# taz.de -- EU-Stabilitätspakt: Parlament verschärft Haushaltsregeln
> Künftig sollen härtere und frühere Sanktionen die EU-Staaten zum Sparen
> zwingen. Wer die Defizitgrenze von drei Prozent missachtet, muss mit
> Milliardenstrafen rechnen.
(IMG) Bild: Dürfen künftig nicht mehr so locker in der Tasche sitzen: Die Euros der EU-Staaten.
STRASSBURG dapd | Nach einem Jahr harten Ringens ist die Schärfung des
Euro-Stabilitätspaktes unter Dach und Fach: Das EU-Parlament verabschiedete
am Mittwoch die größte Reform der Währungsunion seit der Euro-Einführung
1999. Härtere und frühere Sanktionen sollen die Regierungen künftig zum
Sparen zwingen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen die Reform noch formell
absegnen, haben ihre politische Zustimmung aber schon gegeben.
Zentraler Punkt der Neuregelung: Staaten, die die Defizitgrenze von drei
Prozent reißen, werden quasi-automatisch mit Milliardenbußen sanktioniert.
Gestoppt werden kann das Verfahren künftig nur noch durch eine
Zweidrittelmehrheit. Bislang konnten wenige Mitgliedsstaaten das Verhängen
von Sanktionen stoppen, sodass bis heute trotz der massiven
Schuldenprobleme kein Land Strafen zahlen musste.
Aber auch schon vorher können Maßnahmen greifen, wenn Regierungen die
Warnungen der Kommission ignorieren. Zwar können die Länder im neuen
"präventiven Arm" Sanktionen verzögern. Um sie zu stoppen, ist aber künftig
abermals eine Mehrheit notwendig. Um diesen Halbautomatismus hatte das
Europaparlament lange gekämpft. Darüber hinaus drohen auch den Ländern
strafen, deren Gesamtverschuldung dauerhaft die Grenze von 60 Prozent
übersteigt.
"Wir haben jetzt ein neues wirtschaftliches Regelwerk", begrüßte
EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek das grüne Licht des Parlaments. "Wir
haben jetzt eine Rüstung gegen künftige Krisen." Er rief zugleich den
Bundestag und andere nationalen Parlamente auf, der Reform des
Stabilitätspaktes EFSF zuzustimmen. "Jede Verzögerung ist ein Spiel mit dem
Feuer."
Zur Reform des Euro-Stabilitätspaktes gehören neben härteren und früheren
Sanktionen gegen Defizit- und Schuldensünder auch Maßnahmen gegen Länder
mit großen Leistungsbilanzungleichgewichten. Vor allem Deutschland wehrte
sich dagegen. Der nun erzielte Kompromiss sieht vor, dass Länder mit großen
Überschüssen zwar zu Maßnahmen zur Steigerung der Binnennachfrage gedrängt
werden können. Sanktionen wie bei Bilanzdefiziten soll es aber nicht geben.
28 Sep 2011
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Sonderteffen Merkel und Sarkozy: Zwei erste Geigen
Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy sprechen sich für
eine "Wirtschaftsregierung" in der Euro-Zone aus. Eurobonds lehnen sie
strikt ab.