# taz.de -- Soziale Verdrängung: Vermieter denken zu kurzfristig
> Obwohl längst bekannt ist, dass bezahlbarer Wohnraum knapp wird, leugnet
> dies die Chefin vom Wohnungsunternehmerverband unverdrossen.
(IMG) Bild: Randlage: Plattenbauten in Marzahn
Pressekonferenzen beim Wohnungsunternehmerverband sind traditionell ein
großer Spaß: Obwohl längst bekannt ist, dass bezahlbarer Wohnraum knapp
wird, leugnet dies die Verbandschefin unverdrossen. Das Spiel aus Frage und
Antworten wird so zum beherzten Boxkampf. "Verdrängung" ist für den Verband
ein politisch verbrämter Begriff - schließlich betrachtet sich das Bündnis
als die "Guten" am Markt. Viele ehemals städtische und landeseigene
Gesellschaften sind dort organisiert. Auch sie profitieren von den
steigenden Mieten und der Bereitschaft von Zuzüglern, viel Geld für eine
Wohnung im Trendkiez hinzulegen. Verdrängung einzugestehen hieße, sich als
Mitspieler zu bekennen.
Doch der Verband zeigt damit, dass seine Mitglieder genau so kurz denken
wie private Immobilienhaie: Wer Verdrängung leugnet, kann nicht gegen sie
angehen. Wer nicht gegen Segregation angeht, wird dies teuer bezahlen.
Mischung und Vielfalt in einem Viertel sind der beste Garant für gleiche
Bildungschancen und das wirksamste Mittel gegen Kriminalität und
Verwahrlosung.
## Segregation ist teuer
Soziale Brennpunkte hingegen schmälern die Gewinne von Wohnungsunternehmen.
Konkret in den betreffenden Vierteln, letztlich indes für alle Akteure in
der Stadt: Die Gesamtfolgekosten einer verfehlten Stadtentwicklung kommen
Staat und Unternehmen teuer zu stehen. Wer langfristig und strategisch
denkt, wird sich hinstellen und sagen: Ja, es gibt Verdrängung. Ja, wir
gehen jetzt gemeinsam dagegen vor - solange wir es noch können.
6 Dec 2011
## AUTOREN
(DIR) Kristina Pezzei
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