# taz.de -- Schleppende Krisenkommunikation zu Ehec: Postfach nicht „bewirtschaftet“
       
       > Mediziner und Beamte fahndeten nach der Ursache für die tödliche
       > Krankheit. Manchmal ging es allerdings reichlich betulich zu, wie
       > taz-Recherchen zeigen.
       
 (IMG) Bild: Vom Verdacht gegen die Sprossen aus Bienenbüttel erfuhr der Chef von Deutschlands wichtigster Seuchenbehörde aus den "Tagesthemen".
       
       Bei der Aufklärung der Ehec-Epidemie hat es mehr Pannen gegeben als bisher
       bekannt. Der Chef von Deutschlands wichtigster Behörde zur Bekämpfung von
       Krankheiten hörte nach eigenen Worten von dem Verdacht gegen Sprossen eines
       Biohofs im niedersächsischen Bienenbüttel zum ersten Mal, als er am 5. Juni
       die ARD-“Tagesthemen“ einschaltete. „Ich habe das aus den Nachrichten
       erfahren“, sagt Reinhard Burger, Präsident des Robert-Koch-Instituts, in
       der taz-Wochenendausgabe.
       
       Der niedersächsische Agrarminister Gert Lindemann (CDU) hatte am 5. Juni,
       einem Sonntag, auf einer Pressekonferenz einen Durchbruch bei der Suche
       nach dem Erreger verkündet. Es gebe eine „sehr deutliche Spur für die
       Infektionsquelle“ und diese führe nach Bienenbüttel.
       
       Ein Pressesprecher des Agrarministeriums von Niedersachsen teilte der taz
       auf Anfrage mit, das RKI sei am 5. Juni schon Sonntagmittag per Mail
       informiert worden. Die Information allerdings, erklärte eine Sprecherin des
       Robert-Koch-Instituts, sei in einem Postfach gelandet, das am Wochenende
       „nicht bewirtschaftet" werde.
       
       Dem taz-Bericht zufolge ist dies nur ein besonders eklatantes Beispiel
       dafür, wie schleppend die Krisenkommunikation lief. Bis eine Ehec-Diagnose
       vom Arzt über das örtliche Gesundheitsamt und die Landesbehörden im
       Robert-Koch-Institut ankam, konnte es nach den Recherchen zwei Wochen oder
       länger dauern. In der ersten Phase der Epidemie - vom 1. bis 18. Mai - ist
       das RKI über die Hälfte der Ehec-Diagnosen erst nach mehr als neuneinhalb
       Tagen informiert worden, wie Forscher des Institut selbst in einem
       wissenschaftlichen Aufsatz feststellen. Dabei erkrankten spätestens seit
       dem 13. Mai täglich mehr als 50 Menschen, wie aus einem Diagramm im
       Abschlussbericht des Instituts zum Ehec-Ausbruch hervorgeht.
       
       Schon am 26. Mai hatte die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia
       Prüfer-Storcks (SPD) spanische Gurken als Überträger genannt - obwohl
       spätere Tests zeigten, dass die Gurken zwar Ehec-Erreger trugen, aber nicht
       den Typ O104:H4, der die Epidemie verursachte.
       
       In Deutschland sind mehr als 400 örtliche Gesundheitsämter, dazu
       Landesstellen, Ministerien und Bundesbehörden dafür zuständig, Krankheiten
       zu bekämpfen.
       
       Wie genau die Suche nach dem Erreger verlief, was die Bekämpfung verzögerte
       und wie Betroffene die Wochen der Ehec-Epidemie im Frühsommer erlebten,
       erzählt die Ganze Geschichte „Tage der Angst“ in der [1][aktuellen
       sonntaz]. Ab Samstag am Kiosk, [2][//www.taz.de/zeitung/e-kiosk/:eKiosk]
       oder gleich per
       [3][//www.taz.de/zeitung/abo/wochenendabo_mailing/:Wochenendabo].
       
       7 Oct 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /zeitung/tazinfo/sonntaz-vorlauf/
 (DIR) [2] http://https
 (DIR) [3] http://https
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Heike Haarhoff
 (DIR) Jost Maurin
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gutachten des Bundesrechnungshofs: Lebensmittelüberwachung mangelhaft
       
       Bund und Länder verständigen sich nicht über eine einheitliche
       Lebensmittelüberwachung, so eine Studie. Der Bundesrechnungshof verlangt
       Reformen.
       
 (DIR) Rekonstruktion einer Ehec-Katastrophe: Der Keimkrimi
       
       Ehec hielt Deutschland in Atem. Jetzt erst aber zeigt sich im Detail, wie
       schwerfällig Behörden reagierten und wie überfordert Ärzte waren.