# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Bildungsreise nach Europa
       
       > Lukas Podolski spielt womöglich seine letzte Saison in Köln. Experten
       > raten dem Prinzen zum Sprung ins Ausland. Doch wo soll Poldi hin?
       
 (IMG) Bild: Wird er aus der Liga gemobbt? Lukas Podolski.
       
       Lukas Podolski hat durchaus auch einen starken rechten Fuß. Jedenfalls beim
       Gasgeben in seinem mächtigen Mercedes: In Köln war er vergangenen Montag
       heftig auf den Vordermann gekracht, woraufhin die 15-monatige Fabienne mit
       blutunterlaufenem linken Auge aussah wie in einem Zombiefilm (Haarriss
       Nasenwurzel).
       
       Umstritten ist, ob sich Prinz Bleifuß gar nicht oder nur verspätet nach dem
       Wohlergehen des Mädchens erkundigt hat. Zuletzt brachte er ihr jedenfalls
       FC-Devotionalien ins Spital, darunter zwei Schnuller.
       
       Podolski, keine Frage, spielt eine starke Saison (11 Saisontore). Neulich,
       ausgerechnet beim schmählich vergeigten Derby gegen Gladbach (0:3), war er
       quasi unsichtbar, am Samstag in Stuttgart aber rettete er seinem schwachen
       Team durch einen verwandelten Elfmeter und ein Last-Minute-Tor einen
       glücklichen Punkt. Bitter für den FC: Poldis zweite Kölner Amtszeit scheint
       bald zu enden.
       
       Zuletzt verkündete die höchste Instanz deutscher Ballbewegung, Franz I.:
       "Poldi ist reif für das Ausland." Auch Joachim Löw und andere
       Branchengrößen haben schon gesagt, man könne sich den Abgang gut
       vorstellen. Ist das Ausland für Lukas Podolski besser als die Bundesliga,
       die angeblich spannendste, ausgeglichenste, zuschauerprallste Liga der
       Welt?
       
       ## Es klingt nach Abschiedsgruß
       
       Es scheint, als wolle man Lukas Podolski, 26, freundlich aus der Liga
       mobben. Der chronisch Unreife möge sich entwickeln, heißt es. Wohin? Zu
       was? Sein Spiel ist die Dynamik, die sich bisweilen so wunderbarer Urgewalt
       entlädt. Podolski ist kein Teamspieler, taktische Finessen sind nicht sein
       Ding. Ob ihm das in der reifen Ferne jemand beibiegen kann? In Köln haben
       sie im Sommer mangels längerfristigem Vertrag auch keine Argumente mehr.
       Und kein Geld.
       
       Das Reifegeschwätz hat Gründe. Es soll mit großem Vorlauf Proteste von Fans
       ausbremsen, die Podolski für ihr Stadt-Eigentum halten. Podolski moserte
       zuletzt über "immer die gleiche Leier": schwaches Mitteam, keine
       Verstärkungen, Abstiegskampf, Gewurschtel beim FC. Und er sagt, ihm fehle
       "genügend Rückhalt". Köln gibt dem Vollkölner zu wenig Köln - das klingt
       schon nach Abschiedsgruß.
       
       Wenn Europa mangels Kölner Klasse nicht zu Podolski kommt, dann will er
       eben nach Europa. Nur wohin? Topadressen wie Barca, Real und Manchester
       werden sich kaum um ihn reißen, allenfalls 1b-Ware wie Valencia, Tottenham,
       Galatasaray oder jetzt Lok Moskau. Auch von einem Arsenal-Flirt ist die
       Rede. Der FC blockt noch ab im "Poldi-Poker" (Boulevard). Vielleicht könnte
       Poldolski auch bei Lazio mit Kumpel Miro den DFB-Angriff für Brasilien 2014
       üben. Podolski will mit den Geißböcken "lockere Gespräche führen" und lässt
       wissen: "Ich denke jeden Tag nach." Worüber? "Über alles."
       
       Aber zuerst muss die Sache mit Fabienne aus der Welt. Die Polizei ermittelt
       wegen fahrlässiger Körperverletzung.
       
       4 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Müllender
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball-WM 2014
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Interview über Brasiliens WM-Vorbereitung: "Spielwiesen für das Großkapital"
       
       UN-Berichterstatterin Raquel Rolnik beklagt, dass in den WM-Städten
       zehntausende Familien zwangsumgesiedelt werden. Anstatt einer
       partizipativen Planung gebe es so mehr Obdachlose.
       
 (DIR) Champions-League-Gruppenspiele: Dortmund ist zu klein für Europa
       
       Das Fußballwunder von Dortmund blieb aus. Der BVB verspielt eine klare
       Führung und wird Gruppenletzter. Leverkusen schenkt gegen sportlich
       limitierte Belgier den Gruppensieg her.
       
 (DIR) Mönchengladbach gegen Dortmund: Hohes Tempo, intensives Spiel
       
       Unentschieden klingt unspektakulär. Doch die ersatzgeschwächten Borussen
       aus Mönchengladbach und der Meister aus Dortmund zeigten trotzdem pure
       Unterhaltung.
       
 (DIR) Bayern München wieder Tabellenführer: Arjen Alleinikow schlägt zu
       
       Zur Bewältigung seines schweren Schicksals bekommt Bayerns Problemstürmer
       Robben zwei Elfer-Tore von den lieben Kollegen geschenkt. Aber jubelt
       lieber alleine.
       
 (DIR) Wolfsburg kann Mainz nicht schlagen: Magath fürchtet Kontaminierung
       
       Nach dem 2:2 gegen Mainz ist VfL-Chef Felix Magath weiter auf der Suche
       nach Ursachen und Schuldigen für das Wolfsburger Elend. Braucht Wolfsburg
       neue Spieler?
       
 (DIR) 15. Bundesliga-Spieltag: Bayern wieder an der Spitze
       
       Mit einem 4:1-Sieg gegen Bremen kämpfen sich die Münchner erneut auf den
       ersten Platz der Tabelle. Das Duell der Borussen endet unentschieden. Und
       Podolski rettet Köln vor der Niederlage.