# taz.de -- Kolumne Wortklauberei: Vorerst bescheuert
       
       > Und was hätten Sie sich im Zusammenhang mit dem "Comeback" von KTG
       > gewüsnscht?
       
       Jetzt sind sie ganz traurig bei der CSU. Weil der zu Guttenberg total so
       der fiese Typ ist, irgendwie. Menno. Aber das hatte man ja nicht ahnen
       können, zumindest nicht, wenn man so eine mutmaßliche Vollklatsche hat wie
       der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.
       
       "Wer von seiner politischen Familie solche Solidarität erfährt", weint der
       über das CSU-Geläster von Guttenberg, "der sollte davon auch wieder etwas
       zurückgeben." Und: "Ich hätte mir schon gewünscht, dass er das jetzt in
       seinen ersten Erklärungen etwas mehr berücksichtigt."
       
       Nun kann es einem ja mit gutem Recht vollkommen egal sein, was sich
       Alexander Dobrindt so alles wünscht, wenn der Tag lang ist. Genauso gilt:
       Undank ist der Welten Lohn, zumal, wenn man es mit einem bizarren Egomanen
       zu tun hat, der für sein eigenes Fortkommen eben nicht nur seine
       Großmutter, sondern seine ganze politische Familie verkaufen würde. Dabei
       hatten sie sich wirklich derart ins Zeug gelegt!
       
       Der damalige CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich - Sie wissen schon:
       das ist der jetzige Bundesinnenminister, dem auf die Sache mit den
       Zwickauer Nazis tagelang so gar nichts Knackiges zu sagen einfallen wollte
       - war im Frühjahr sofort zur Stelle gewesen und hatte den Juraprofessor
       Fischer-Lescano, der Guttenbergs Plagiat aufgedeckt hatte, der Verschwörung
       bezichtigt. Es handle sich da um einen "politisch motivierten Angriff von
       ganz links außen" und: "Dieser Angriff aus der linken Szene ist nichts
       weiter als eine politische Sauerei."
       
       Ja, es waren einige der dümmsten und verleumderischsten Sätze, die das
       ganze Jahr im politischen Betrieb in Deutschland gesagt worden sind.
       Friedrich machte sich aufopferungsvoll zum Deppen, for the love of Gutti -
       und nun dies. Er gibt keine Liebe zurück. Dafür tut er kranken Kindern was
       Gutes, der edle Graf.
       
       Warum muss das eigentlich vermeldet werden, mit einer eindringlichen
       Penetranz dazu, dass die (lächerlichen) 20.000 Euro, die zu Guttenberg zur
       Abgeltung seines Plagiatsfalls zahlen muss, an die Deutsche
       Kinderkrebshilfe gehen? Warum muss die Botschaft gesendet werden: "Wie du
       auch klaust, lügst und betrügst - es kann letztlich was Gutes für kranke
       Kinder haben"?
       
       Die 256 Euro, die ich letztens abdrückte, weil mein Auto abgeschleppt ward,
       musste ich ganz schnöde der Polizei geben; keine Ahnung, was die damit für
       Unfug anstellen, und keine tränengerührte Oma, die mir auf die Schulter
       geklopft hätte. Und warum muss eigentlich Giovanni di Lorenzo da seine Nase
       und seinen Namen reinhalten und die Hebamme machen für dieses hirnweiche
       "Comeback"? Hat der kein Zuhause? Zu wenig zu tun? Kommt nicht schon genug
       Kohle damit rein, dass er Helmut Schmidt seit Jahr und Tag an der Pupe
       schmatzt?
       
       Oder findet er die Persönlichkeit Karl-Theodor zu Gutti einfach so
       faszinierend und bedeutend, dass er sich diesem ambitionierten Projekt
       nicht verschließen konnte: Den Typ 208 Seiten lang mal so richtig
       flatratemäßig ablabern zu lassen - ohne Gel und Brille! Eine
       Riesengschicht. Da wäre man ja kein Journalist, wenn man dazu nein sagen
       würde. Äh, oder umgekehrt?
       
       30 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Josef Winkler
       
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