# taz.de -- Teurer Lifestyle: „Pure Erholung statt Schaulaufen“
       
       > Wybcke Meier, Geschäftsführerin von Windrose Reisen, über hochpreisige
       > Reisen und ihren ganz persönlichen Luxus bei dieser Reiseform.
       
 (IMG) Bild: Eigener Pool und Blick auf‘s südchinesische Meer: Con Dao Resort Six Senses.
       
       taz: Sie sind Geschäftsführerin eines hochpreisigen Reiseveranstalters. Was
       heißt Luxus beim Reisen? 
       
       Wybcke Meier: Jeder hat seine ganz eigene Definition, was Luxus für ihn
       bedeutet: Zeit haben, in eine andere Lebensweise eintauchen, das Grandhotel
       mit viel Gold, die Perfektion. Die modernste Definition von Luxus ist
       sicherlich, dass sich die authentische Lebensweise eines Landes und
       unaufdringlicher Service vereinen.
       
       Und dieser Luxus wird von Ihren Kunden häufig nachgefragt? 
       
       Ja, zum Beispiel bei Leuten, die das Six Senses in Con Son buchen. Dahinter
       steht oft ein Lebensstil mit sehr viel Arbeit, sehr viel Druck, wenig Zeit.
       Diese Leute suchen Orte, die absolute Oasen der Ruhe sind. Keine
       künstlichen Welten. Kein Schaulaufen. Back to the roots des puren
       Erholungsurlaubs.
       
       Vietnam will im Süden des Landes Luxustourismus entwickeln. Sie bringen die
       Urlauber dorthin. Ein Konzept mit Zukunft? 
       
       Das Konzept kann aufgehen. Manchmal sind wenige Urlauber, die mehr Geld im
       Land lassen, verträglicher für die Umwelt. Ich glaube, dass dies für das
       Land einträglich sein kann, indem man sich Orte, Landstriche, Inseln
       bewahrt und exklusive Orte erschafft, für die Urlauber allerdings bereit
       sein müssen genau diese Exklusivität zu bezahlen. Es wird ohnehin für jede
       touristische Destination die Kunst sein - auch in Europa -, die Grenze zu
       ziehen, wie viele Touristen sie verkraften kann.
       
       Und die wenig entwickelten Länder mit billigen Arbeitskräften und günstigen
       Investitionsmöglichkeiten eignen sich besonders für das Luxussegment? 
       
       Sicherlich. In Asien ist das Thema Luxushotellerie und entsprechender
       Service ohne Zweifel leichter zu verwirklichen als zum Beispiel in Europa.
       
       Schöne Strände für reiche Kunden - wo bleibt die vielbeschworene
       Demokratisierung des Reisens? 
       
       Luxustourismus ist kein Gegenkonzept, es ist ein ergänzendes Konzept. Es
       hat schon immer privilegierte Reisende gegeben. Wie es den hybriden Kunden
       im Bereich der Mode gibt, gibt es ihn auch beim Reisen. Es kann sein, dass
       ein Clubhotel in der Türkei genau das Richtige für die Familie ist, aber es
       kann auch mal eine ganz besondere Reise sein, um ein besonderes Land zu
       entdecken. Das ist dann möglicherweise unser Kunde.
       
       Wächst das Segment Luxusreisen? 
       
       Wir wachsen jedenfalls. Viele Kunden sagen, ich will lieber etwas mehr Geld
       ausgeben, dafür muss die Organisation und Umsetzung aber auch auf den Punkt
       stimmen. Ich will andere Länder entdecken, und das perfekt organisiert.
       Dazu braucht es jemanden, der mich führt und erklärt. So sieht man mehr,
       nimmt mehr Eindrücke mit. Unsere Aufgabe als Veranstalter ist es auch,
       herauszufinden, was will der Reisende. Was ist seine Motivation. Wir
       arbeiten sehr stark an den Reise-Inhalten. Wir haben die Kompetenz. Das
       unterscheidet uns von einer Suchmaschine.
       
       Spielt Nachhaltigkeit bei der Wahl Ihrer Kunden eine Rolle? 
       
       Bisher keine große. Aber sie wird unterschwellig immer wichtiger. Zum Baden
       in die Karibik fährt heute keiner mehr. Bei Hotelkonzepten wird die
       Ökologie durchaus nachgefragt oder die fehlende ökologische Ausrichtung
       kritisiert.
       
       Wie würden Sie Ihre Kunden beschreiben? 
       
       Kunden aus dem deutschsprachigen Markt, die gerne reisen, die den Anspruch
       haben, andere Länder wirklich kennen zu lernen. die neugierig sind. Es sind
       Gruppenreisende und Individualreisende. Bei den Gruppenreisen ist das
       Durchschnittsalter um die 60, bei den Individualreisen sind alle
       Altersgruppen vertreten. Mit dem Alter steigt auch der Wunsch nach
       Sicherheit, wie sie ein Veranstalter gibt.
       
       Sind Ihre Kunden treu? 
       
       Windrose-Kunden machen alle zwei Jahre eine große Fernreise. Wir
       verwirklichen auch außergewöhnliche Reise-Ideen, die sich nicht massenhaft
       verkaufen müssen. Der Wunsch nach neuen Kombinationen ist groß. Das
       umzusetzen, daran zu arbeiten ist mein ganz persönlicher Luxus.
       
       15 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Edith Kresta
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Reiseland Vietnam
       
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