# taz.de -- Ärger um „Reader“: Lesefehler bei Google
       
       > Marktführer Google hat seinen bei Newsjunkies beliebten Reader
       > teilkastriert. Was Nutzer im Westen nervt, zerstört im Iran eine
       > Möglichkeit, Zensur zu umgehen.
       
 (IMG) Bild: Google-Chef Larry Page macht Nachrichtenfreaks das Leben schwerer: Der neue Reader kann weniger und ist dazu auch noch unübersichtlicher.
       
       Der neue Google-Boss Larry Page räumt auf: Der Twitter-Klon Buzz wird
       [1][bald beerdigt], die PC-Suche Google Desktop hat bereits das Zeitliche
       gesegnet und Fast-Flip, mit dem Verlage ihre Web-Inhalte hübscher
       präsentieren können, muss auch dran glauben.
       
       Bislang sorgten die Konsolidierungsmaßnahmen nur vereinzelt für Aufruhr
       unter Nutzern. Beim gerade umgestalteten Nachrichtenleseprogramm [2][Google
       Reader] ist das nun ganz anders: Über 10.000 Menschen unterzeichneten in
       kurzer Zeit eine Petition, die Web-App doch bitteschön nicht anzutasten.
       
       Reader ist eines jener Google-Produkte, die bei Otto-Normal-Nutzern unter
       dem Radar blieben. Newsjunkies und Nerds bevölkern den im Herbst 2005
       gestarteten Dienst dagegen in Scharen. Die Anwendung erlaubt das Lesen von
       [3][RSS-Nachrichtenströmen] im Web sowie mittels zahlloser Anwendungen auf
       PC, Smartphone oder Tablet.
       
       Über den Standard RSS werden neue Beiträge auf Websites signalisiert. Man
       muss also nicht mehr auf zig Angeboten herumsurfen, sondern erhält alle
       News an einem Ort präsentiert. Interessiert ein Artikel, der via RSS meist
       in Form von Überschrift und kurzem Anreißer dargestellt wird, klickt man
       sich eben durch.
       
       Google Reader bot aber seit einigen Jahren mehr als nur das reine Anzeigen
       von News. Die Entwickler haben ihm einfache soziale Funktionen beigebracht,
       mit denen es möglich ist, interessante Beiträge mit anderen Reader-Nutzern
       zu teilen und solche „Best of“-Kompilationen zu abonnieren. Auch konnte man
       sich im Reader kurze Notizen anlegen, um Neuigkeiten später einfacher
       wiederzufinden.
       
       ## Rudimentäre Unterstützung für Google+
       
       Mit dem vor wenigen Tagen durchgeführten Relaunch von Google Reader sind
       die sozialen Funktionen nun vollständig entfernt worden. Grund dafür ist
       offensichtlich, dass Google solcherlei Dinge künftig in sein neues Netzwerk
       Google+ integrieren will, von dem man sich eine echte Chance gegen Facebook
       erhofft.
       
       Reader hat seit der Neugestaltung denn auch eine rudimentäre Unterstützung
       für Google+. So kann man Nachrichten ein „+1“ verpassen (Googles Äquivalent
       zum „Like“-Knopf) und sie mit Google+ teilen.
       
       Ansonsten wurde auch die Optik überarbeitet, doch das ebenfalls nicht
       unbedingt zum Vorteil: Für Nachrichten bleibt weniger Platz als vorher und
       die neue Farbwahl sorgt kaum für Übersicht. Am schlimmsten bleibt aber das
       Weglassen der „Social Features“. Nutzer im Westen nervt das nur, doch in
       Zensurländern wie dem Iran ist das ein echtes Problem. Dort wird Google
       Reader im Gegensatz zu Google+ nämlich nicht zensiert.
       
       So war es möglich, interessante Beiträge mit anderen iranischen Nutzern zu
       teilen, auch wenn die Original-Website vielleicht blockiert wurde: Die
       Google-Reader-Sharing-Funktion machte zumindest den RSS-Anriss lesbar.
       Google ist das Problem bekannt - es wurde schon vor dem Relaunch
       [4][kommuniziert]. Trotzdem hat das Google Reader-Team bislang keine
       Lösung.
       
       Die Verärgerung um das neue Design ist unterdessen nicht nur unter den
       Nutzern groß. Auch zwei ehemalige Mitglieder des Google Reader-Teams, ein
       [5][Projektmanager] und ein [6][Designer], zogen in ihren Blogs mächtig vom
       Leder.
       
       Der Ex-Designer bot Google sogar an, eine bessere Neugestaltung der
       Leseanwendung vorzunehmen. „Ich würde für drei Monate einen Vertrag
       annehmen und die Funktionalität von Google Reader wieder herstellen
       beziehungsweise verbessern - und zwar im Sinne der neuen visuellen Vorgaben
       von Google.“ Dafür werde er sogar seine aktuellen Projekte verschieben.
       „Google Reader soll weiter der beste Newsreader bleiben.“
       
       3 Nov 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://crave.cnet.co.uk/software/google-kills-off-buzz-tells-you-how-to-save-your-posts-50005840/
 (DIR) [2] http://reader.google.com
 (DIR) [3] http://de.wikipedia.org/Swiki/RS
 (DIR) [4] http://techcrunch.com/2011/10/25/iranians-upset-over-google-reader-changes/
 (DIR) [5] http://brianshih.com/78073742
 (DIR) [6] http://fury.com/2011/11/my-offer-to-google-reader/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Google
       
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