# taz.de -- Occupy-Proteste im Norden: Zelte gegen Banken
       
       > Rund 800 Menschen demonstrieren am Wochenende im Norden gegen die
       > Finanzbranche. In Hannover erklagten sich die Veranstalter eine
       > Kundgebungserlaubnis vor dem Landtag. In Hamburg wächst das Protestcamp
       > und auch in Kiel stehen erste Zelte.
       
 (IMG) Bild: Gegner im Rücken: Demonstranten in Kiel vor der HSH-Nordbank.
       
       KIEL/HANNOVER/HAMBURG taz | Der Protest gegen die Macht der Banken geht
       auch im Norden weiter. Am Samstag gab es Demonstrationen der
       Occupy-Bewegung in Kiel, Lübeck, Hannover und Bremen, an denen sich
       insgesamt etwa 800 Menschen beteiligten.
       
       Die Teilnehmerzahlen sind damit nicht so beeindruckend, wie die der
       zentralen Veranstaltungen am Wochenende zuvor in Hamburg, als 5.000
       Menschen auf den dortigen Rathausplatz kamen. Dort findet das
       Protest-Zeltdorf vor der HSH Nordbank immer mehr Zulauf und auch in Kiel
       stehen die ersten Zelte.
       
       ## Mehr Zelte als Camper
       
       Auf dem Asmus-Bremer-Platz in der Kieler Innenstadt hat sich ein großer
       Ring gebildet. Rund 250 Menschen blicken auf einen Mann in Jeans, der mit
       seinem Hund an der Leine auf der großen Freifläche in ihrer Mitte steht.
       "Nonnenmacher, rück die Kohle raus", ruft er in ein Mikrofon. Sie
       applaudieren, er geht. Es ist eine "Open mic"-Aktion - jeder darf reden.
       
       Das globalisierungskritische Netzwerk Attac hat diese Demonstration
       angemeldet. Als Kooperationspartner beteiligen sich unter anderem die DKP,
       Linkspartei, IG Metall und eine Antiatomkraft-Initiative. "Wir wünschen uns
       aber auch die Unorganisierten", sagt Attac-Mitglied Andreas Meyer.
       
       Morgens, als sich die ersten Grüppchen sammelten, hatte ein Herr im T-Shirt
       ein Giftmüll-Fass auf einer Sackkarre gebracht. Jetzt liegen auf seinem
       Tapeziertisch Anti-AKW-Sticker, Bilder von Friedenstauben und
       Afghanistan-Flugblätter.
       
       Am nächsten Morgen stehen sieben Zelte in Sichtweite der HSH Nordbank, auf
       einer Wiese gegenüber liegt ein Sparkassengebäude. "Drei der Zelte sind
       nicht belegt", sagt Jan. Der Student hat die Nacht hier verbracht, ohne zu
       schlafen. "Die Zelte sind eher ein Mahnmal", sagt er. Insgesamt seien sie
       hier zu viert gewesen.
       
       ## Erklagte Kundgebung
       
       Auch in Hannover hatten das Bündnis "Echte Demokratie jetzt" und Attac zur
       Demo aufgerufen. Am frühen Samstagnachmittag zogen rund 300 Demonstrierende
       vom Bahnhof in Richtung Landtag. Es ist ein bunter Haufen, der durch
       Niedersachsens Landeshauptstadt läuft: Kinder, Jugendliche, Ältere.
       
       "Konsum versklavt", "Alle macht dem Volk, keine Macht den Banken", heißt es
       auf den Transparenten. Partei- oder Gewerkschaftsfahnen sind nicht zu
       sehen. Das hat das Bündnis in Hannover beschlossen. "Es ist die Frage, ob
       sich Gruppierungen oder Parteien an den Zug dranhängen sollten, wenn man
       eine möglichst breite Bewegung will", sagt Bündnissprecher Paulo Dias. "Die
       Menschen sollen als Menschen kommen." Dias selbst ist SPD-Mitglied, bei
       Occupy engagiert er sich aber als "Privatperson", wie er sagt.
       
       Eine Zwischenkundgebung vor Niedersachsens Landtagsgebäude mussten die
       Organisatoren vor dem Verwaltungsgericht erstreiten: Die Landtagsverwaltung
       wollte die Erlaubnis nicht erteilen, weil die Kundgebung am Wochenende dort
       angeblich eine "Veranstaltung aus dem parlamentarischen Raum" behindere.
       Das Verwaltungsgericht teilte diese Auffassung nicht: Bei der Begründung
       der Landtagsverwaltung handele es sich vielmehr um "Versatzstücke aus
       anderen Bescheiden", die in "keinem Bezug" zur Occupy-Veranstaltung stehen,
       heißt es im Beschluss des Gerichts.
       
       ## Das Zeltdorf wächst
       
       In Hamburg wächst das Protestcamp weiter: Die "Occupyville" auf dem
       Gerhart-Hauptmann-Platz vor HSH Nordbank besteht inzwischen aus rund zwei
       Dutzend Zelten, etwa eben so viele Menschen schlafen hier. Am Anfang waren
       es nur rund ein Dutzend. Seit mehr als einer Woche läuft die Protestaktion.
       
       Einer der Camper war an diesem Wochenende Dustin Hielscher. Der Schüler aus
       Hamm war zu Besuch in Hamburg und hat sich entschlossen, statt bei Freunden
       im Camp zu übernachten. "Ich verfolge die Bewegung seit den Anfängen in
       Spanien", sagt er. Er habe immer schon mitmachen wollen, in Hamm sei es
       aber noch nicht so weit.
       
       Die Camper in Hamburg werden durch Spenden versorgt - Kaffee kommt auch von
       der HSH Nordbank. Die Hilfe von Mitarbeitern einer Bank finden sie
       unproblematisch: "Das sind Leute, die auch nichts dafür können", sagt
       Camper Günter Steintz.
       
       23 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) T. Havlicek
 (DIR) D. Kummetz
 (DIR) K. Ludwig
       
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