# taz.de -- Das Krisenglossar Teil 5: Der Hebel
       
       > Das Hebelgesetz gilt nicht nur für die Wippe. Es liegt auch dem
       > Euro-Rettungsfonds zugrunde. Die taz stellt die wichtigsten Vokabeln aus
       > der Finanzkrise vor.
       
 (IMG) Bild: Weiß doch jedes Kind, wie das Hebelgesetz funktioniert...
       
       Die Wirkung des Hebelgesetzes kann man überall im Alltag beobachten: beim
       Einkaufskisten tragen, beim Umgraben des Gartens, beim Fegen der Küche oder
       beim Steuern eines Paddelbootes. Oder auch auf dem Kinderspielplatz an der
       Wippe: Je länger der Hebelarm ist, umso weniger Kraft braucht man, um ein
       Gewicht auf der anderen Seite zu heben. So können auch zwei ungleich
       schwere Kinder wippen oder sich im Gleichgewicht halten, wenn das schwerere
       dichter an den Hebelpunkt in der Mitte heranrückt.
       
       Obwohl die Akteure an den Börsen häufig schlicht dem Herdentrieb folgen,
       gibt sich die Finanzbranche gerne naturwissenschaftlich. Deswegen hat sie
       den Hebel erfunden, der vor allem von Hedge Fonds genutzt wird. Das Prinzip
       ist schlicht: mit relativ wenig Geld eine größere Wirkung erzielen, als im
       Normalfall möglich wäre. Erreicht wird dies, in dem man den eigenen
       Hebelarm verlängert, also zum eigenen Geld fremdes - etwa in Form von
       Krediten - dazuholt.
       
       Der Effekt dieser Erhöhung des Wetteinsatzes ist klar: Spekuliert man so
       auf fallende oder steigende Kurse, lässt sich bei Erfolg mehr Gewinn
       herausholen. Geht die Wette nicht auf, ist das eigene Geld futsch - hinzu
       kommen die Kosten für den Kredit. Problematisch kann das dann natürlich
       auch für den Kreditgeber sein.
       
       Auch beim Euro-Rettungsfonds EFSF soll der Hebel zum Einsatz kommen. Der
       Fonds kann Hilfen in Höhe von bis zu 440 Milliarden Euro vergeben; dabei
       bürgt Deutschland für 211 Milliarden Euro. Durch Hinzuziehung privater
       Gläubiger soll sich der Gesamtumfang des Fonds auf über eine Billion Euro
       erweitern. Warum aber soll jemand dem Fonds zur Seite springen? Weil er
       sich gute Renditen versprechen kann und sein Einsatz zu einem gewissen Teil
       versichert ist. In Frage kommen dabei große Banken oder auch Staatsfonds,
       die über viel Liquidität verfügen und Schwierigkeiten haben, ihr Geld
       gewinnbringend anzulegen. Bislang zeigen sich die von den Europäern
       umworbenen Geldgeber aber zugeknöpft.
       
       Ein Beispiel: Wenn Griechenland 100 Milliarden Euro Hilfen bekommt,
       garantiert der Fonds davon 20 Milliarden; den Rest übernehmen private
       Investoren. Diese bekommen bei einem Ausfall der Hilfen - wenn also
       Griechenland nicht zahlen kann - die 20 Milliarden, die der Fonds
       garantiert. So verringert sich das Risiko für die Investoren. Allerdings
       muss der Fonds immer zuerst zahlen, wenn etwas in die Hosen geht, da er die
       Garantien ausgesprochen hat.
       
       8 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Richard Rother
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