# taz.de -- Zur Blitzhaftigkeit von Treffen, Kriegen etc.: The Frankfurt Blitz
       
       > Ganz schnell muss es immer gehen, wenn Probleme gelöst oder Kriege
       > gewonnen werden sollen. Das heißt dann "Blitz". Historisch gesehen ist
       > die Methode aber ineffektiv.
       
 (IMG) Bild: Blitz, Blitzkrieg, Blitzkameraden, "Blitztreffen", auch "Flashmobs", blitzartig... Hier der Namensgeber.
       
       Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident
       Sarkozy verabredeten sich am Mittwoch wegen der Währungskrise zu einem
       "Blitztreffen" (ZDF) in Frankfurt, obwohl Sarkozy eigentlich bei der Geburt
       seiner Tochter dabei sein wollte.
       
       Wie eine Blitzrecherche ergab, fand auch schon im Juli ein "Blitztreffen"
       (Die Welt) zwischen Sarkozy und Merkel statt, das "die große Nervosität"
       der beiden Regierungen wegen der "Griechenland-Rettung" zeigte. Im Monat
       davor kam es jedoch auch schon wegen der "Plagiatsvorwürfe gegen den
       Verteidigungsminister" zu einem "Blitz-Treffen" (Bild) zwischen Guttenberg
       und der Kanzlerin.
       
       Seit dem deutschen Blitzkrieg ("The German Blitz") fanden, spätestens seit
       1943, immer wieder solche "Blitztreffen" zwischen Staatsoberhäuptern und
       Kriegsherren statt - zunächst auf Seiten der Alliierten. Im Kontrollrat für
       Berlin ließen die Westallierten nach 1945 jedoch auch so manches Mal die
       sowjetischen Vertreter einfach "abblitzen" (Morgenpost). 
       
       Als der Nachkriegskanzler Adenauer 1959 auf seine bereits angenommene
       Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten verzichtete, sprach die
       Preußische Allgemeine Zeitung von einem "völlig unerwarteten Blitzschlag"
       in Bonn.
       
       Ähnlich war bereits 70 Jahre zuvor in Berlin von einem "Blitztreffer" die
       Rede gewesen, der die Gemüter lange Zeit erhitzte: Ein Gedenkstein im
       Tiergarten (der dann mehrmals versetzt wurde!) zeugt noch immer von diesem
       Ereignis. Er trägt die Inschrift: "Im königlichen Dienst wurde hier am 14.
       8. 1889 der Gefreite Will der 1. Escadron des 2. Garde-Ulanen-Regiments vom
       Blitz erschlagen." Der Trupp des Bauernsohns aus Schöneiche befand sich
       gerade auf dem Rückmarsch von einer Felddienstübung, als ein Gewitter
       aufzog und ein Blitz seinen Ulanenhelm "wie eine Gewehrkugel
       durchlöcherte".
       
       Bis in die Siebzigerjahre stellte Opel eine Lkw-Reihe namens "BLITZ" her -
       sie hatte sich im Zweiten Weltkrieg so gut bewährt, dass ihre Fans bis
       heute regelmäßig "BLITZ-Treffen" veranstalten (siehe
       [1][opel-blitz-kameraden.net]). Verbieten will man sie nicht, dafür jedoch
       die "Blitztreffen", auch "Flashmobs" genannt, der sogenannten
       Facebook-Generation.
       
       Man sieht an dieser knappen Aufzählung bereits, dass die Blitzwörter immer
       etwas mit Nationalkriegen beziehungsweise Bürgerkriegen zu tun haben. Ihre
       positive Konnotation im Sinne von schneller Entschlossenheit lässt jedoch
       außer Acht, dass der "Blitzkrieg" der Nazis scheiterte: Als der Widerstand
       sich ebenso entschlossen formierte und es Probleme mit dem
       Treibstoffnachschub gab, hatte es sich ausgeblitzt (in El Alamein und
       Stalingrad). Auch die "Blitztreffen" von Sarkozy und Merkel werden den Euro
       nicht retten, wie Finanzexperten unken.
       
       ## Dschingis Khan war der erste Blitz-Krieger
       
       "Blitzkrieg" bedeutet so viel wie: aus der Bewegung heraus angreifen.
       Deswegen war sein erster Stratege im Grunde Dschingis Khan. Mit der
       Erfindung des Steigbügels brauchten seine Reiter nicht mehr abzusteigen, um
       ihre Bogen zu spannen - sie konnten die Pfeile vom Sattel aus abschießen
       (und waren damit für lange Zeit unbesiegbar).
       
       "Blitzkriege" haben jedoch nicht immer etwas mit überlegener Technik zu
       tun. So hat sich in der Nato zum Beispiel das Kriegsdenken der Amerikaner
       durchgesetzt, in dem das "Material" zwar fast alles ist, dennoch bevorzugen
       sie eher Donner- als Blitzkriege. Ihre "Missionen" - in Afghanistan zum
       Beispiel - heißen dann auch "Thunder" oder sogar "Distant Thunder", denn es
       geht darum, den Feind erst einmal aus sicherer Entfernung in Grund und
       Boden zu bomben, bevor man die ersten GIs (Menschen) auf ihn hetzt.
       
       Das galt auch für die Nato-Mission in Libyen, deren Ziel es war, Gaddafi
       "mit chirurgischer Präzision" (ARD) in Tripolis zu zerbomben. Er wurde
       jedoch gestern zunächst lebend in Syrte von libyschen Bodentruppen gefangen
       genommen und erst dann - blitzartig? - erschossen.
       
       In Afghanistan war bereits deutlich geworden, dass es ein "Donnerkrieg"
       auch nicht immer bringt. Das würde auch für etwaige "Donnertreffen"
       zwischen Sarkozy und Merkel gelten: Die "Euro-Krise" lässt sich nicht von
       oben lösen, sondern nur durch Verstaatlichung der Banken - mit Druck von
       unten also, wie viele meinen: Und die dafür deswegen hoffentlich ausdauernd
       demonstrieren.
       
       20 Oct 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://+opel-blitz-kameraden.net
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Helmut Höge
       
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