# taz.de -- G-20-Gipfel in Cannes: Gipfelgegner kriegen die Krise
       
       > Nur wenige Demonstranten und keine klaren Botschaften: Zu den Protesten
       > gegen den G-20-Gipfel in Frankreich kommen weit weniger Menschen als bei
       > früheren Konferenzen.
       
 (IMG) Bild: Protestaktion gegen das G-20-Gipfeltreffen im südfranzösischen Cannes.
       
       CANNES taz | Der griechische Regierungschef Giorgos Papandreou hat mit
       seiner Ankündigung, das Volk über Rettungs- und Sparpakete abstimmen zu
       lassen, die internationale Politik und die Finanzmärkte verunsichert. Doch
       zumindest an einer Stelle war ihm Beifall sicher: Unter den etwa 7.000
       Demonstranten gegen die Gruppe der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen (G
       20) am Dienstagabend im südfranzösischen Nizza brandete Jubel auf, als die
       Nachricht von der Volksabstimmung über Lautsprecher bekannt wurde. Auch das
       globalisierungskritische Netzwerk Attac begrüßte die Entscheidung für das
       Referendum als "Erfolg der Proteste gegen Sozialkürzungen und
       Demokratieabbau".
       
       Eine tiefere Analyse der jüngsten Entwicklungen der Eurokrise gab es nicht.
       "Wir haben dazu keine klare Meinung", sagte Gildas Jossec, einer der
       Organisatoren der Demonstration. Auch im Programm des Gegengipfels, der bis
       Freitag in Nizza stattfindet, taucht das Hauptthema des G-20-Treffens -
       eine Lösung für die Eurokrise - kaum auf. Stattdessen finden sich dort
       Themen wie die Finanztransaktionssteuer oder die Landwirtschaft.
       
       Auch in den Mitteilungen der Nichtregierungsorganisationen gibt es keine
       klare gemeinsame Botschaft: Der WWF will von der G 20 mehr Klimaschutz,
       Misereor fordert die Stabilisierung der Nahrungsmittelpreise, World Vision
       möchte mehr Maßnahmen gegen Kindersterblichkeit, und Oxfam verlangt mehr
       Entwicklungshilfeausgaben, die im kommenden Jahr wegen der Finanzkrise um
       9,5 Milliarden Dollar zu sinken drohen.
       
       Die zentrale Forderung bei der Demonstration war, dass die Finanz- und
       Schuldenkrise nicht als Vorwand für weitere Sozialabbau-, Privatisierungs-
       und Umverteilungsmaßnahmen von unten nach oben genutzt werden dürfe. Doch
       die Teilnehmerzahl - die Polizei sprach von 5.000, die Veranstalter von
       10.000 Demonstranten - blieb im Vergleich zu früheren internationalen
       Gipfeltreffen gering.
       
       "Die Menschen sind derzeit weltweit auf den Straßen, darum sind weniger
       nach Nizza gekommen", lautete die Begründung von Organisator Jossec. Zudem
       seien potenzielle Demonstranten aus dem nahen Italien dadurch abgeschreckt
       worden, dass die französische Regierung verschärfte Grenzkontrollen
       angekündigt hatte.
       
       Unverkennbar waren aber auch organisatorische Probleme: Die linke Szene
       Frankreichs tut sich angesichts des laufenden Wahlkampfs schwer mit
       gemeinsamen Mobilisierungen. Weder die sozialistische Partei noch die ihr
       nahestehenden Gewerkschaften hatten sich beteiligt.
       
       Zudem ist die Linke an der wohlhabenden Côte dAzur traditionell schwach
       verankert. Radikalere Gruppen hatten sich zurückgezogen, seit klar war,
       dass die Proteste weit vom eigentlichen Gipfelgeschehen entfernt
       stattfinden sollte. Denn im von 12.000 Polizisten bewachten Cannes sind
       Demonstrationen nicht erlaubt. Und selbst in Nizza zog die Demonstration
       überwiegend durch menschenleere Außenbezirke.
       
       2 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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