# taz.de -- Bayerns SPD-Spitzenkandidat Ude: Rein in die High Society
       
       > Münchens OB Ude ist offiziell als SPD-Spitzenkandidat für die bayerische
       > Landtagswahl nominiert. Er soll für einen Politikwechsel sorgen - und hat
       > sogar gute Chancen
       
 (IMG) Bild: Servus, i bin's, der Christian, eia neia Ministapräsident.
       
       MÜNCHEN taz | Der Ort war höchst symbolisch gewählt. Der Vorstand der
       bayerischen SPD hat sich das Literaturhaus ausgesucht, um Münchens
       Oberbürgermeister Christian Ude am Freitag offiziell als Spitzenkandidat
       für das Amt des Ministerpräsidenten zu nominieren. Nicht am Oberanger, in
       der traditionellen Parteizentrale, wo die seit Jahrzehnten erfolglose
       bayerische SPD schon so viele schwere Niederlagen hat einstecken müssen,
       sondern an der feinen Adresse am Münchner Salvatorplatz. Die Botschaft war
       klar: Hier bricht ein neues Zeitalter an. Raus aus dem muffigen
       Hinterzimmer der Parteizentrale, rein in die feine, schöngeistige High
       Society.
       
       Erstmals seit Jahrzehnten hat die bayerische SPD eine reale Chance, an die
       Regierung zu kommen. Jüngsten Umfragen zufolge hätte eine Koalition aus
       SPD, Grünen und Freien Wählern derzeit eine Mehrheit vor der CSU. "Es
       passiert etwas Bedeutendes", betonte Florian Pronold, der Chef der
       bayerischen SPD nach der offiziellen Nominierung Udes und versprach "einen
       echten Politikwechsel mit anderen Inhalten".
       
       Inhalte hatte der designierte Spitzenkandidat aber gar nicht zu bieten.
       Stattdessen betonte er seine Defizite. Er wolle seine mangelnde Verankerung
       im ländlichen Raum nicht verleugnen, sagte Ude, kündigte aber an, seine
       Präsenz in allen Landesteilen Bayerns in den kommenden zwei Jahren
       verstärken zu wollen. "Ich werde die Probleme des ländlichen Raums
       studieren", sagte er, "aber ich kann die Antworten im Gegensatz zu anderen
       nicht aus dem Ärmel schütteln und gebe das ganz offen zu."
       
       ## Dritte Landebahn als Problem
       
       Das Programm, mit dem er sich als SPD-Kandidat für das Amt des
       Ministerpräsidenten zur Wahl stellen will, werde im "Gespräch mit jedermann
       und jederfrau" bis zur Landtagswahl im Herbst 2013 entstehen. Auf jeden
       Fall aber wolle er Studiengebühren in Bayern abschaffen - es werde seine
       erste Amtshandlung sein, sollte die SPD 2013 den Ministerpräsidenten
       stellen.
       
       So einfach wird das allen Umfragen zum Trotz aber nicht: Ob sich SPD, Grüne
       und Freie Wähler nach der Wahl auf einen Koalitionsvertrag einigen können,
       ist fraglich. Ihr größtes Streitthema ist die Erweiterung des Münchner
       Flughafens durch den Bau einer dritten Startbahn.
       
       Ude ist als Münchner Oberbürgermeister durch Stadtratsbeschlüsse an ein Ja
       zur Startbahn gebunden. Und er hat sich kurz nach Bekanntwerden seiner
       geplanten Kandidatur auf diesen Standpunkt festgelegt. Grüne und Freie
       Wähler lehnen den Bau der Startbahn kategorisch ab. Mit Blick auf das
       Scheitern der Koalitionsverhandlungen in Berlin warnte Ude die Grünen am
       Freitag bereits: Die Lust der Grünen in jedem Bundesland ihre Position
       gegen ein Infrastrukturprojekt zum Dogma zu erklären, sei nicht sinnvoll.
       
       "Es sind die Grünen, die hinterher darunter am meisten leiden", sagte er.
       Auch eine große Koalition mit der CSU schloss Ude für 2013 nicht aus. Er
       selbst würde dann aber wohl nicht als Fraktionsführer zur Verfügung stehen.
       
       7 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marlene Halser
       
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