noch etwas Wünschenswertes
       werden könnte.
       
       "F" steht für den Verein Frappant, der seit März 2010 Mieter in der
       Viktoria-Kaserne ist. Über 130 KünstlerInnen sind in dem Verein organisiert
       und nutzen die Kaserne als Atelierhaus. Weil ihr Mietvertrag im Juni 2012
       endet, haben die KünstlerInnen ein längerfristiges Nutzungskonzept für das
       Gebäude erstellt. Vergangene Woche präsentierten sie es den Behörden und
       Stadtteilpolitikern.
       
       Die KünstlerInnen wollen das Gebäude zusammen mit noch zu findenden anderen
       Mietparteien längerfristig selbstverwaltet nutzen. Ob das was wird,
       entscheidet vor allem die Finanzbehörde, der die Immobilie gehört. Mit dem
       Konzept der KünstlerInnen wolle man sich "intensiv und sachgerecht"
       auseinandersetzen, sagt Sprecher Daniel Stricker. Ob man das Konzept gut
       finde oder nicht, "können wir noch nicht sagen".
       
       Die Künstler wollen, dass das Gebäude von Menschen aus unterschiedlichen
       Bereichen als Arbeitsraum genutzt wird. Explizit sollen nicht nur
       KünstlerInnen dort unterkommen, sondern auch soziale Projekte,
       Gewerbetreibende, Handwerker und Wissenschaftler. "Die Viktoria-Kaserne
       soll von Unterschieden geprägt sein", sagt Daniel Behrens vom Frappant e.V.
       "Wir möchten kein ,Kreativcluster' sein, sondern ein heterogener Haufen."
       
       Das Nutzungskonzept sieht keine öffentlichen Zuschüsse für die Miete vor
       und will, dass sich alle Mieter gleichberechtigt an der Entwicklung des
       Ortes beteiligen. Dass es da viel zu entwickeln gibt, zeigt allein die
       Quadratmeterzahl: Rechnet man Keller und Dachgeschoss mit ein, ist die
       Viktoria-Kaserne knapp 13.000 Quadratmeter groß.
       
       Ein Knackpunkt der Gespräche zwischen den KünstlerInnen und der Stadt wird
       die Frage sein, wie hoch die Kosten für eine Sanierung der Viktoria-Kaserne
       sind - und wer sie übernimmt. Ein weiterer Knackpunkt wird der Wunsch der
       KünstlerInnen nach Selbstverwaltung sein. Dass die Stadt sich schwer tut,
       Gestaltungsspielraum abzugeben, ist bei den Verhandlungen um das
       Gängeviertel zu beobachten: Um die Idee der Selbstverwaltung wird dort hart
       gerungen, und der Ausgang der Verhandlungen ist völlig offen.
       
       Gleiches gilt für die Gespräche zur Zukunft der Viktoria-Kaserne. Zwar
       steht die städtische Kreativ Gesellschaft hinter den KünstlerInnen, die
       Finanzbehörde aber sei grundsätzlich nur von einer Zwischennutzung des
       Gebäudes durch die Künstler ausgegangen, sagt Sprecher Stricker. Geplant
       gewesen sei eigentlich eine neue Wohnnutzung - "und die ist nach wie vor
       unsere Zieloption".
       
       26 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Irler
       
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