# taz.de -- Doppelte Staatsbürgerschaft im Bundestag: Jeder nur einen Pass
       
       > In Deutschland lebende Ausländer müssen sich auch künftig für eine
       > einzige Staatsbürgerschaft entscheiden, sobald sie volljährig sind. Der
       > Bundestag lehnte einen Vorstoß der Opposition ab.
       
 (IMG) Bild: Ent oder weder: Auch in Zukunft müssen sich in Deutschland lebende Ausländer für einen Pass entscheiden.
       
       BERLIN dapd | Eine doppelte Staatsbürgerschaft für Ausländerkinder in
       Deutschland wird es in der Regel auch künftig nicht geben. SPD, Grüne und
       Linke scheiterten am Donnerstag im Bundestag mit Vorstößen, das sogenannte
       Optionsmodell abzuschaffen. Danach müssen sich in Deutschland geborene
       Kinder von Ausländern mit Erreichen der Volljährigkeit zwischen der
       deutschen Staatsangehörigkeit und der ihrer Eltern entscheiden.
       
       "Diese Optionsregelung funktioniert nicht", sagte SPD-Fraktionschef
       Frank-Walter Steinmeier. Auch wenn die SPD ihr 1999 zugestimmt habe, müsse
       sie jetzt "nachholen, was wir in der Vergangenheit schuldig geblieben
       sind". Auch der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele nannte die
       Regelung einen Fehler. Aber nur mit diesem Fehler habe das reformierte
       deutsche Staatsangehörigkeitsrecht durch den damals von der Union
       dominierten Bundesrat gebracht werden können.
       
       Das Gesetz regelt, dass ein in Deutschland geborenes Kind ausländischer
       Eltern automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit neben der
       Staatsangehörigkeit der Eltern erhält, wenn sich ein Elternteil seit
       mindestens acht Jahren in Deutschland aufhält. Das Kind muss sich jedoch
       mit Eintritt der Volljährigkeit zwischen beiden Staatsangehörigkeiten
       entscheiden. Fällt die Entscheidung nicht bis zum 23. Lebensjahr, geht die
       deutsche Staatsangehörigkeit verloren.
       
       Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer sprach jetzt im Bundestag von einer
       "Debatte zur Unzeit". Erst 2008 hätten die ersten Ausländerkinder das Alter
       für die Option erreicht. Sie hätten mit der Entscheidung noch Zeit bis
       2013. Mayer plädierte dafür, die 3.000 bis 5.000 Betroffenen pro Jahr zu
       befragen und vor einer Gesetzesänderung die Evaluierung abzuwarten.
       
       Der FDP-Abgeordnete Hartfrid Wolff argumentierte, wer beide
       Staatsbürgerschaften habe, werde "nirgendwo als gleichberechtigter
       Mitbürger akzeptiert". Der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour widersprach
       vehement. Mit "Loyalitätsparanoia" werde man den Hunderttausenden von
       Menschen nicht gerecht, die in Deutschland schufteten.
       
       Grünen-Fraktionschefin Renate Künast verwies auf den Fachkräftemangel in
       Deutschland und sagte, es gehe bei der Gesetzesänderung nicht um die "Gnade
       der Einbürgerung", sondern um knallharte deutsche Interessen.
       
       10 Nov 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kommentar Doppelte Staatsbürgerschaft: Zeit für zwei Pässe
       
       Es ist richtig, dass die SPD die Debatte über den Doppelpass neu eröffnet.
       Der faule Kompromiss namens "Optionspflicht" war für Nicht-EU-Bürger von
       Anfang an ungerecht.