# taz.de -- Kolumne Habseligkeiten: Haben und halten
       
       > Wer etwas über Männer erfahren will, muss Judith fragen: Sie ist Expertin
       > für Haarausfall und Bauchansatz. Und eine neue Spezies: Den Trophy Man.
       
       Unsere Freundin Judith kennt sich mit Männern aus. Mit denen aus dem
       Internet (siehe "Im Netz der Liebe", taz 12. 2. 2009) und denen, die sie
       einfach so trifft. Sie weiß sogar so gut Bescheid, dass sie ein Buch über
       diese Menschen geschrieben hat, das sie "Breitbeiner" genannt hat. Wenn ich
       etwas über Stiefel, Jacken und Gürtel wissen möchte, schaue ich mir die
       Videos von dieser blonden Frau auf [1][guardian.co.uk] an, die immer so
       beschwingt redet, und wenn ich wissen will, welche Moden sich bei den
       Männern ergeben, frage ich Judith.
       
       Was also, wollen Cigdem und ich wissen, als wir mit ihr beim Vietnamesen zu
       Mittag essen, gibt es Neues bei den Männern? Judith nimmt einen Schluck
       Zitronengrastee, rückt ihre Brille zurecht und erklärt: "Neuerdings gibt es
       einen Trend zum Trophy Man." Cigdem und ich wissen nicht, was das ist,
       wären aber interessiert. "Die Trophy-Männer stehen der Frau nicht bei ihrer
       Karriere im Weg." Wir sind sofort sehr neidisch und möchten so einen
       Trophy-Mann sehen.
       
       Judith schaut sich um und zeigt auf ein Pärchen, das zur Tür hereinkommt.
       Er trägt einen grünen Pullover, sieht klassisch gut aus und wird von seiner
       Freundin im Felljäckchen ins Lokal geführt. Er steht herum, sie verhandelt
       mit dem Kellner über die Plätze. Er schaut lange in die Karte, sie weiß
       sofort, was sie will. Beide bestellen das Tagesgericht, ein mildes Curry,
       und vergleichen die Bilder von Kindern - wahrscheinlich den eigenen - auf
       ihren Smartphones. Besonders spannend wirkt der Trophy-Mann leider nicht.
       Was macht man mit so einem? Immer nur zu Hause bleiben und sich an ihm
       erfreuen?
       
       Nein, sagt Judith. Hätte man einen Mackermann, dann müsse man das Heim
       hüten. Der Trophy-Mann aber unterstützt seine Frau, die selbstverständlich
       keine Gefahr für ihn darstellt. "Wenn sie abends mit ihren Freundinnen um
       die Häuser ziehen will und er nicht in der Lage ist, auf die Kinder
       aufzupassen, dann kann sie auch eine Nanny zahlen."
       
       Das Trophy-Pärchen löffelt im Curry, und zu unserer Überraschung reden sie
       recht freundlich und angeregt miteinander. Wir essen zum Nachtisch Obst und
       bestellen Tee. Wo liegen, möchten wir endlich wissen, die Nachteile des
       Trophy-Mannes. Gibt es überhaupt welche? Das klingt alles so goldig! Judith
       sieht den Trophy-Mann kritisch. "Eigentlich ist er ein Vollweichei. Man hat
       zwar als Frau den Vorteil, dass man komplett an ihm vorbeiziehen kann, der
       Nachteil ist allerdings, dass solche Typen auch dementsprechend fad sind,
       ideenlos." Der arme Mann im grünen Pullover isst nun den Rest des Gerichts
       seiner Freundin auf.
       
       "Irgendwann", unkt Judith, "fängt diese Bestimmer-Frau dahinten etwas mit
       dem jüngeren Kollegen an, der noch nicht jeden Abend über Haarausfall und
       Bauchansatz jammert." Auf einmal erscheint uns der Trophy-Mann gar nicht
       mehr als Gewinn. Wir mögen unsere Kollegen gern, aber das? Nein!
       
       "Im Türkischen", klärt Cigdem uns auf, "kann Freundin auch Besitzerin
       heißen." Wir sind begeistert. Die Türken, findet Judith, sind eine nähere
       Betrachtung wert.
       
       18 Oct 2011
       
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