# taz.de -- Oskar Lafontaine in Saarbrücken: Ein Hauch von Klassenkampf
       
       > Oskar Lafontaine will der Linken in der Finanzkrise wieder eine stärkere
       > Stimme geben. In Saarbrücken schimpfte er auf Banker und Spekulanten.
       
 (IMG) Bild: Unter dem Bild des Hauptfeindes vereint: Die Linke und der Banker Ackermann.
       
       SAARBRÜCKEN taz | Die Europäer will Oskar Lafontaine, aktuell Fraktionschef
       der Linken im saarländischen Landtag, "von der Versklavung durch die Banken
       und Finanzmärkte" befreien - und den Verursachern der Eurokrise auch gleich
       noch an die prall gefüllten Geldbeutel gehen.
       
       An diesem Freitag jedenfalls, dem "Weltspartag", entrollte die Linke Saar
       am Saarbrücker Schloss in Anwesenheit von Lafontaine und weiteren
       Spitzengenossen aus Landes- und Bundesvorstand ein gigantisches
       Stofftransparent mit dem Konterfei von Josef Ackermann, dem Vorstandsboss
       der Deutschen Bank. Die Überschrift: "Eurokrise: Verursacher zur Kasse!"
       
       Rund hundert Linke waren zu dem Freiluftevent auf der Straße vor dem
       Schloss gekommen, um "unseren Oskar" endlich einmal wieder live erleben zu
       können, wie ein Genosse, der mit rotem Wimpel gekommen war, vor Beginn der
       kurzen Kundgebung aufgeregt anmerkte.
       
       Und Lafontaine enttäuschte seine Fans nicht. Er zog hart gegen die "oberen
       Zehntausend, die Ackermann-Parteien, die Spekulanten und das ganze morsche
       System" vom Leder. Die Genossen ließen dazu ihre roten Fahnen flattern.
       
       Ein Hauch von Klassenkampf also an der Saar. "Gegen die Wucherzinsen beim
       Dispo", stand etwa auf einem selbst gebastelten Plakat einer Genossin. Auf
       einem anderen: "Schluss mit den Millionen-Boni für Banker". Lafontaine weiß
       genau, dass die Linke nicht nur an der Saar die Partei der "kleinen Leute"
       ist.
       
       ## "Auf perverse Art und Weise"
       
       Sparkassen und Volksbanken will er deshalb Spekulationsgeschäfte, bei denen
       auch die Spareinlagen von Arbeitnehmern und Rentnern "verzockt" würden,
       verbieten lassen. Und die Privatbanken an die "öffentlich-rechtliche Kette
       legen", damit nicht mehr nur länger Aktionäre, Börsianer und Banker "auf
       perverse Art und Weise" Geld scheffeln könnten, sondern alle von den
       Gewinnen der Geldinstitute profitierten.
       
       Lafontaine macht einen fitten Eindruck und gerierte sich kämpferisch. Den
       anderen Bundestagsparteien will er auch per Gesetz die Annahme von Spenden
       von Banken und Fondsgesellschaften verbieten lassen; ein entsprechender
       Antrag dazu sei in Vorbereitung. Das ist nur konsequent. Denn die Linke
       bekommt "von denen, die die ganze Krise verbrochen haben", sowieso kein
       Geld. "Noch nie", wie Lafontaine versicherte.
       
       Zur neuen Occupy-Bewegung sagt er direkt nichts. Indirekt bekundet er dann
       im Namen der Linken die Solidarität der Partei "mit allen, die weltweit
       gegen die Macht der Banken ankämpfen".
       
       Lösungen für die Eurokrise hat Lafontaine dann auch noch parat. Die EZB
       müsse die Eurostaaten direkt finanziell unterstützen und so die Banken
       ausschalten. Gebraucht würden jetzt nämlich überall in Europa "echte
       Sparkassen statt Zockerbuden".
       
       28 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) K.-P. Klingelschmitt
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Occupy-Bewegung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Das Potenzial der Occupy-Bewegung: Ohnmächtig, aber legitim
       
       Plötzlich heißt der Kapitalismus wieder Kapitalismus. Und er steht in der
       Kritik. Welches Potenzial steckt darin? Die Occupy-Bewegung in der
       Finanzrisikogesellschaft.
       
 (DIR) Parteitag in Erfurt: Linke hat jetzt ein Programm
       
       Über 96 Prozent der Delegierten des Parteitags votierten für das leicht
       veränderte Konzept des Vorstands. Und Ex-Chef Oskar Lafontaine stellte sich
       gleich voll hinter die umstrittene Parteispitze.
       
 (DIR) Bundesparteitag der Linken: Ein bisschen Frieden
       
       Die Verabschiedung des Leitantrags zur Friedenspolitik zeigt die
       Zerrissenheit einer Partei, in der nur eins sicher ist: Gegen Oskar
       Lafontaine geht nichts.